Auf dem Weg von der Traditionsweinstube zur nahegelegenen Marktplatz hängt seit einigen Wichen an einer Mauer ein Schild, das auf das Atelier von Bernhard Schwanitz hinweist. Wo früher Hinterhof-Tristesse herrschte, wird der Besucher nun von einem freundlich leuchtenden Gebäude empfangen.
Die Galerie von Schwanitz, die seit Ende März hier im Herzen der Altstadt zu Hause ist, ist mehr als nur ein Ausstellungsraum für Kunstwerke. Hier hat der Galeriechef auch seinen künstlerischen Arbeitsplatz – inmitten von eigenen Bildern und denen von anderen vorübergehend bei ihm ausstellenden Kollegen. Bernhard Schwanitz, Jahrgang 1965, ist nämlich nicht nur Galerist, sondern vor allem auch Künstler.
Aber der Reihe nach. Der Münchner Diplomdesigner war 20 Jahre lang erfolgreicher Chef einer Firma für Industriedesign und in der Konstruktion und Produktion tätig, nachdem er Automobildesign studiert hatte. Eigentlich wollte er ursprünglich künstlerisch arbeiten, erzählt er. Aber es kam dann anders. Zuletzt ist er nur noch durch die Welt geflogen und hat mit seinem Partner die Firma gemanagt. „Ich wollte dem hyperbeschleunigten Wahnsinn des Tuns dann ein Ende setzen“, berichtet der 45-Jährige.
Gesagt, getan. Da seine Frau aus Würzburg stammt, kannte er, der das pulsierende Münchner Großstadtleben gewohnt war, das vergleichsweise beschauliche Würzburg von mehreren Besuchen. Vor einem Jahr zog das Paar nach Würzburg, und Schwanitz hatte schnell sein künftiges Atelier ausfindig gemacht – in der Katharinengasse. zuerst einmal war Umbau und Renovierung angesagt, doch im März dieses Jahr war es dann so weit. Bernhard Schwanitz konnte sein Galerie-Atelier endlich eröffnen.
Betritt man von der Katharinengasse aus den Hof, blickt man auf das freundlich in Rot leuchtende Gebäude. Die Tür steht offen, ganz bewusst. Denn Bernhard Schwanitz will ein offenes Haus für alle. Deshalb gibt es jeden Dienstag von 16 bis 18 Uhr einen Galerieabend, zu dem alle eingeladen sind, die sich für Kunst und Kultur interessieren. „Das soll ein Treffpunkt werden zum Reden, Schauen, Austauschen, so eine Art Afterwork-Party“, erklärt Schwanitz. Künstler, Szenegänger, Schaulustige – alle sind willkommen. Auch Lesungen oder kleine musikalische Aufführungen sind dabei denkbar.
Überhaupt findet Schwanitz „reine Galerien“ zu geleckt und oft auch abweisend. Er will Kunst für jedermann präsentieren und das herkömmliche Galeriesystem durchbrechen. Auch mit seinen eigenen Arbeiten.
Vom Industriedesign zur Kunst
Zur Zeit arbeitet er noch an einem Motorrad, das er künstlerisch gestaltet. Es soll den Übergang markieren von der Zeit des Industriedesigns hin zur Kunst. Daneben hängen schon einige Serien seiner eigenen Bilder, die er „Microstructures“ nennt. Sie basieren auf freien Gemälden von Schwanitz, die der Galeriebesucher aber nicht zu sehen bekommt. Vielmehr hat Schwanitz aus diesen Bildern mit einer hochauflösenden Kamera kleine Ausschnitte fotografiert, diese auf Leinwand gedruckt und dann aufgezogen. Es handelt sich jeweils um limitierte Serien von zehn Stück. Derzeit zeigt Schwanitz fünf dieser Serien, deren Einzelbilder zwischen 200 und 300 Euro kosten, also auch für Kunstinteressierte mit kleinerem Budget erschwinglich sind.
Obwohl er früher im Team gearbeitet hat, findet er es „herrlich“, jetzt ganz auf sich allein gestellt zu sein. Endlich fühlt er sich von den Zwängen des erfolgreichen Industriedesigners befreit, in denen er 15 Jahre lang gefangen war. „Ich nehme die jetzige Arbeit aber genauso ernst wie die frühere“, sagt Schwanitz zu seinem neuen Leben als Künstler und Galerist. Und man sieht an seinem Ausstellungskalender, dass er sehr aktiv ist. Bis zum Jahresende ist die Galerie belegt. Aktuell zeigt er noch bis zum 15. Mai Aquarelle und Acrylbilder aus zwei Schaffensphasen der Malerin Monika Lang, die deutliche Unterschiede in der künstlerischen Ausdrucksweise aufzeigen.