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REGION WÜRZBURG: Beim Helm wird oft geknausert

REGION WÜRZBURG

Beim Helm wird oft geknausert

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    Seit dem schweren Skiunfall von Thüringens Ministerpräsident Dieter Althaus, bei dem eine Skifahrerin starb, wird bundesweit über eine Helmpflicht auf der Piste diskutiert. In den Sportgeschäften sind die Regale mit Skihelmen wie leergefegt. Auch in Würzburg und der Region ist der Bedarf so groß, dass man in den Sportgeschäften schon sehnlichst auf neue Lieferungen wartet.

    „Es gibt meist nur noch sehr teure Helme, die in den Profibereich fallen“, bestätigt ein Verkäufer in der Innenstadt. 200 bis 350 Euro – das ist den meisten Freizeit-Sportlern dann doch zu viel. Dass die Medien über den Promi-Faktor bei dem Thema so groß eingestiegen sind, freut die Fachleute – nicht nur wegen des gestiegenen Umsatzes. Sicherheit auf den Pisten ist plötzlich in aller Munde. „Die Leute sind aufgewacht“, sagt Andreas Gstein, Betreiber eines Ski- und Snowboardshops in Unterpleichfeld. Schon vor zwölf Jahren entschloss sich Gsteiner, selbst nur noch mit Helm auf die Skipiste zu gehen. Er trotzte nicht nur hämischen Bemerkungen, sondern überzeugte auch andere von der Notwendigkeit eines Skihelmes.

    „Ein Helm ist nicht nur irgendeine Bekleidung, er ist ein lebensnotwendiger Schutz.“

    Emanuel Thurneysen

    In seinem Skiverleih in Unterpleichfeld verfügt er schon seit Jahren über eine riesige Auswahl an Helmen. 400 Exemplare liegen zurzeit parat. Interessant ist das Angebot vor allem für Schulen. In vielen Klassen stehen jetzt Skifreizeiten an – und die Besorgnis der Eltern ist seit dem Unfall von Althaus enorm gestiegen.

    „Viele Schulen stellen die Ausrüstung, haben aber meist keine Helme“, sagt Gsteiner. Er versorgt Gymnasien und Realschulen in Würzburg, Veitshöchheim, Arnstein und im Landkreis Kitzingen. Endlich muss er sich den Mund wegen des Kopfschutzes nicht mehr fusselig reden, sagt er. So wie früher, als Eltern im Laden standen und nicht bereit waren, drei oder vier Euro zusätzlich für den Kopfschutz ihres Kindes auszugeben. Gsteiner fackelte nicht lange und bietet seit sieben Jahren Leih-Skiausrüstungen für Kinder inklusive Helm an.

    „Bei Ski bis zu einem Meter dreißig ist der Helm kostenfrei dabei“, sagt er. Dass Eltern ausgerechnet beim Helm für ihr Kind knausern, macht ihn dennoch immer wieder sprachlos.

    Ginge es nach Gsteiner, würden Kinder auch beim Rodeln und Schlittschuhfahren einen Helm aufsetzen müssen. „Das ist genauso gefährlich wie Inlineskating oder Fahrradfahren.“ Gerade beim Eislaufen sei die Gefahr, auf den Hinterkopf zu fallen, enorm hoch. Eltern stoßen allerdings bei ihrem Nachwuchs häufig auf Widerstand. „Uncool! Niemand trägt einen Helm beim Schlittenfahren und Eislaufen!“

    Doch der tödliche Schlittenunfall vor Weihnachten in der Rhön, bei dem ein 15-Jähriger gegen einen Baum raste und seinen schweren Kopfverletzungen erlag, hat viele Eltern nachdenklich gemacht. „Wenn ich sehe, wie unkontrolliert und mit welcher Geschwindigkeit da zum Teil den Hang runtergebraust wird, kann einem Angst und Bang werden. Vor allem, wenn man mit seinem Kind neben der Rodelbahn bergauf stapft“, sagt etwa Susann Strömer aus Würzburg, die ihrem dreijährigen Sohn genau deshalb nun einen Helm kaufen will.

    „Die Gefahr, auf einer Piste mit jemandem zusammenzustoßen, ist immens groß“, sagt auch Emanuel Thurneysen vom Blowout-Skate und Snowboardshop in Würzburg. Grund: Viele Wintersportler glauben, dass der, der einem hinten rein fährt, Schuld hat – und drehen sich deshalb nie um. Dabei, so Thurneysen, könnte ein regelmäßiger Schulterblick viele Unfälle verhindern. „Besonders fahrlässig handeln die Fahrer, die sich mitten auf die Piste setzen, oft noch hinter eine Kuppe. Die denken wirklich gar nicht mit“, beschwert sich der passionierte Snowboarder.

    In Sachen Helmschutz sei die Snowboardszene aber schon seit Jahren gut ausgerüstet. Helme werden sowohl von den Kids als auch von den Erwachsenen ganz selbstverständlich dazugekauft. Das, so räumt Thurneysen ein, liege aber auch daran, dass die Helme vom Styling gut zur Ausrüstung passten.

    Beim Snowboarden sind Rückenpanzer und Helm enorm wichtig. Wenn sich die Fersenkanten verhaken, ist kein Ausfallschritt möglich. Gerade Anfänger fallen oft und unvermittelt auf Po, Rücken und Hinterkopf. „Ein Helm ist ja nicht nur irgendeine Bekleidung, er ist ein lebensnotwendiger Schutz“, betont Thurneysen. Kein Wunder. Die Geschwindigkeiten, mit denen Wintersportler heute die Pisten runterbrettern, unterscheiden sich nicht von denen eines Mopedfahrers.

    „Die Technik und das Material haben sich völlig verändert“, sagt Dr. Sonnhild Schiöberg-Schiegnitz aus Würzburg. Die Ärztin, selbst passionierte Wintersportlerin, rät schon seit Jahren zum Tragen eines Helmes. Das Argument, dass man auch früher keinen Helm für Sportaktivitäten gebraucht habe, lässt sie nicht gelten. „Früher hatten wir auch meterhohen Schnee und lahme Holzschlitten. Heute haben wie vereiste hauchdünne Schneedecken, Kunstschnee und Skimaterial, das hohe Geschwindigkeiten zulässt.“

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