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Betriebs-Babys erobern die Firma

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Betriebs-Babys erobern die Firma

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    Einmal im Monat fährt Ben in der Firma vor. Zum Meeting mit Kollegen. Da gibt es jede Menge zu besprechen - und viel zu tun. Absprachen sind wichtig, denn sonst nimmt Kollege Jonas womöglich wieder Fälle unter die Lupe, die man selbst schon bearbeitet hat. Den Schreibblock der Presse-Tante zum Beispiel. Oder deren Stiefel.

    Nachwuchsmitarbeiter Florian ist da ein bisschen zurückhaltender. Er verlässt sich in der allgemeinen Diskussion auf seine erfahrene Assistentin. Die stärkt ihm den Rücken, zaubert ihm warme Getränke in den Konferenzraum und räumt das nicht mehr benötigte Arbeitsmaterial weg.

    Derweil versuchen die Team-Kollegen Damian und Jonas Stirn an Stirn Stärke zu demonstrieren, um dann doch lieber ihren persönlichen Beraterinnen die Klärung der Angelegenheit zu überlassen.

    Jene Beraterinnen sind im wirklichen Leben junge Mütter und langjährige Betriebsangehörige beim Druckmaschinen-Hersteller Koenig & Bauer. Und die genannten Jungmanager tragen allesamt Windeln und sind zwischen sechs und neun Monate alt.

    "Neun Babys und Kleinkinder tummeln sich seit Juli regelmäßig in der Krabbelgruppe", erzählt Stefanie Rathmann, die das Familien-Konzept in der Personalabteilung betreut. Dazu gehört eben auch ein regelmäßiger Kontakt zu den früheren Kollegen. Betriebsluft schnuppern, nicht völlig abgekoppelt sein - mit der Krabbelgruppe lässt sich das gut realisieren.

    Außerdem hat man mit dem nahe gelegenen Kindergarten Dürrbachau eine Vereinbarung getroffen: "Wir belegen freie Plätze und übernehmen zur Hälfte den kommunalen Zuschuss, den die Gemeinde an Kinder aus dem Landkreis zahlen muss", sagt Rathmann. Die meisten der Koenig & Bauer-Angestellten wohnen im Landkreis, ein betriebsnaher Kindergarten ist für sie ideal.

    "Wie kann ich Zeit einsparen - das ist der Leitgedanke", sagt Rathmann. Denn in den meisten Bereichen ist Teilzeitarbeit nicht möglich. Die jungen Frauen, die vorher im Service tätig waren, bestätigen das. "Nur mal ein paar Stunden arbeiten, das ist vom Ablauf her schwierig", sagt Katja Flurschütz.

    "Die Arbeit im Kundendienst ist ein Fulltime-Job. Auch wenn es natürlich schön wäre, wenn man mit Teilzeit Arbeit und Familie verbinden könnte", meint Nadine Estenfelder aus Zellingen und nimmt Sohn Ben auf den Schoß.

    Kollegin Simone Münch hat jetzt schon Panik, wenn sie an die Trennung von ihrem Baby Florian in einem halben Jahr denkt. Dann ist der Kleine ein Jahr alt und sie wird wieder im Versand arbeiten. "Wenn ich abends heimkomme, ist er wahrscheinlich schon im Bett - dann habe ich nicht mehr viel von ihm."

    Joanna Funk, die im Marketing tätig war, hat sich wegen Söhnchen Damian für zwei Jahre aus dem Betrieb verabschiedet. "Mama sein ist schöner - aber deshalb hängt man die Arbeit nicht nicht gleich an den Nagel."

    Die Idee mit der Krabbelgruppe finden alle prima. "Man muss ja auch mal richtig jammern können", sagt Nadine Estenfelder.

    Um den jungen Familien den Rücken zu stärken, hat sich Projektleiterin Stefanie Rathmann noch mehr ausgedacht. So kommt zweimal in der Woche der Bügelservice des Sozial-Warenhauses "Brauchbar" in die Firma. Die Mitarbeiter nehmen die Wäsche mit und bringen sie auch wieder zurück. 1,50 Euro kostet der Service pro Hemd und kann von allen im Haus genutzt werden.

    Blitzblank

    Und wer sein Auto waschen lassen will, braucht dem Autoservice nur den Schlüssel zu überlassen. Dann kann er nach der Arbeit in ein blitzblankes Auto steigen.

    Personalleiter Volker Schiele und Stefanie Rathmann haben noch mehr Ideen, die Umsetzung ist aber auch immer eine Kostenfrage. Eines jedenfalls steht fest: Es tut sich was. Die Firma ist bemüht, den Kontakt zu den Müttern und Vätern in Elternzeit aufrecht zu halten. Dazu gehört auch die Zusendung betriebsinterner Mitteilungen, Zeitungen und Ausschreibungen.

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