Vier Minuten Zeit gönnte sich der Oberickelsheimer Gemeinderat, um das traditionelle Acht-Uhr-Läuten der Kirchturmglocken verklingen zu lassen, bevor er zukunftsgerichtete Themen anging. Für zwei neue Baugebiete fasste das Gremium die Satzungsbeschlüsse, bei Geißlingen sollen 45 Hektar im Regionalplan als Vorrang- beziehungsweise Vorbehaltsgebiet für Windkraft ausgewiesen werden.
Die energiepolitische Lage hat sich verändert, der Gesetzgeber hat darauf reagiert. 1,8 Prozent der Fläche Bayerns soll nun laut Bürgermeister Michael Pfanzer bis 2033 für Windenergie zur Verfügung stehen. Das gilt für jede Region. Bei der jüngsten Bürgermeisterdienstversammlung sei man durch den Regionalen Planungsverband darüber informiert worden, sagte Pfanzer. Dabei habe es geheißen, wenn Gemeinden genügend Flächen meldeten, sei es gut. Wenn nicht, müsste man manche Gemeinden zu ihrem Glück zwingen. In diesen Flächen gilt die 10H-Regelung nicht.
In Geißlingen gebe es nun Flächen, die nicht in ein Vogelschutzgebiet fielen. Auch seien sie weiter von einer Bebauung entfernt, meinte Pfanzer, bevor er die Details von Erwin und Johannes Keller von der Uffenheimer Firma Ökoenergie erläutern ließ. Johannes Keller sprach von drei Windrädern, die dort entstehen könnten, eventuell vier. Könnten, weil abgesehen von der Aufnahme als Vorranggebiet auch noch Gutachten erstellt werden müssen, darunter ein artenschutzrechtliches. Denn man wisse aus Untersuchungen auf der benachbarten Gülchsheimer Gemarkung, auf der auch Windräder gebaut werden sollen, dass zum Beispiel der Rotmilan da ist. Pfanzer sagte dazu, dass der Waschbär ein größerer Feind des Rotmilans sei als ein Windrad. Für die Wiesenweihe gebe es in der Region viele Schutzgebiete, doch der Greifvogel verschwinde zusehends.
Bis zum Bau werden wohl drei Jahre vergehen
Das geplante Gebiet erstreckt sich im Viertelsbogen nördlich bis westlich von Geißlingen. Dabei beträgt der Abstand im Norden etwa 800 Meter, im Westen etwa 1000 Meter von der Wohnbebauung. Im Norden sei der Abstand weniger problematisch, weil es dort keinen Schattenwurf gebe, erklärte Johannes Keller.
Mit den Eigentümern sei bereits gesprochen worden. Auch die Pachtfrage sei geklärt. Wann sich dort aber Windräder drehen, dazu wollte Keller kein Datum nennen. Er vermutet, dass im nächsten Jahr der Regionalplan geändert wird. Drei Jahre werde es wohl dauern, bis gebaut werden könne.
Der Gemeinderat war einstimmig dafür, das Gebiet bei Geißlingen für die Aufnahme in den Regionalplan als Vorranggebiet für Windräder prüfen zu lassen. Johannes Keller wertete die Entscheidung als Vertrauensbeweis.
Grünes Licht gibt es nun für die Baugebiete "Am alten Graben" in Rodheim und "An der Dorfstraße" in Geißlingen. Tobias Schneider von Ingenieurbüro Arz ging mit dem Gemeinderat die Stellungnahmen der Träger öffentlicher Belange durch. In Rodheim sollen zwölf Bauplätze, in Geißlingen drei entstehen. Gravierende Einwände gab es nicht. Was Bauwerberinnen und Bauwerber grundsätzlich beachten müssen: Die Gemeinde will keine Steingärten.