Die erfolgreiche Kampagne für Ausbildungsberufe „Mach du dein Ding“ kommt nach Würzburg. Auf einer Pressekonferenz stellte der Leiter der Würzburger Agentur für Arbeit, Eugen Hain, die Arbeitsmarktsituation vor. „Wir haben eine sehr geringe Arbeitslosigkeit und mehr Stellen als Bewerber“, erklärte Hain, „aber eine gute Schulbildung ist weiterhin wichtig. Mit guten Noten kann man sich sein Unternehmen ohne Probleme aussuchen“.
Das Problem für Handwerk und Industrie sei aber vor allem die hohe Anzahl an Studienanfängern. Viele ehemalige Schüler zieht es an die Hochschulen und nur noch wenige entscheiden sich für eine Ausbildung. 2015 waren 2,8 Millionen Studenten an deutschen Hochschulen eingeschrieben, während sich nur 1,3 Millionen für eine Ausbildung entschieden. Das bekommen lokale Unternehmen deutlich zu spüren.
Würzburg und Schweinfurt sind jetzt dazugekommen
Aus diesem Grund entwarf die Stadt Aschaffenburg zusammen mit Iris Wrede von der Werbeagentur MorgenWelt Media eine Kampagne, um jungen Leuten eine Ausbildung näherzubringen. Vor vier Jahren startete die Kampagne zusammen mit lokalen Unternehmen in Aschaffenburg. Ein Jahr später wurde die Initiative auf die Regionen Main-Kinzig-Kreis und Miltenberg ausgeweitet. 2016 sind Würzburg und Schweinfurt dazugekommen.
Zielgruppe von „Mach du dein Ding“ sind vor allem Schüler, die kurz vor ihrem Abschluss stehen und sich danach für ihren weiteren Lebensweg entscheiden müssen. Die Kampagne richtet sich an Absolventen von Mittelschulen, Realschulen und Gymnasien. „Mit dem Abitur ist beispielsweise eine Ausbildung als Sozialversicherungsfachangestellter bei uns möglich“, sagte Stephan Götz von der AOK Würzburg. „Man kann aber erst mal ein Praktikum machen und schauen, ob einem vielleicht der Bereich Medien gefällt“, fügte Alexandra Köth von der Würzburger Medienakademie hinzu.
„Informationen von Gleichaltrigen kommen einfach am besten an“
Das Besondere dieser Kampagne ist aber, dass Auszubildende selbst für ihre Berufe werben. „Das bleibt bei den jungen Leuten hängen. Informationen von Gleichaltrigen kommen einfach am besten an“, fasste Eugen Hain seine Erfahrung aus der Berufsberatung zusammen.
Mittlerweile nehmen rund 30 Unternehmen aus ganz Unterfranken an der Kampagne teil. Nicht nur bekannte Firmen wie die Deutsche Bahn stellen ihre Ausbildungs- und dualen Studiengänge vor, sondern auch regionale Einrichtungen wie die Bäckereikette „Der Brotmacher“ aus Klingenberg gehören dazu.
Die moderne Bäckereikette bildet neben dem Beruf Bäcker auch Konditoren, Bürokaufleute und Fachverkäufer aus. Den Azubis wird später die Möglichkeit geboten, in einer der 20 Cafés und Filialen zu arbeiten. Insgesamt gehören 350 verschiedene Ausbildungsgänge aus Industrie und Handwerk dem Netzwerk an.
Auch das Image von Berufen spielt eine Rolle
Trotzdem besteht vor allem in den Bereichen Papiertechnologie, Lagerlogistik, Hotel- und Baugewerbe akuter Nachwuchsmangel. „Trotz gutem Gehalt und Aufstiegschancen wählen viele Jugendliche Berufe, die sie aus ihrem persönlichen Umfeld kennen. Dadurch fällt es vielen Unternehmen schwer, neue Leute zu finden“, machte Iris Wrede deutlich. „Oft spielt auch das Image von Berufen eine Rolle. Frauen gehen traditionell in die kaufmännische Richtung, während Männer häufig technische Berufe ergreifen“.
Auf die Nachfrage, wie viele EU-Bürger und Flüchtlinge bereits vermittelt wurden, machten die Unternehmen auf ein Problem aufmerksam: Nicht nur viele EU-Bürger, sondern auch viele Flüchtlinge verfügen nicht über die Qualifikation, die für eine Einstellung nötig wäre. „Bedarf ist aber vorhanden“, fügten Stephan Götz und Alexandra Köth hinzu.
Das nächste Ziel stellte Iris Wrede bereits in Aussicht. „Nachdem wir seit 2016 auch in Würzburg aktiv sind, soll demnächst Darmstadt an das Netzwerk angeschlossen werden“.
Weitere Informationen über die teilnehmenden Unternehmen auf www. machdudeinding.de oder unter Tel. (06021) 3730122.