Die Botschaft beim Aktionstag anlässlich des zehnjährigen Bestehens des Lokalen Bündnisses für Familie und Arbeit war eindeutig: Es ist viel geschehen, aber es gibt noch viel zu tun, um Männer wie Frauen, das Nebeneinander von Berufsleben und familiären Aufgaben noch besser zu ermöglichen. Seit der Gründung ist das Bündnis, in dem sich Wirtschafts- und Familienverbände zusammengeschlossen haben, von zehn auf heute 32 Mitglieder angewachsen, berichteten Christiane Matzewitzki, Stadt Würzburg, und Klaus Rostek, Landkreis Würzburg, die Verantwortlichen der Steuerungsgruppe.
Voneinander gelernt
Die anfängliche Skepsis hinsichtlich der Zusammenarbeit von Betriebswirten und Sozialpädagogen sei schnell gewichen. Ganz im Gegenteil habe sich diese im Praxistest bewährt. „Wir haben viel voneinander gelernt und profitiert“, so Rostek. Die unterschiedliche berufliche Herkunft, berichtete er augenzwinkernd, mache sich nur noch an einem Detail fest: „Die einen sprechen vom Bündnis für Familie und Arbeit, die anderen vom Bündnis für Arbeit und Familie.
“ Wie sie die Mitarbeit im Bündnis für ihre Organisation konkret beurteilen, dazu äußerten sich einige Teilnehmer des Aktionstages:
Gisela Kaiser, Familienservice Uni Würzburg: Das Bündnis war für uns von Beginn an bedeutsam, daher sind wir auch von Anfang an dabei. Wir erachteten schon vorher und seitdem erst recht, den Blick auf Familienfreundlichkeit als sehr wichtig, um entsprechende Angebote für Studierende und Mitarbeiter zu schaffen. Dabei hilft uns das Netzwerk auch durch die immer wieder unterschiedlichen Blickwinkel, die andere Beteiligte mit ähnlichen Herausforderungen beisteuern.
Doch es geht sogar noch weiter. Bei uns gibt es beispielsweise ein Ferienprogramm in allen Schulferien. In diesem buchen einige Firmen und Unternehmen, wie z.B. die Deutsche Rentenversicherung, Plätze für ihre Mitarbeiter und unterstützen uns damit. Insofern ist der Netzwerkgedanke wirklich der entscheidende Punkt: Viele schaffen, was einer alleine nicht kann.
Andrea Lörner, WVV Abteilungsleiterin operatives Personalgeschäft: Wir sind noch nicht Teil des Bündnisses, ich bin heute zum ersten Mal der Einladung gefolgt, weil das Thema uns als Arbeitgeber beschäftigt. Da sind auf der einen Seite die Wünsche der Mitarbeiter und auf der anderen, die Möglichkeiten des Arbeitgebers. Das möchten wir gerne zusammenbringen. Ich erhoffe mir, bei dem Aktionstag Erfahrungen, Lösungsmöglichkeiten und Impulse mitzunehmen und denke darüber nach, im nächsten Jahr dem Bündnis dann auch offiziell beizutreten.
Hubert Hertlein, Leiter Blindeninstitut Würzburg: Wir sind schon länger dabei und setzen schon viele Angebote in diesem Bereich um, von Sabbatjahr bis hin zu flexiblen Arbeitszeitmodellen. Bei uns wirkt das durch meine Mitgliedschaft in diesem aktiven und innovativen Bündnis hier von Würzburg aus bayernweit und bis nach Thüringen in unsere anderen Institute und Einrichtungen. Der Austausch mit den unterschiedlichsten Partnern im Bündnis bringt mir immer wieder sehr viel Input und Ideen.
Attraktiver Arbeitgeber
Anett Kuhn, Personalbetreuerin unterfränkische Überlandzentrale: Ich bin heute zum allerersten Mal hier, weil ich meine Funktion erst ganz neu übernommen habe. Den Mitarbeitern zu ermöglichen, Beruf und Familie besser als bisher vereinbaren zu können, sind die Zeichen der Zeit und unabdingbar, will man künftig ein attraktiver Arbeitgeber sein und bleiben. Das Thema voranzutreiben, fordern die Mitarbeiter schon selber ein. Weil das Thema so präsent ist, bin ich auch ganz spontan der Einladung gefolgt. Gerade als Neuling in diesem Geschäft ist Netzwerken für mich immens wichtig.
Kai Morawietz, Elternservice AWO: Zwar sind wir als AWO Unterfranken von Anfang an dabei, ich vertrete meine Vorgängerin Tanja Schubert allerdings noch nicht so lange. Das Bündnis ist fruchtbares Sammelbecken für Ideen und Dienstleistungen rund um das Thema Familienfreundlichkeit. In den Arbeitsgruppen, in denen ich jetzt mitarbeite, entwickeln wir konkrete Leitfäden für Unterfranken. Wir als AWO Elternservice sind ja ohnehin ganz nah an diesem Thema dran und erarbeiten permanent Ideen, um die Work-Life-Balance im Arbeitsleben weiter zu verbessern.
Pfarrerin Susanne Wildfeuer, evangelisches Dekanat: Das Interessante am Bündnis ist, die vielen verschiedenen Modelle und Möglichkeiten vorgestellt zu bekommen. Jedes Mal gibt es wieder neue Ideen und Impulse zum Nachmachen. Für uns als Arbeitgeber Kirche ist es spannend, Arbeitsmodelle zu entwickeln, die es ermöglichen, Beruf, Familie und/oder Pflege zu vereinbaren. Auch aus kirchlicher Sicht gibt es für mich eine Verpflichtung, Frauen wie Männern das Recht auf einen Beruf zu ermöglichen, aber eben auch Kindern ein Recht auf ihre Eltern. Auch die Pflege der eigenen Eltern übernehmen zu können, ist in diesem Kontext wichtig als Teil eines wertschätzenden Umgangs mit dem Leben.