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WÜRZBURG: Boom-Quartier statt Brache: Geräumtes US-Hospital wird zum Wohnpark

WÜRZBURG

Boom-Quartier statt Brache: Geräumtes US-Hospital wird zum Wohnpark

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    Bauteile türmen sich überall. Hier ein Haufen aus Kupferrohren, dort aufgeschichtete Säcke mit Glasfaserwolle. Und auf dem Dach reißt der Minibagger gerade eine 35 Zentimeter dicke Styroporschicht heraus. Von den Decken hängen noch Leitungen und Halterungen. Aber ansonsten ist im früheren OP-Trakt des geräumten US-Hospitals im Frauenland schon ordentlich ausgeräumt.

    Bis zu 40 Mann waren dieser Tage damit beschäftigt, die starken Trockenbauwände abzubauen. Sieben Stockwerke inklusive Keller zählt der 1988 bis 1990 errichtete Bau. Pro Etage wurden zwölf Lkw-Ladungen Trockenbaumaterial abtransportiert. In etwa zwei Wochen wird der Bagger erwartet. Er reißt dann mit Scheren die Außenwände ein. Per mobiler Schredderanlage werden sie noch vor Ort zu Granulat verarbeitet. Das wird es dann gewesen sein mit der „neuen“ US-Klinik. Fast 74 000 Kubikmeter zerlegt und zermalmt. Für andere Zwecke war sie nicht mehr zu gebrauchen. Und für den geplanten „Mönchberg Park“ stand sie nur im Weg, störte das Ensemble.

    Zur Erinnerung: Die Amerikaner hatten nach dem Zweiten Weltkrieg das frühere Standortlazarett der Wehrmacht als US-Hospital übernommen. Ende der 80er Jahre schafften sich die Amis mehr Platz mit dem Anbau. Wie er verschwindet bald auch die erst vor wenigen Jahren aufwändig gebaute Sicherheitszufahrt mit ihren Kontrollstellen. Erhalten bleibt dagegen der eigentliche Altbau von 1937. In dem langen Riegel entlang der Mariannhillstraße entstehen gerade 155 bis 160 Eigentumswohnungen. Der erste Bauabschnitt läuft bereits. Und die Pläne für den Rest stehen. Bis Jahresende sollen die meisten Wohnungen bezugsfertig sein.

    Im Stadtrat ist quer durch die Fraktionen ein großes Aufatmen zu vernehmen. Viele hatten eine Dauerbrache auf dem sechs Hektar großen Gelände befürchtet. Dass das verlassene Militärhospital so schnell neu genutzt wird, sorgt für Erleichterung. Auch beim Oberbürgermeister: „Die Entwicklung zeigt, welches Potenzial in Konversionsflächen liegen kann“, sagt Georg Rosenthal. Er ist zuversichtlich auch für die anderen Areale.

    Investor ist, wie berichtet, die in Nürnberg ansässige und auf Altbauten spezialisierte Maiberg Wohnbau GmbH. Die beiden Geschäftsführer Udo Riedelsberger und Manfred Maier hatten in Würzburg offenbar den richtigen Riecher. Der Verkauf der sanierten Altbauwohnungen mit einer durchschnittlichen Größe von knapp 120 Quadratmetern brummt. Von den 56 Apartments des ersten Bauabschnittes sind laut Riedelsberger 52 bereits weg. Sie verteilen sich – angefangen von der Südwestseite – auf fünf aneinander gereihte Häuser.

    Am Ende soll das Ex-Hospital in zwölf eigenständige Häuser und Eigentümergemeinschaften unterteilt sein. Die große Nachfrage – bei einem Preis von durchschnittlich rund 2500 Euro pro Quadratmeter – scheint den Trend zurück in die Stadt zu bestätigen. Fast alle Käufer stammen aus dem Großraum Würzburg. Darunter sind ältere Menschen, die ihr Haus auf dem Land gegen eine Stadtwohnung tauschen, genauso wie Familien mit Kindern auf der Suche nach einem zentrumsnahen Zuhause.

    Maiberg-Geschäftsführer Riedelsberger geht davon aus, bis Ende Mai alle Wohnungen veräußert zu haben. Doch damit nicht genug. Auf dem 1,8 Hektar großen Park dahinter soll noch ein Dutzend Einfamilienhäuser entstehen. In welcher Form und Zahl – dazu läuft bereits, in Zusammenarbeit mit der Stadt, ein Architektenwettbewerb. Das Preisgericht tagt am 30. April, am 3. Mai wird das Ergebnis vorgestellt.

    Die Investoren drücken für ihr 60-Millionen-Euro-Projekt weiter aufs Tempo. Dennoch soll es gründlich zugehen: Überall wird der Innenputz abgeschlagen und ein neuer Dämmputz aufgetragen, auch sämtliche Böden werden herausgerissen.   „Wir setzen die Räume in den Rohbauzustand zurück“, sagt Riedelsberger. Und nicht ohne Stolz fügt Kollege Maier hinzu: „99 Prozent unserer Firmen kommen aus Würzburg und Umgebung.“ Sobald die restlichen Baugenehmigungen vorliegen, dürfte die Baustelle einem Ameisenhaufen gleichen: Bis zu 300 Handwerker sollen in ein paar Wochen gleichzeitig in den Gebäuden und auf dem Gelände herumwuseln.

    Die schon vergangenes Jahr eingerichtete Drei-Zimmer-Musterwohnung hat einen regen Durchlauf. Gerade, als sich die Bauherren mit der Presse unterhalten, schaut Klaus Heßdörfer vorbei. Nein, kaufen möchte er nichts, meint er und stellt sich vor: Er ist, seit September, Diakon in der Pfarrei St. Barbara und deshalb höchst interessiert, was innerhalb seines Gemeindegebietes passiert. Heßdörfer weiß, dass die Neubürger das soziale Gefüge im Quartier verändern könnten.

    St. Barbara, sagt er, sei schon heute multikulturell. Er wünscht sich, dass Neuankömmlinge und Alteingesessenen aufeinander zugehen. Dies könne auch zur Vitalisierung der Pfarrgemeinde beitragen.

    Als er durch die 3,40 Meter hohen Räume geschlendert ist und sich die kompletten Pläne angeschaut hat, verabschiedet er sich zufrieden: „Es ist gut, dass Sie hier diese Siedlung aufbauen.“

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