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ESTENFELD: Bürgerenergie hat jetzt auch eine Chefin

ESTENFELD

Bürgerenergie hat jetzt auch eine Chefin

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    Bei der Übergabe der Schlüssel für das Bürgerwindrad in Dipbach und den Solarpark in Kürnach sowie eines Helms für die Besuche auf den Baustellen. Von links: Die beiden Aufsichtsräte Michael Weber und Konrad Schlier, die neue Vorständin Hannah Horling und ihr Vorgänger Johannes Flammersberger, Vorstand Franz-Josef Hartlieb und Aufsichtsratsvorsitzender Edgar Bauer.
    Bei der Übergabe der Schlüssel für das Bürgerwindrad in Dipbach und den Solarpark in Kürnach sowie eines Helms für die Besuche auf den Baustellen. Von links: Die beiden Aufsichtsräte Michael Weber und Konrad Schlier, die neue Vorständin Hannah Horling und ihr Vorgänger Johannes Flammersberger, Vorstand Franz-Josef Hartlieb und Aufsichtsratsvorsitzender Edgar Bauer. Foto: Foto: Irene Konrad

    Hannah Horling dürfte eine der jüngsten Frauen in Bayern sein, die in einer Energiegenossenschaft das Vorstandsamt übernommen haben. Die 26-jährige Bergtheimerin führt seit dem 1. Oktober zusammen mit ihrem Vorstandskollegen Franz-Josef Hartlieb die Amtsgeschäfte der „Bürgerenergie Pleichach-Kürnach eG“ sowie der „Bürgerwindenergie Dipbach 2012 GmbH & Co.KG“.

    Seit zehn Jahren arbeitet die Bankkauffrau bei der Raiffeisenbank Estenfeld-Bergtheim eG. und hat sich stets berufsbegleitend weitergebildet. „Ich möchte mich für die Umwelt und die Region engagieren. Diese Herausforderung kommt zur passenden Zeit“, erläutert Hannah Horling ihre Motivation, das Vorstandsamt einer Bürgerenergiegenossenschaft mit zu übernehmen.

    Für den bisherigen Vorstand Johannes Flammersberger war es „die absolut beste Entscheidung“ gewesen, die junge Bergtheimerin als seine Nachfolgerin vorzuschlagen. Seit Jahren gehört sie zu seinen engsten Mitarbeiterinnen und ist mit der Verwaltung und Buchführung bestens vertraut.

    Die Einarbeitungszeit will er gern unterstützen. „Ich bin jetzt 61 Jahre alt und wollte die Weichen für die Zukunft rechtzeitig stellen“, begründet Flammersberger seinen Rückzug aus dem Amt. Sehr engagiert und fleißig hatte er sich in die Thematik eingearbeitet und sich eingesetzt. Davon zeugen allein die gut 80 Leitzordner, die er in den letzten sechs Jahren mit Unterlagen für die Energiegesellschaften füllte.

    Johannes Flammersberger übergibt an die neue „Frau Vorstand“ ein bestens bestelltes Feld. „Du hast Spuren gelegt. Wir haben uns prima ergänzt“, bedankt sich sein Vorstandskollege Franz-Josef Hartlieb. Der gemeinsame Aufbau der Bürgergenossenschaft habe ihm „richtig Spaß gemacht“.

    Auch Aufsichtsratsvorsitzender Edgar Bauer war bei der Stabübergabe voll des Lobes. „Du hast die Bürgerenergie-Genossenschaft mitgeprägt“, lobte Bauer den scheidenden Vorstand auch im Namen seiner Aufsichtsratskollegen Michael Weber und Konrad Schlier. Dass die Führung nun verjüngt wurde, mit einem Mann und einer Frau paritätisch besetzt ist und die Zukunft im Blick hat, sei „der richtige Schritt nach vorn“.

    Die Genossenschaft „Bürgerenergie Pleichach-Kürnach eG“ wurde im Oktober 2011 von 13 Mitgliedern gegründet. Damals wurden Windkraftanlagen in Dipbach geplant. Damit Bürger vor Ort die Energiewende unterstützen können, setzten sich Bürgermeister Konrad Schlier und Bankvorstand Edgar Bauer dafür ein, eines der Windräder zu kaufen. Im Sinne einer „schlanken Verwaltung“ laufen die verwaltenden Tätigkeiten über die Raiffeisenbank Estenfeld-Bergtheim eG.

    Für den Betrieb des Windrades wurde ein Jahr später die „Bürgerwindenergie Dipbach 2012 GmbH & Co. KG“ gegründet. Sie besteht aus 97 Kommanditisten. Das Bürgerwindrad hat seit seiner Inbetriebnahme am 31. August 2012 mittlerweile 20,3 Millionen kWh Strom erzeugt.

    Die ursprünglich gegründete Genossenschaft mit ihren 417 Mitgliedern betreibt Photovoltaikanlagen. Davon entfallen auf Dachflächen von öffentlichen Gebäuden in Bergtheim, Opferbaum, Unterpleichfeld, Prosselsheim und Estenfeld 275 kWp und auf den Bürgersolarpark an der A 7 in Kürnach über 3300 kWp. In den sechs Jahren seit der Genossenschaftsgründung wurden von diesen Photovoltaikanlagen 20,7 Millionen kWh erzeugt.

    Der vom Bürgerwindrad und von den genossenschaftseigenen Photovoltaikanlagen gewonnene Strom von 41 Millionen kWh ist laut dem scheidenden Vorstand Flammersberger „eine stolze und recht ordentliche Zahl“. Die privaten Haushalte eines Dorfes wie Oberpleichfeld könnten damit nach aktuellen Verbrauchswerten etwa 18 Jahre lang mit Strom versorgt werden.

    Die „Bürgerenergie Pleichach-Kürnach eG“ und „Bürgerwindenergie Dipbach 2012 GmbH & Co. KG“ sind nicht nur „ein Mehrgewinner-Modell“ für die die Mitglieder und Kommanditisten, sondern auch für die Gemeinde und Grundstückseigentümer aufgrund der Steuer- und Pachteinnahmen. Die Umwelt gewinnt durch die Erzeugung von Strom mit regenerativer Energie. Davon wiederum profitieren die nachkommenden Generationen.

    „Ich wünsche mir, dass die Genossenschaft genauso erfolgreich bleibt wie in ihrer Start -Up-Phase und dass die Mitglieder meiner Nachfolgerin das gleiche Vertrauen schenken wie mir“, sagte Flammersberger zum Abschied aus dem Amt.

    Die Vorstände Hartlieb und Horling wollen weiterhin „Gutes tun für die Umwelt“ und „offen bleiben für Entwicklungen“. Das Speichern von Strom könnte eines der zukünftigen Aufgabenfelder sein, sind die beiden Chefs überzeugt.

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