Am morgigen Dienstag wird der Geschäftsbetrieb der Bäckerei Altenhöfer vollständig eingestellt. Das Insolvenzverfahren wird zum 1. Juli eröffnet. Laut Rechtsanwalt Stefan Herrmann aus Würzburg hatte Geschäftsinhaber Enrico Schönfelder am 30. April den Insolvenzantrag gestellt, nachdem er „die Ende April fälligen Löhne an seine Angestellten nicht mehr zahlen konnte und die Bank nicht bereit gewesen war, eine höhere Überziehung des Kontos zuzulassen.“
Weil die Löhne ab April rückständig waren, endet der Insolvenzgeldzeitraum zum 30. Juni. Bis zum Schluss hatten Insolvenzverwalter Herrmann, Inhaber Schönfelder und Helmut Altenhöfer fieberhaft versucht, eine Lösung zu finden. Vor drei Jahren – zum 15. Juli 2012 – hatte Bäckermeister Altenhöfer den Familienbetrieb verkauft, der 1912 von seinem Großvater Emil gegründet, von seinem Vater Ferdinand Emil weitergeführt und von ihm seit 1971 geleitet worden war.
„Es war unser Ziel, das Unternehmen im Ganzen zu erhalten“, beschreibt Insolvenzverwalter Herrmann den nun verlorenen Kampf ums Überleben der Traditionsbäckerei mit ihrer Produktionsstätte in Hausen als Hauptsitz und weiteren neun Filialen. „Vielversprechende Verhandlungen mit einem bei Herrn Schönfelder beschäftigen Bäcker“ hätten stattgefunden. Dieser sollte den Geschäftsbetrieb zum 1. Juli fortführen und in die bestehenden Mietverträge eintreten.
Potentieller Nachfolger zog zurück
Um dem Bäcker eine hohe Anfangsinvestition zu ersparen, hätte der 67-jährige Vorbesitzer Altenhöfer mit Zustimmung der finanzierenden Bank die Produktionsmaschinen sogar zurückgekauft und sie dem künftigen Besitzer verpachtet. Aber am 23. Juni erklärte der potentielle Betriebsübernehmer seinen Rückzug. Einer der Gründe sei es gewesen, dass ihm der geringe Personalstand es nur schwer ermöglicht hätte, die Produktion der Backwaren aufrecht zu erhalten.
Aufgrund der ungewissen Zukunft hätten sich insbesondere die Mitarbeiter in der Produktion nach neuen Arbeitsplätzen umgesehen und sie angesichts der derzeit guten Konjunktur auch gefunden. Die übrig gebliebenen Arbeitnehmer werden ihre Kündigung erhalten. Einige Verkäuferinnen werden von der Bäckerei "Müllerbäck" in Kist übernommen. Diese Bäckerei wird zum 1. Juli die Filialen im Rewe-Markt Rimpar und in der Zellerau in Würzburg fortführen.
„Für die Produktionsstätte in Hausen und die anderen sieben Filialen konnten bislang keine Übernehmer gefunden werden“, bedauert Insolvenzverwalter Herrmann. Die Standorte würden ungünstig liegen und die „verhältnismäßig geringen Umsatzzahlen sind für größere Bäcker uninteressant“, erläutert der Rechtsanwalt. Beim Inhaberwechsel vor drei Jahren hatte die Bäckerei Altenhöfer noch 20 erfahrene Bäcker und Konditoren in der Backstube. Sie produzierten die Backwaren nach Traditionsrezepten frisch und stellten auch die Teiglinge für die Filialen in Arnstein, Gramschatz, Randersacker, Rimpar, Unterpleichfeld und Würzburg her. Schönfelder war damals stolz gewesen, dass er „auf den hervorragenden Stamm mit insgesamt 60 Mitarbeitern und auf die Strukturen der Bäckerei bauen kann“.
Traum geplatzt
Der „mittlere Handwerksbetrieb“ war aus einer kleinen Lohnbäckerei im Jahr 1912 hervorgegangen. Bei der Übernahme des Familienbetriebs hatte Betriebswirt und Prokurist Enrico Schönfelder versprochen, dass „bei der Bäckerei alles so weitergeht wie bisher“. „Es war schon immer unser Traum gewesen, selbstständig zu sein und einen eigenen Betrieb zu leiten“, hatte das Ehepaar Schönfelder aus dem Hausener Ortsteil Rieden damals gesagt. Es scheint, dieser Traum ist ausgeträumt. Insolvenzverwalter Herrmann regelt nun im Insolvenzverfahren die Abwicklung der bestehenden Verbindlichkeiten.