Sie waren auf der Suche nach einem Jugendtreff und fanden einen Bauwagen. Den nach Mühlhausen zu bringen, war bereits ein größeres Unterfangen. Doch auch das schafften sie. Nun suchen die Mitglieder des jungen Vereins „Bauwagen Mühlhausen“ ein Grundstück, auf das sie ihren Treffpunkt, den Bauwagen, stellen dürfen.
„Eine Ebay-Anzeige im Jahr 2012 war letztlich im vergangenen Jahr der Grund für die Vereinsgründung im Estenfelder Ortsteil Mühlhausen. Zum Spottpreis wurde in der Internetbörse ein Bauwagen zum Verkauf angeboten. Die Gruppe junger Menschen aus Mühlhausen und Umgebung, die gerade auf der Suche nach einem Treffpunkt waren, reizte das und so griffen sie zu.
Nicht bedacht hatten sie damals allerdings, wie die Neuerwerbung überhaupt in den Landkreis Würzburg kommen sollte. Straßentüchtig nämlich war der Wagen nicht. Ihn also etwa mit dem Traktor hunderte Kilometer nach Unterfranken zu bringen, daran war nicht zu denken. Mal ganz abgesehen davon, dass die Fahrt abenteuerlich (und sehr lange) geworden wäre. Aufgegeben haben die jungen Leute deshalb dennoch nicht. Sie organisierten den Transport des Bauwagens auf einem Hänger. Als das gute Stück schließlich in Mühlhausen stand, war bei aller Freude die Ernüchterung groß, denn: Der Wagen war außen akzeptabel, das Innere jedoch verschimmelt.
Doch wer einen Traum – einen Jugendtreff im eigenen Ort – hat, den bremsen solche Hindernisse nicht. Die heute 19- bis 23-Jährigen entkernten den Wagen, kleidete ihn mit Holzlatten aus, bauten Theke, Sitzbank und Ofen ein – und fertig war der Jugendtreff. Vor knapp drei Monaten, am 8. November, wurde es offiziell: Gemeinsam gründeten sie den Bauwagen Mühlhausen e.V..
Doch es stellte sich ein neues Problem. „Der Bauwagen Mühlhausen sucht ein neues Grundstück“, war Ende 2015 auf Facebook zu lesen. Der bisherige Verpächter war verstorben und die Erben verlangten für das 300-Quadratmeter große Gelände, auf dem der Bauwagen stand, eine für die Jugendlichen unerschwinglich hohe Pacht, erzählt Jennifer Heinrich. „Sie wollten erst 600 Euro, ließen sich dann auf 450 Euro runterhandeln“, ergänzt Philip Müller, „immer noch viel zu viel für uns.“
Auch Bürgermeisterin Rosalinde Schraud, an die sich die jungen Leute in ihrer Not wandten, konnte nicht helfen. In Mühlhausen stand kein passendes gemeindliches Grundstück zur Verfügung. Und nach Estenfeld umziehen wollten die jungen Leute nicht. Auch die Suche bei Freunden, Verwandten und Nachbarn blieb zunächst erfolglos.
Da half Kommissar Zufall. Im Verlaufe der vielen Gespräche kam die Rede auch auf die Nachbarparzellen in dem ehemaligen Gartengelände, das nur noch wenige Gärtner zum Anbau nutzen. Und siehe da: Sechs Parzellen weiter wurde man fündig.
Und so wird das grüne Gefährt umziehen, sobald die Witterung es zulässt. Mitsamt dem Holzzaun, den die Gruppe selbst gebaut hat. „Erst dachten wir ja, wir müssen sofort weg“, erzählt Müller. Aber einen kleinen zeitlichen Aufschub konnten die Jugendlichen bei den jetzigen Verpächtern doch noch herausschlagen. Jetzt sind sie glücklich, es sich weiterhin in ihrem Bauwagen gemütlich machen zu können.
Um für die Zukunft mehr Geld in die Kasse zu spülen, planen sie im nächsten Herbst, die Jüngeren aus dem Ort an Halloween zum Kürbisschnitzen einzuladen. Generell öffnen aber wollen sie ihr selbst gestaltetes Domizil nicht. „Wir sind schon offen für Neue. Aber wer zu uns kommen will, muss zu uns passen.“
Info: www.bauwagen-muehlhausen.de