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WÜRZBURG: Bayerische Verdienstmedaille für die Würzburger Muslima Sema Kuzucu

WÜRZBURG

Bayerische Verdienstmedaille für die Würzburger Muslima Sema Kuzucu

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    Sema Kuzucu wurde 1965 als Türkin geboren, ist als Fünfjährige nach Deutschland gekommen und als Erwachsene Deutsche geworden. Sie ist Mutter dreier Kinder und Muslima; das Kopftuch trägt sie seit ihrem 14. Lebensjahr. Sie hält seit 15 Jahren Vorträge über den Islam, wo immer man sie darum bittet. Nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 bekam sie anonyme Drohbriefe; sie machte unter Polizeischutz weiter.

    Sie litt unter reißerischen Medienberichten über die Rolle der Frau im Islam. „Schlimme, falsche Geschichten“, klagte sie. „Was denken die Leute, die so etwas lesen, wenn sie mir in der Stadt begegnen?“ Muslimische Frauen würden so „in Gettos gepresst“.

    Sie traute dem Integrationswillen der nichtmuslimischen Gesellschaft nicht, und sie hatte Gründe. Die Stadt Würzburg etwa lud zu offiziellen Anlässen religiöse Würdenträger ein, aber keine muslimischen. Kuzucu vermisste die „Anerkennung der Muslime als Bürger Würzburgs“, und „Zeichen dafür, dass wir in der Stadt willkommen sind“. Die Enttäuschung saß tief.

    Sema und ihr Mann Yilmaz erinnerten sich an die Türkei als ein Land, in dem „die anderen, die spirituellen und schönen Dinge mindestens so wichtig sind wie das Materielle“. In Deutschland dagegen gelte der Mensch nur, wenn er etwas leiste. Sie war hier nicht zuhause und dachte häufig an eine Rückkehr in die Türkei – aber wohin? Sie war dort nicht aufgewachsen. Sie sagte: „Dort habe ich so nie existiert.“

    Sie war frustriert. Sie wollte, „dass man hier Muslimen einfach als Bürgern begegnet“ und zweifelte an sich selbst; sie klagte einmal, sie könne „anscheinend nicht rüberbringen, dass wir ganz einfach normal miteinander umgehen wollen“.

    Sie drängte sich nicht in die Öffentlichkeit und stand doch mittendrin, weil nur wenige Muslime den Dialog wagten. Wenn ihre Kraft aufgebraucht schien, kam Unterstützung von Leuten, von denen sie keine erwartete, wie vom evangelischen Dekan Günter Breitenbach und vom katholischen Weltanschauungsbeauftragten Alfred Singer. Der Dialog zwischen Christen und Muslimen war schwierig, aber fruchtbar, und mündete 2005 in die Gründung der Arbeitsgemeinschaft für christlich-islamische Begegnung. (ACIB). Sema Kuzucu wurde ihre erste muslimische Vorsitzende.

    Mitte 2007 stellten sich Erfolge ein. Das Rathaus gab dem wachsenden öffentlichen Druck nach und lud auch die Muslime zu städtischen Festakten ein. Im gleichen Jahr gründete die ACIB nach langen Verhandlungen, gefördert vom bayerischen Sozialministerium und von der Stadt Würzburg, die Kontakt- und Informationsstelle für Muslime. Für Kuzucu war das lange ersehnte Zeichen der Anerkennung der Muslime. Sie sagt, damit sei sie endgültig in Deutschland angekommen.

    Ministerin Stewens pries in der Münchner Residenz die „Beharrlichkeit und Tatkraft“, mit der Sema Kuzucu einen großen, einen wichtigen Beitrag zur Integration geleistet habe“. Die Geehrte sagt: „Diese Anerkennung kassiere ich nicht für mich persönlich. Die kassiere ich für die Muslime in dieser Gesellschaft.“

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