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THEILHEIM: Blicke auf und aus dem Urlaubsturm

THEILHEIM

Blicke auf und aus dem Urlaubsturm

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    Es ist in Theilheim ein umstrittenes Projekt: Am kommenden Sonntag, 1. Mai, öffnen Hedwig und Wolfgang Urlaub den Urlaubsturm im Altenberg zum ersten Mal.
    Es ist in Theilheim ein umstrittenes Projekt: Am kommenden Sonntag, 1. Mai, öffnen Hedwig und Wolfgang Urlaub den Urlaubsturm im Altenberg zum ersten Mal. Foto: Foto: Traudl Baumeister

    Der Grundstein für den gut 60 000 Euro teuren, am Ende 9,60 Meter hohen Aussichtsturm, den er im Theilheimer Altenberg auf einem aufgelassenen Weinberg gebaut hat, wurde im Jahr 2000 gelegt. So jedenfalls schildert es Wolfgang Urlaub (62 Jahre). Damals, erzählt, er, habe er einen Herzstillstand gehabt – und danach manches mit anderen Augen betrachtet. „Da kommt man schon ins Grübeln, denkt darüber nach, was eigentlich von einem bleibt, wenn man geht.“ Von ihm und seiner Frau Hedwig soll das Bauwerk in den Weinbergen späteren Generationen erzählen, dass sie in Theilheim gelebt und gearbeitet hat.

    Den Namen für den Turm mit seinen zwei Stockwerken hat er von einem in der Bauzeit vorbeikommenden Wanderer übernommen, so der Bauherr weiter: „Der fragte mich nach meinem Namen und sagte, Urlaubsturm würde doch prima passen.“ Und so wird jetzt am 1. Mai erstmals ein Schildchen mit dieser Aufschrift die Weinbergswanderer in Theilheim zu einem kleinen Extrahalt, abseits der Route, locken. „Wir werden an diesem Tag da sein und jedem, der mag, die Möglichkeit geben, sich auch mal im Turm umzusehen“, sagt der Kirchenmaler und Nebenerwerbswinzer.

    Aussichtsplattform fehlt noch

    Den vollen Blick freilich können die Gäste am Sonntag noch nicht genießen. Es fehlt die hölzerne Dachkonstruktion und damit die eigentliche Aussichtsplattform des Turmes. Offen stehen werden allerdings die Türen zu den beiden darunter liegenden Räumen. Und eventuell willkommener Schutz gegen Wind und Regen sein.

    Das Bauwerk, vom Bauherrn mithilfe seiner Söhne und der Verwandtschaft komplett selbst gebaut, ist im Dorf äußerst umstritten, das weiß auch Urlaub. Aber er ist so von seinem Vorhaben überzeugt, dass ihm das nichts auszumachen scheint. „Neider gibt es immer“, sagt er, „in Teilheim will man immer nur alles verhindern“. Er könne die Vorwürfe nicht nachvollziehen. Er würde den Turm bloß für Weinproben und Feste für die Urlaubsgäste (die Familie betreibt auch eine Pension) nutzen wollen und nicht als Halt für Wanderer, behaupte man. „Dabei gibt es dort weder Strom noch Wasser. Ich müsste ja alles mühsam hinbringen. Das ist doch viel zu umständlich“.

    Der Gemeinderat vermutete wohl anderes. Jedenfalls hatte das Bauvorhaben im Weinberg, umgeben von alten Steinrutschen und nicht flurbereinigten Rebflächen, außer bei der ersten Bauvoranfrage im Rathaus keinerlei Zustimmung mehr gefunden. Ebenso wenig wie im Weinbauverein, dessen Vorsitzender Urlaub noch war, als die erste Idee dazu aufkam. Der zuerst angedachte hölzerne Turm sollte quasi das Theilheimer Terroir F sein, Zuschüsse vom Weinbauverband eingeschlossen.

    Privat gebaut und bezahlt

    Aber man wurde sich nicht einig. Urlaub hatte seine Vorstellungen für den Vereinsturm auf seinem Gelände und die grundsätzlichen Bedingungen (wie etwa die Vertragsdauer), das Gros der Vereinsmitglieder hatte andere. Und so wurde aus dem gemeinsamen Terroir F der jetzige Urlaubsturm. Geplant, gebaut und bezahlt von dem privaten Bauherrn.

    Dass der private magische Ort trotz der Ablehnung im Gemeinderat gebaut werden konnte, liegt an den rechtlichen Grundlagen. Lagerhallen – als solche ist das Erdgeschoss laut Bauantrag vorgesehen – sind im Außenbereich als landwirtschaftliche Nutzgebäude privilegiert. Und auch gegen Aussichtstürme gibt es keine Einwände – sofern diese überwiegend der Öffentlichkeit dienen.

    Weil eine Ablehnung rechtlich nicht haltbar war, setzte sich das Landratsamt zwangsläufig über das kommunale Gremium hinweg und erteilte die Baugenehmigung. Weil Urlaub dann die Pläne noch mal änderte, geringfügig, wie die Genehmigungsbehörde urteilte, gab es noch einen zweiten Durchlauf im Gemeinderat. Die Ratsmitglieder weigerten sich, den Änderungen zuzustimmen oder überhaupt Stellung zu beziehen. „Weil das Amt sich ja ohnehin über unsere Beschlüsse hinwegsetzt“, lautete die Argumentation.

    Jetzt also steht der steinerne Teil des Turms, fertig verputzt und bemalt. Und der Bauherr fühlt sich nicht nur bestätigt, sondern ist stolz. Einen Schulweinberg will er unterhalb des Gemäuers anlegen. Im Erdgeschoss will er lagern, was die Kinder und er für diesen Zweck brauchen und für die ein oder andere Weinkunde-Stunde im Turm. So skizziert Urlaub seine Zukunftsträume.

    Im nächsten Jahr will er vorzeitig in Rente gehen, um mehr Zeit zu haben. Am 9. Juli soll Turmeinweihung am Altenberg sein. Viele Wanderer, die ihm beim Bau über die Schultern geschaut hatten, würden laut Urlaub nur darauf warten, den Aussichtspunkt als Ratsplatz nutzen zu können. In Theilheim sehen die meisten diesem Termin eher skeptisch entgegen – und erwarten, dass das Landratsamt am Urlaubsturm genau hinsieht. Einen ersten Blick können am Sonntag beide Seiten wagen.

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