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WÜRZBURG: Bahnhofshalle war einmal richtig schön

WÜRZBURG

Bahnhofshalle war einmal richtig schön

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    Gerade jetzt, wo die Zustände am Bahnhof und seinem Umfeld auch in politischen Kreisen zum Ärgernis geworden sind, erinnern sich viele Bahnkunden an ein mächtiges Kunstwerk an der Längsfront der Empfangshalle. Es zeigte eine riesige Lokomotive aus Solnhofer Platten und an den Seiten Bahnarbeiter bei schweren Arbeiten.

    Warum ist es verschwunden? Und wo ist das Werk des Eichstätter Künstlers Alois Wünsche-Mitterecker heute? Stadtrat Willi Dürrnagel, der wohl eine der größten Sammlungen von alten Würzburger Ansichten besitzt, hat mehrere Ansichtskarten von diesem Wandschmuck in seinem Archiv. Bekannt war ihm, dass das Werk noch existiert und er vermutete es im Deutschen Museum in München. Unsere Recherchen haben ergeben, dass es tatsächlich im Bahnmuseum in Nürnberg die Wand eines Ausstellungsraumes ziert.

    Eingehend befasst mit Werk und Künstler hatte sich die Würzburger Architektur-Kritikerin und Kunsthistorikerin Suse Schmuck, die in einer Broschüre eine ausführliche Beschreibung geliefert hat. Demnach war dem Wandschmuck in Würzburg nur eine sehr kurze Zeit beschieden. Denn schon vier Jahre nach der Einweihung wurde das Kunstwerk wieder entfernt. Angeblich aus Sicherheitsgründen. Platten sollen sich durch Erschütterungem, die durch Züge ausgelöst wurden, gelockert haben. Schmuck vermutet allerdings eher, dass sich viele nicht mit dem Kunstwerk anfreunden wollten. Nicht einmal die Bundesbahnverwaltung, weil eine Dampflokomotive abgebildet war, die zu dieser Zeit schon der Vergangenheit angehören sollte. Schließlich feierte die Bahn auch in Würzburg gleichzeitig die zukunftsträchtige Elektrifizierung der Strecke.

    Für Kunstkenner handelte es sich bei dem Wandbild allerdings schon um etwas Besonderes. Schmuck schreibt von einer Lokomotive als „Röntgenbild“, das wie in einer technischen Schnittzeichnung das Innenleben der Maschine freilegt.

    Außergewöhnlich war auch die Technik des Künstlers. Das Werk bestand aus geätzten Kalktafeln. Für die damalige Zeit ungewöhnlich verwendete der Maler und Bildhauer Alois Wünsche-Mitterecker, der 1975 gestorben ist, kräftige Farben und erzielte lebhafte Kontraste. Das Plattenraster zog sich auch über die Seitenteile der Empfangshalle. Unverfälscht ist aber nur die Darstellung der Lokomotive noch im Nürnberger Bahnmuseum vorhanden.

    Die Wandflächen sind seit der Abnahme der Kacheln kunst- und schmucklos geblieben. Im Gegensatz zu anderen Bahnhöfen aus dieser Zeit, als meistens lokale Motive verwendet wurden, zieren diese großen Wandflächen nur noch zwei Uhren rechts und links, die große digitale Informationstafel und Werbung.

    Die Bahnhofshalle selbst steht allerdings nur bedingt im Blickpunkt der Kritik. Das sind vielmehr die völlig veralteten Toiletten und die schmuddelig-dunklen und komfort losen Zugänge zu den Bahnsteigen, die von der Bahn besonders sträflich vernachlässigt worden sind.

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