Besser hätte das traditionsreiche Bratwurstfest in Ochsenfurt nicht beginnen können: Karl-Heinz Pritzl strahlte, konnte sein Glück kaum fassen: "Vor ein paar Tagen war der Wetterbericht noch anders. Und jetzt Sonne satt und kein Wölkchen am Himmel." Nicht nur der Kauzen-Chef war bester Laune, sondern alle, die sich zum Festzug Richtung Marktplatz formierten.Angeführt vom Musikverein Gaukönigshofen legte der Zug den obligatorischen Stopp am Marktplatz ein, wo frisch gezapftes Festbier kostenlos verkostet werden konnte. Kein Wunder, dass sich bei dem perfekten Wetter eine lange Schlange bildete - doch jede und jeder bekam ein Festbier. Vom Marktplatz zum Festplatz am Main wurde der Zug immer länger - und es gab sogar Beifall, als es vorbei an Buden und Fahrgeschäften ins Festzelt einmarschierte.
Beim Anzapfen lässt Bürgermeister Rainer Friedrich nichts anbrennen: Zwei Schläge mit dem Holzhammer, und der Zapfhahn sitzt. Die Lederschürze zum Schutz seiner Tracht blieb staubtrocken. Die Kehlen der Besucher zunächst auch, aber nicht lange, weil Friedrich zum Glück mit einer kurz-prägnanten Eröffnungsrede aufwartete. Seinen Trinkspruch nahmen sich die Gäste zu Herzen, nämlich "dass der Gerstensaft erst die Kehle beglückt, dann den Geist und schließlich auch die Seele". Paul Mohr vom gastgebenden Ochsenfurter Volkstrachtenverein wusste, bei wem er sich vor allem zu bedanken hatte: Bei den Mitgliedern seines Vereins, die wieder das Festzelt aufgebaut und dafür teilweise sogar Urlaub genommen haben.
Dann wurde auf ein freudiges und friedliches Bratwurstfest angestoßen, der Musikverein Gaukönigshofen spielte noch zwei zünftige Lieder. Und dann hießt es Bühne frei für die "Grumis", die es in kürzester Zeit fertig brachten, dass auf den Bänken gehüpft und getanzt wurde, getreu dem Band-Motto: Sitzenbleiben war schon in der Schule verpönt. Viele Gäste beließen es dennoch beim Schunkeln, jedenfalls sorgte die Mischung der Band aus Burggrumbach mit volkstümlichen Hits, Oldies, Partykrachen und aktuellen Songs für beste Laune.
Am Sonntag schien zunächst die Sonne, sodass auch am Rummelplatz einges los war. Am Abend, nach dem großen Regen, waren die Aufsteller weniger glücklich. Das Kettenkarussell zum Beispiel drehte sich in dem Moment für einen einzigen Buben, sein Vater musste nach dem Bezahlen über eine große Pfütze hüpfen, um seinem Kleinen zuzusehen. Andrea Fuchs aus Bamberg, die mit ihrem Crêpes-Wagen zum dritten Mal in Ochsenfurt ist, fasste es so zusammen: "Am ersten Tag dachte ich: Des wird scho. Heute hat und das Wetter eines Schlechteren belehrt."
Am Schießstand von Peter Michel ist am Abend auch nicht grade Gedränge. Der Unternehmer aus
Prichsenstadt moniert zu viele Auflagen und Vorschriften, die Festorganisatoren und Schaustellern zu erfüllen hätten. "Da kam Vieles von der großen Politik, das es uns Kleinen schwer macht." Seine Mutter hilft heute aus, ist seit rund 20 Jahren in Ochsenfurt und lächelt den Kummer weg. "Man muss zurecht kommen, als Schausteller muss man Idealist sein - ich war noch nie im Leben richtig in Urlaub." Sie findet, dass vor allem Jugendliche weniger Geld ausgeben, "weil sie das schon für Handys und Autos verbraucht haben."
Simone Kübler aus Aalen ist seit fünf Jahren für Süßes, auch für die Lebkuchenherzen zuständig. "Samstag war es gut, Sonntag bis zum Regen auch." Sie ist guter Dinge und will unbedingt ein Lob loswerden. "Es ist klasse, wie das Fest organisiert ist, wie das der Volkstrachtenverein stemmt." Drinnen im Festzelt ist ohnehin die Hölle los: Die Partyvögel machen ihrem Ruf alle Ehre, mit Krachern wie Schickeria, 99 Luftballons, 1000 mal berührt oder Skandal um Rosi bringen sie die vorwiegend jungen Leute zum Tanzen, Mitsingen, auf den Bierbänken hält es in den vorderen Reihen kaum jemand.
"Das waren die Lieder meiner Jugend", sagt Karin Koch aus Kleinlangheim, die mit Mann und einem befreundeten Paar nach Ochsenfurt gekommen sind. Sie lassen sich im hinteren Teil Bratwurst und Festbier schmecken - bis auf Karin, die als Fahrerin Libella trinkt. Nebenbei erzählt sie, dass sie die Main Post austrägt, und hat sich besonders über das Lied "ein Stern, der deinen Namen trägt" gefreut.
Gastgeber Paul Mohr, Chef des Volkstrachtenvereins, war Sonntagabend ganz zufrieden. "Wichtig ist, dass es keine Ausschreitungen bis jetzt gegeben hat." Zwei Zechpreller seien erwischt worden, sonst hätten Besuch und Stimmung gepasst. "Jetzt hoffe ich inständig, dass der Pfingsritt stattfinden kann." Wie sich zeigte, ist sein Flehen erhört wurden. Und Mohr wünscht sich am Dienstag ein volles Haus. "Ich bin gespannt, ob die 'Kindermänner' zu uns kommen, die ja nach Eibelstadt umgezogen sind."