Nachwuchs gibt’s nicht nur bei den Royals, sondern auch beim Berufsverband Bildender Künstlerinnen und Künstler (BBK) Unterfranken. Zumindest im übertragenen Sinne: Der BBK hat nämlich sechs neue Mitglieder. Und diese stellen sich jetzt unter dem Motto „Nachwuchs“ vor – beziehungsweise stellen neuere Arbeiten in der BBK-Galerie im Kulturspeicher aus.
Die künstlerischen Positionen der BBK-Neuaufnahmen könnten unterschiedlicher nicht sein. Optische Blickfänge gibt es freilich zuhauf: Da ist zum einen die knallige Installation von Frank Dimitri Etienne „Das blaue Wunder“. Der gebürtige Würzburger, der in Tiefenstockheim lebt, hat sie aus Plastik-Eimern, Plastik-Schüsseln und Plastik-Klammern zusammengefügt. Nach der Stein- und der Eisenzeit stehen wir offenbar in der Plastikzeit. Da passt diese humorvolle und sympathische Baumarkt-Kunst gut hinein.
Zeitkritisches und Installationen
Zum anderen sind da die poppigen und gleichzeitig zeitkritischen großformatigen Gemälde des gebürtigen Mainbernheimers Georg Buhl. Mit minutiösem Pinselstrich versammelt er auf der Leinwand Persönlichkeiten der Zeitgeschichte, Stars, Models oder Namenlose zu surrealen Traum-Reisen auf einer modernen Arche Noah. Oder er schickt gleich eine Handvoll Osama bin Ladens, ausgestattet mit Star-Wars-Lichtschwert, auf einer historischen, aber mit modernen Raketenwaffen bestückten Dampflokomotive ins islamistische Nirvana.
Zwischen robuster Abstraktion und ruppiger Kapitalismuskritik bewegen sich die Installationen von Jan Polacek aus dem Ostheimer Ortsteil Oberwaldbehrungen. Seine „Kugel I“ aus Lindenholz und roter Acrylfarbe ist knorrig bewegt und ruht dennoch harmonisch in sich.
In die menschliche Psyche steigt die Würzburgerin Ivonne Fernández y González mit ihren Grafiken und Mixed-Media-Arbeiten hinab. Mit Iggy Pop und Alice im Wunderland lotet die gebürtige Kölnerin die seelische Untiefen und Archetypen der Populärkultur aus.
Seelen-Zustände aus Tusche
Um Seelen-Zustände geht es auch bei Yue Ning. Auf den ersten Blick wirken die Rollbilder, die der gebürtige Pekinger in traditioneller chinesischer Technik mit Tusche auf Reispapier malt, wie konventionelle asiatische Kunst. Aus der Nähe erweisen sich die Bilder als beinahe leer.
Es gibt nur einige wenige, fein komponierte Tusch-Flächen und den winzigen gestempelten Titel in chinesischer Schrift. Eines heißt zum Beispiel „Mitte“. Und in der Bildmitte ist: nichts – vielleicht auch: das Nichts. Denn diese getuschten Werke Yue Nings kommen aus der Zen-Tradition und atmen den Geist der gegenstandslosen Meditation. Deutlich geerdet sind dagegen die expressiv leuchtenden Natur- und Menschen-Bilder des 1929 in Lodz geborenen Alexander Kruschel. Der heute in Haibach lebende Künstler, der bereits in Nord-, Mittel- und Südamerika Ausstellungen präsentierte, singt hier in seinen Werken auf visuelle Weise ein ausdrucksstarkes Loblied auf die Kraft und die Schönheit der Erde.
Die BBK-Galerie im Kulturspeicher zeigt die Gruppenausstellung „Nachwuchs“ bis 18. August. Geöffnet hat die Galerie Mi, Do, Fr und Sa von 14 bis 18 Uhr, sonntags von 11 bis 18 Uhr. Infos: www.bbk-unterfranken.de