Kaum geht es den Kommunen etwas besser, wachsen die Begehrlichkeiten. Das ist durchaus zulässig. Es hängt allerdings davon ab, wie hoch die Latte gelegt wird. Unter diesem Gesichtspunkt wird derzeit Diskussion um Hallenbäder diskutiert. Landrat Eberhard Nuß wünscht sich ein „reines Sport-, Vereins- und Schul-Schwimmbad für die Öffentlichkeit“ im nördlichen Landkreis. In Würzburg soll das Lindleinsmühle-Bad in der Gustav-Walle-Schule geschlossen werden. Nach einem Schwenk in der Stadt-CSU soll es aber notfalls mit Hilfe des Landkreises erhalten werden.
Mitten in diese Diskussion platzt nun die Nachricht – besser gesagt die Klage – vom Berufsförderungswerk für Blinde und Sehbehinderte (BFW) in Veitshöchheim, dass das öffentliche Hallenbad mit einem Schwimmbecken von 17 mal 10 Meter nur noch zu 30 Prozent genutzt werde. „Das tut einem ja in der Seele weh, wenn dieses schöne Hallenbad geschlossen werden müsste", klagte auch Bürgermeister Rainer Kinzkofer bei seinem Besuch im BFW.
„Das tut einem ja in der Seele weh, wenn dieses schöne Hallenbad geschlossen werden müsste“
Rainer Kinzkofer Bürgermeister
Laut BFW-Geschäftsführer Alfred Schulz seien seit der Wiedereröffnung der Veitshöchheimer Schul-Schwimmhalle im September 2012 gingen die Umsatzerlöse um über 30 Prozent zurück gegangen. Vermutlich müsse er das Bad in absehbarer Zeit schließen, falls keine stärkere Frequentierung erfolge. Angesichts der Diskussion um die fehlenden Schwimmbadkapazitäten im nördlichen Landkreis sei die geringe Belegung für Kinzkofer unverständlich, denn das Bad mache einen sehr guten Eindruck.
Braucht es also angesichts dieser Situation ein weiteres Hallenbad? Kinzkofer – auch SPD-Kreisrat – macht keinen Hehl daraus, dass er gegen einen Neubau in der nördlichen Region ist. Mit diesem einsamen Wunsch hatte Landrat Eberhard Nuß den Kreistag in der Jahresschluss-Sitzung im Dezember 2012 überrascht.
Der Plan hat Befürworter und Gegner. Neben Kinzkofer übte jüngst auch Kreisrat und Bürgermeister Rainer Fuchs (Rottendorf) vor einigen Wochen heftige Kritik. In der Haushaltsberatung schalt er Eberhard Nuß, dass er den Kreisräten „einen Floh ins Ohr gesetzt“ habe. Er solle von einem Neubau absehen. Darauf antwortete der Landrat, dass er nach wie vor eigene Pläne habe. Stand ist derzeit, dass sowohl Rimpar als auch Unterpleichfeld und Estenfeld ihr Interesse für ein solches Millionen-Projekt bekundet haben.
„Das Hallenbad der Berufsförderungseinrichtung ist das beste im Landkreis Würzburg“
Ein Sachverständiger aus dem Landratsamt
Unabhängig davon besteht bei BFW-Geschäftsführer Alfred Schulz noch Hoffnung. Er habe Landrat Eberhard Nuß beim Neujahrs-Empfang des Berufsbildungswerkes auf die Situation hin angesprochen. Bei einem Besuch etwas später brachte Nuß einen Sachverständigen aus dem Landratsamt mit. Der Experte ist zu dem Urteil gekommen, „das Hallenbad der Berufsförderungseinrichtung ist das beste im Landkreis Würzburg“.
Auch der Landrat sei sehr angetan gewesen. Dem BFW-Geschäftsführer versprach er, über diese Möglichkeit, das Hallenbad in Veitshöchheim zu nutzen, mit den Bürgermeistern zu beraten.
Hallenbäder
Rottendorf Die Gemeinde hat ihr Lehrschwimmbecken für Schule und Öffentlichkeit vor zwei gerade mal zwei Jahren für drei Millionen Euro sanieren lassen.
Veitshöchheim Das Hallenbad im Schulzentrum steht seit September 2012 wieder zur Verfügung. Es war über fünf Jahre geschlossen. Das Becken hat die Ausmaße von 17 mal zehn Meter. Die Sanierung kostete 1,1 Millionen Euro.
Das Schwimmbecken des BFW Veitshöchheim wird seit 1980 genutzt. Die Technik sei laut Alfred Schulz „top“. Wie der Geschäftsführer weiter sagte, sei das Hallenbad früher auch von Schulen im Umkreis genutzt worden. Von Vereinsseite würden nur die Turngemeine Veitshöchheim sowie die Wasserwacht Rimpar das Becken für einen Kinderschwimmkurs nutzen.
Gerbrunn Laut Kämmerer Rolf Markert wird das Ozon-Hallenbad von Schulen aus Eibelstadt, Randersacker und Gerbrunn genutzt. Abends erfolge die Belegung durch Vereine.