GAUBÜTTELBRUNN
Mit einem großen Fest feierte der Musikverein Eintracht 100
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jähriges Bestehen. Am Sonntag fand vor rund 800 begeisterten Zuhörern die Uraufführung der eigens für diesen Anlass komponierten „Barfuß-Polka“ statt.
Stolz und zufrieden ist Dirigent Lothar Heim. Immerhin hat er einen der bekanntesten deutschen Blasmusikkomponisten, Kurt Gäble zum Fest nach Gaubüttelbrunn holen können. Und Gäble kam mit etwas ganz Besonderem: einem Musikstück, das vom Musikverein in Auftrag gegeben wurde – der Barfuß-Polka.
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was Besonderes“, habe er zu Gäble gesagt. Das sei absolut gelungen. Etwas Tragfähiges für den gesamten Verein. Etwas, das für immer in Erinnerung bleiben wird. „Er hat sich ein Stück weit in uns hinein gedacht, das spiegelt die Polka wieder“, meint Heim.
Barfuß ist Gäble aber nicht zum Fest gekommen. „Mei Frau hat g'sagt, heut ist Sonntag, heut' ziehst mal g'scheite Schuh an“, witzelt er in dezentem Allgäuer Dialekt. Dennoch ist Barfuß-Laufen seine Passion. Seit 35 Jahren. Sommer wie Winter. Bei jeder Temperatur. Und das nicht nur, weil er immer wieder die von seiner Schwiegermutter selbst gestrickten Socken durchgewetzt hat.
„Barfuß laufen bedeutet zu spüren, wo man lebt, wo man steht, die Jahreszeiten und Temperaturen zu erleben. Es ist ein Stück Freiheit“, erklärt Gäble. Aber nicht nur das Barfuß laufen ist Passion für ihn, sondern auch die Musik. Schon als Bub sang er mit seiner Mutter zu Hause und auf dem Feld in Lauben im Unterallgäu zweistimmige Lieder.
Früh erkannte er, was er nicht kann, aber vor allem, was er kann. So lernte er Blockflöte, später dann Klarinette, Saxophon, Kirchenorgel und Klavier. Das Spielen aller Instrumente brachte er sich autodidaktisch bei. Genauso wie das Komponieren. Das tut er noch ganz klassisch wie die großen Meister – mit Bleistift und Papier. In seinen Blasmusikstücken will er vor allem eines ausdrücken: Wissen, wo die Wurzeln sind, aber auch mutig in die Zukunft sehen.
Seine Wurzeln sind im Unterallgäu, im 700-Seelendorf Lauben bei Memmingen. Hier ist er aufgewachsen, hier will er bleiben. Die Heimat, der Boden unter seinen Füßen, die Natur – all das inspiriert ihn. Aber wie wird man eigentlich Komponist? „Man muss neugierig sein von Grund auf“, sagt er.
Und schauen, wie das Leben passiert, was die Menschen brauchen, welche Nöte da sind, welche Sorgen, Hoffnungen und Träume. „Das versuche ich in Töne um zu setzen“, sagt der ehemalige Fachlehrer für Musik und Kunst. Seine fertigen Werke fährt er dann barfuß mit dem Fahrrad zu seinem Verleger nach Roth an der Roth.
Unzählige Werke hat er so auf den Weg gebracht. Musicals, kirchliche Stücke, Blasmusik. Und Arrangements von weltbekannten Titeln von Reinhard Fendrich, Reinhard Mey, den Beatles, um nur einige zu nennen. Erfolgreich ist er, sagt er über sich ohne dabei überheblich zu wirken. Seine Stücke werden in vielen Ländern Europas gespielt. Viele Preise heimste er schon ein.
Barfuß dirigiert er dann auch die drei Kapellen, die Musikkapelle Essfeld, die Fränkischen Jäger und die Gelchsheimer Musikanten, bei der Uraufführung seiner „Barfuß-Polka“. Lothar Heim sei erst etwas von dem Titel schockiert gewesen. Hatte eher an eine „Jubiläums-Polka“ gedacht. „Aber das bin ich ja nicht“, schmunzelt Gäble.
Alle begeistert
Doch am Ende sind alle begeistert. Die Vereinsmitglieder, allen voran Vorsitzender Thomas Haaf, genauso wie die Zuhörer, darunter Landrat Eberhard Nuß. Und auch der frisch gebackene Kirchheimer Bürgermeister Björn Jungbauer, dessen erster großer öffentlicher Auftritt das viertägige Fest war. „Toll, was der Musikverein mit allen ehrenamtlichen Helfern hier auf die Beine gestellt hat“, würdigt er.
Den Musikern rät Gäble am Ende seines Auftrittes, immer wieder neue und innovative Wege zu gehen. Vielleicht sogar barfuß.