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WÜRZBURG: BIsmarckstraße: Fernbus-Haltstelle sorgt für Ärger

WÜRZBURG

BIsmarckstraße: Fernbus-Haltstelle sorgt für Ärger

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    Busse über Busse: Zum Ärger der Anwohner halten neben dem ÖPNV auch immer mehr Fernbusse, hier ein ADAC-Postbus, vor dem Posthochhaus in der Bismarckstraße in Würzburg.
    Busse über Busse: Zum Ärger der Anwohner halten neben dem ÖPNV auch immer mehr Fernbusse, hier ein ADAC-Postbus, vor dem Posthochhaus in der Bismarckstraße in Würzburg. Foto: Foto: Thomas Obermeier

    Seit gut einem Jahr boomt das Fernbus-Geschäft. Würzburg ist da keine Ausnahme. Allein die rund 35 000 Studenten und zahlreiche Touristen machen die Stadt für die Busunternehmen attraktiv. Nur: Der Würzburger Busbahnhof platzt schon jetzt aus allen Nähten. Die Fernbusse weichen deshalb gezwungenermaßen in die daneben liegende Bismarckstraße aus. Diese (Not-)Lösung sorgt bei Anwohnern und Anliegern zusehends für Unverständnis und Ärger.

    „Ich habe gerade neun Busse in zwei Minuten gezählt“, berichtet Anwohnerin Rosa Mager, und eine Nachbarin, die nicht namentlich genannt werden möchte, ergänzt: „Dass der ÖPNV hier ständig durchfährt, war schon grenzwertig, jetzt ist diese Grenze überschritten.“ Laut Angaben der WVV sind von Montag bis Freitag inklusive Schulverkehr täglich 113 Busse in der Bismarckstraße unterwegs. Durch die Fernbusse kommen schätzungsweise über 30 pro Tag dazu – Tendenz steigend. Und: Im Gegensatz zum ÖPNV fahren die Fernbusse auch am Wochenende meist im gleichen Takt.

    Wie viele andere Städte wurde Würzburg von der Marktliberalisierung der Fernbusse Anfang 2013 überrollt und kämpft jetzt mit den Folgen. Das Problem: Da Wendemanöver für Busse in der Bismarckstraße nicht möglich sind, können die Haltestellen nicht vom Bahnhof aus angefahren werden. Die ankommenden Busse müssen deshalb über den Röntgenring und die Veitshöchheimer Straße ausweichen. Dann geht es durch die komplette Bismarckstraße, bevor die Haltestelle vor dem Postgelände erreicht ist.

    Der Ärger der Bewohner für diese Situation hat gleich mehrere Gründe. So sei die Bismarckstraße eine 30er-Zone. „Damit sind wir als Wohnstraße ausgewiesen. An die Geschwindigkeitsbegrenzung hält sich aber gerade von den Fernbussen fast keiner“, sagt die Anwohnerin. Und auch die Breite der Straße sei nicht für den Busverkehr ausgelegt: „Die Busse passen ja teilweise nicht mal aneinander vorbei und kommen sich dauernd in die Quere.“

    Ihre Lebensqualität werde durch die hohe Belastung der Straße gemindert, darin sind sich die Anwohner einig. So sorgen der Lärm und die dieselgeschwängerte Luft für Ärger: „Wir können die Fenster zur Straße kaum noch offen lassen. Gerade für diejenigen, bei denen das Schlafzimmer zur Straße hin liegt, ist das schlimm“, sagt Rosa Mager. Ihre Nachbarin weist auf ein anderes Problem hin. „Wegen der Busse laufen jetzt viel mehr Menschen durch unsere Straße. Deshalb liegt zum Beispiel immer wieder Müll vor den Hauseingängen.“

    Martin Jansen, Arzt in einer Gemeinschaftspraxis, die sich in der Bismarckstraße befindet, macht auf einen anderen Bereich aufmerksam: „Der Lärm stört mich persönlich weniger, aber die Patienten haben immer mehr Probleme bei der Anfahrt. Die Straße ist für solchen Verkehr einfach nicht ausgelegt.“ Besonders groß scheint der Ärger aber darüber, dass die Sanierung des Bahnhofs ein politisches Dauerthema ist, das Busproblem dabei aber weitgehend ignoriert wird. „Alle ziehen sich auf die große Lösung zurück, aber wann die kommt, das weiß niemand“, sagt Martin Jansen.

    Doch nicht nur die Anwohner sind unglücklich - auch die Fernbusunternehmen sehen Mängel. Zwar sind sie laut eigener Aussage mit der zentralen Lage und der kurzen Wege für ihre Kunden sehr zufrieden, kritisieren aber den Komfort. „Vor Ort fehlt eine gute Infrastruktur, wie Unterstand oder Kiosk“, sagt Philipp Kielbassa von Anbieter MeinFernbus. Konkurrent Flixbus spricht von einer „wenig kundenfreundlichen Ausstattung“ und „definitivem Verbesserungspotenzial.“

    Kritik von zwei Seiten also - doch die Stadt Würzburg sieht derzeit keine Lösung. „Das Thema ist uns bekannt, ein gemeinsames Schreiben mehrerer Anwohner liegt uns vor“, so Pressesprecher Christian Weiß. „Allerdings braucht jeder einen zentralen Anknüpfpunkt, und da haben wir eben nur diesen Bereich.“

    Den Ärger der Anwohner kann man bei der Stadt nachvollziehen, weist aber auf die rechtliche Lage hin: „Trotz Tempo 30 ist die Bismarckstraße eine normale Straße, es gibt keine Begrenzungen“, sagt Weiß. Deshalb gäbe es auch keine Belastungshöchstgrenze. In Sachen Verkehrsüberwachung tue die Stadt, was sie könne: „Wir kontrollieren in der Bismarckstraße mindestens alle zwei Wochen, teilweise sogar wöchentlich.“

    Für die Anwohner ein geringer Trost. Entsprechend wollen sie ihrem Ärger auch weiterhin Luft machen. „Wir werden uns etwas überlegen müssen“ – in diesem Punkt sind sie sich einig. Entsprechend deutlich formulieren sie ihre Forderung an die Stadt: „Die Stadt hat geschlafen, jetzt muss reagiert werden. Und zwar nicht nur wegen uns Anwohnern, sondern auch wegen der Reisenden.“

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