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OCHSENFURT: Beweidung ärgert Landbesitzer und Wanderer

OCHSENFURT

Beweidung ärgert Landbesitzer und Wanderer

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    Ein kilometerlanger Elektro-Zaun ist im Ochsental entlang eines beliebten Wanderweges gespannt.
    Ein kilometerlanger Elektro-Zaun ist im Ochsental entlang eines beliebten Wanderweges gespannt. Foto: Fotos: Thomas Fritz

    Kilometerlange Elektrozäune im Ochsental Mannshohe Hunde am Panoramaweg. Rinder und Ziegen in den steilen Weinbergshängen. Und verärgerte Grundstücksbesitzer. Die untere Naturschutzbehörde beim Landratsamt Würzburg hat zwischen Sommerhausen und Ochsenfurt das Beweidungskonzept geändert – und bekommt jetzt dafür den Zorn der Jäger, Landbesitzer und Wanderer zu spüren.

    Das romantische Bild des Hirten, der mit seiner Schafherde in den Hängen des Maintals unterwegs ist, gehört der Vergangenheit an. Vor zwei Jahren musste der Ochsenfurter Schäfer nach 50 Jahren aus wirtschaftlichen Gründen seinen Betrieb aufgeben. An seine Stelle sind Zwergrinder und Ziegen, die von pyrenäischen Herdenschutzhunden geschützt werden, getreten. Und dafür braucht es viele Elektrozäune, die der Landschaftspflegeverband im Auftrag der unteren Naturschutzbehörde im Ochsental, im Kleinochsenfurter Steinbruch und an den Steilhängen des Maintals aufgestellt hat.

    Von vorn bis hinten eingezäunt

    Zäune und Rinder haben den ein oder anderen Grundstücksbesitzer verdutzt. Der Kleinochsenfurter Jagdpächter Alois Grünewald kritisiert, dass das Ochsental „eines der beliebtesten Naherholungsgebiete nun von vorne bis hinten eingezäunt ist“. In seinem Revier würde auch das Wild nicht mehr wechseln und äsen. Ein Großteil der Flächen im Ochsental gehört der Stadt Ochsenfurt. Bürgermeister Peter Juks bestätigt, dass auch die Stadt nicht gefragt worden sei, ob hier Zäune aufgestellt und Rinder weiden dürften.

    Die Verantwortlichen im Landratsamt Würzburg sehen das freilich anders. „Wir waren mit Vertretern der Stadt vorbereitend unterwegs“, sagt Hubert Marquart, Geschäftsführer des Landschaftspflegeverbandes. Und es sei Aufgabe des Beweiders, in diesem Fall Anita Emmert vom Feenhof in Sommerhausen, auf die Grundstücksbesitzer zuzugehen. Denn jeder Eigentümer habe das Recht die Beweidung zuzulassen oder nicht. Zumindest außerhalb des Naturschutzgebietes. „Innerhalb hat der Landbesitzer mehr zu dulden. Es würde auch rechtliche Möglichkeiten geben, dies durchzusetzen“, sagt Eva-Maria Löffler, Juristin im Landratsamt und bis vor kurzem auch Chefin der Unteren Naturschutzbehörde.

    Kooperativer Naturschutz

    Soweit soll es aber nicht kommen. „Wir setzen auf einen kooperativen Naturschutz“, sagt Löffler. Nach einem Gespräch im Ochsenfurter Rathaus habe sich gezeigt, dass im Moment sechs Grundstücksbesitzer eine Beweidung ihrer Grundstücke nicht wünschen. Die Behörde sucht nach einen Kompromiss. „Wir versuchen alles, um uns zu einigen“, sagt Löffler, die demnächst noch einmal mit der Jagdgenossenschaft sprechen will. Überlegt wird auch, Grundstücke zu pachten oder zu kaufen. „An der Beweidung wollen wir aber auf jeden Fall festhalten, denn sie ist sinnvoll und notwendig.“

    Im Auftrag der Unteren Naturschutzbehörde beweidet Anita Emmert aus Sommerhausen mit ihren Zwergrindern und Ziegen die steilen Hänge an der Kante zum Maintal und die Waldgebiete. „Mir wurde von der unteren Naturschutzbehörde gesagt, hier würden jahrhundertealte Huterechte gelten. Sofern keiner etwas dagegen hat, dürfte ich hier auch weiden.“ Das Landratsamt bekommt EU-Gelder für die Pflege besonders sensibler Bereiche, wie Orchideenstandorte und kleiner Trockenrasenflächen und hat Anita Emmert damit beauftragt. „Im Grunde genommen werden die Grundstücke dadurch aufgewertet“, sagt sie und widerspricht dem weit verbreiteten Eindruck, dass ihre Tiere Pflanzen zerstören würden.

    Auch im Landratsamt Würzburg sind die Naturschützer „heilfroh“ darüber, mit den Dexter Rindern eine Alternative zur Schafbeweidung gefunden zu haben. „Alles maschinell und per Handarbeit zu pflegen, sei ein wahnsinniger Aufwand“, sagt Löffler.

    Beschwerden über die Hunde

    Manch ein Spaziergänger stört sich auch an den großen Herdenschutzhunden, die innerhalb der Zäune wachsam auf Rinder und Ziegen achten und sie beispielsweise vor Wölfen oder Luchsen beschützen. „Dass ich mir Hunde anschaffen will, war der Unteren Naturschutzbehörde bekannt. Mehrmals habe ich das mitgeteilt“, sagt Anita Emmert. Allerdings habe sie niemals eine Reaktion darauf erfahren. „Das hätte ich auch der Parkuhr erzählen können“, ärgert sie sich nun darüber, dass nach einigen Beschwerden über die Hunde „amtsintern“ entschieden werden soll.

    Die Hunde seien sinnvoll und notwendig, andererseits „müssen wir aber auch das Naturschutzrecht vertreten und Zugang zu gewissen Flächen ermöglichen, so Löffler. So hat die untere Naturschutzbehörde bereits verschiedene Lösungen gefunden. An der Bergseite kommt der Zaun wieder weg, damit ein Wildwechsel stattfinden kann. Und an jenen Stellen, wo gerade keine Beweidung stattfindet, soll der Zaun hochgehängt werden. Auch der Zugang zum Plateau, einer der schönsten Stellen des Panoramawege sei wieder möglich, so Löffler.

    Eingefallene Mauern

    Was die eingefallenen Weinbergsmauern angehe, will die Behörde ein Budget bereitstellen, diese wieder aufzustellen. Anita Emmert hofft, dass bald auch für die Beweidung eine Lösung gefunden wird. „Meine Existenz hängt davon ab“, sagt sie. „Schließlich habe ich mich fünf Jahre dazu verpflichtet.“

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