Zum 31. August schließt der AWO Bezirksverband Unterfranken e.V. die Jugendwohngruppe in Ochsenfurt. Mit Bedauern sehen sich die Verantwortlichen zu diesem Schritt gezwungen, heißt es in einer Pressemitteilung des AWO-Bezirksverbands, der folgender Text entnommen ist.
Begründet liegt die Schließung in der jahrelang angespannten Personalsituation und der defizitären Finanzierung der stationären Jugendhilfe. „Wir bedauern es sehr, dass wir nach mehr als drei Jahren erfolgreicher pädagogischer Arbeit unsere Jugendwohngruppe in Ochsenfurt aufgeben müssen und wir den Kindern und Jugendlichen in dieser Form keine Betreuungsplätze mehr anbieten können“, betont Cornelia Staab, Bereichsleitung Kinder, Jugend und Familie bei der AWO Unterfranken.
„Wir haben lange nach Lösungen gesucht, doch schon seit Jahren war die Wirtschaftlichkeit nicht mehr gegeben. Der akute Personalmangel vor Ort stellte uns als Träger ebenfalls vor große Herausforderungen.“ Man finde keine Fachkräfte, besonders nicht für den Schichtdienst. Die Pandemie habe die Situation, wie in allen Pflegeberufen, weiter verschärft. „Nach sorgfältiger Abwägung haben wir daher im Verband die Entscheidung zur Schließung der Wohngruppe zum 31. August 2022 getroffen. Auch zum Wohle der Mitarbeitenden, die seit Langem am Limit waren, war es das einzig Richtige.“
Kostendeckung war nicht gegeben
In der vollstationären, therapeutischen Jugendhilfeeinrichtung wurden zuletzt acht Kinder und Jugendliche von neun Mitarbeitenden betreut. Vor allem für die Betreuten sei die Schließung ein herber Schlag, betont Staab. Für Kinder und Jugendliche, die durch schwierige Lebenssituationen in eine stationäre therapeutische Betreuung müssen, seien gerade solche Kleinsteinrichtungen genau das Richtige, da sie hier dank des hohen Personalschlüssels eng begleitet werden können. Doch genau solche Einrichtungen auf Dauer kostendeckend zu betreiben, sei im Prinzip nicht möglich, so auch im Fall Ochsenfurt: Über Jahre hinweg habe man die Wohngruppe im Defizit führen müssen, heißt es seitens des Trägers.
Bis zuletzt hatte man gehofft, für die Jugendhilfeeinrichtung eine Betriebsübergabe zu einem anderen Träger zu schaffen, betonten die Verantwortlichen. Doch angesichts der angespannten Personalsituation blieben die Gespräche leider erfolglos. „Darin haben wir noch eine Chance gesehen, doch wir können die Entscheidung des Trägers aus gegebenen Anlass natürlich nachvollziehen“, kommentiert Staab.
Rares Angebot vergleichbarer Einrichtungen
Für die aktuell verbliebenen Kinder und Jugendlichen werde in enger Zusammenarbeit mit den Jugendämtern nach passsenden Anschlussmaßnahmen gesucht, um eine fachlich gute Betreuung weiterhin zu gewährleisten. Dies stelle die Verantwortlich ebenfalls vor große Herausforderungen, da das Angebot an vergleichbaren Einrichtungen rar sei. Es müsse überregional vermittelt werden, doch das sei schwer, weil die Kinder hier verwurzelt und gebunden sind, zum Beispiel durch einen bevorstehenden Schulabschluss. „Auch dies verdeutlich noch einmal mehr die prekäre Lage der stationären Jugendhilfe“, ergänzt Staab.
Erleichtert sei man bei der AWO Unterfranken, dass zwei Mitarbeitende weiter in den eigenen Reihen in der nahegelegenen Übergangseinrichtung beschäftigt werden können.