Nicht einmal ein voller Monat ist vergangen, seit die Buslinie 24 auf die beiden Buslinien 23 und 24 aufgeteilt wurde. Der neue Fahrplan soll eine bessere Anbindung an die Straßenbahn ermöglichen, sorgt gleichzeitig aber offenbar auch für Unannehmlichkeiten bei ÖPNV-Nutzerinnen und Nutzern. So schilderte Karin Lunz aus Grombühl, dass sie mit der Straßenbahn an der Pestalozzistraße ankomme, während die Busse vorher schon abfahren – und das in sehr kurzem Zeitabstand. Sie und andere Fahrgäste müssten dann die volle halbe Stunde auf den nächsten Bus warten.
Abfahrten nur wenige Minuten auseinander
Ralf Willrett, Geschäftsführer Mobilität bei der WVV, und Dirk Münch, Experte für die Fahrplangestaltung, erklärten auf Anfrage der Redaktion die Hintergründe des Problems und die Komplexität der Busfahrpläne. Die drei betroffenen Buslinien sind die 23, 24 und 34. Sie fahren alle drei jeweils in regelmäßigen Abständen von 30 Minuten. Linie 23 startet um 5.34 Uhr, Linie 24 um 5.35 Uhr und Linie 34 um 5.37 Uhr. Da die Abfahrten also nur wenige Minuten auseinander liegen, verpassen Fahrgäste im Fall der Fälle wahrscheinlich alle drei und nicht nur einen Bus. Karin Lunz wünscht sich, dass wenigstens eine Linie innerhalb dieser halben Stunde fährt.
Linie 34 lasse sich jedoch unmöglich verschieben, so Münch. Da diese Linie mit Grombühl, der Lindleinsmühle, dem Frauenland, Gerbrunn und Heidingsfeld weite Teile der gesamten Stadt bediene, sei sie zu komplex, um etwas zu verändern.
Willrett verwies deswegen auf die Linien 23 und 24, doch auch hier stellte Münch klar, wie problematisch sich eine Veränderung gestalte. Da pro Linie maximal zwei Fahrzeuge gleichzeitig im Einsatz sind, könne die Linie nur zweimal pro Stunde an der Pestalozzistraße abfahren. Ein weiteres Fahrzeug könnte dort zwar Abhilfe schaffen, sei jedoch laut Willrett nicht mit den Arbeitszeiten der Fahrer zu vereinbaren. Außerdem, so Willrett, wolle man die Regelmäßigkeit des Fahrplans beibehalten, da die Pläne so zuverlässiger und einfacher zu merken seien.
"Irgendwo wird man immer einen Tod sterben müssen"
Zudem darf man laut Münch nicht nur auf die Pestalozzistraße schauen. Die Linie 23 beispielsweise fahre durch den nördlichen Stadtteil Versbach und sei an der Brunnenstraße "perfekt" mit der dortigen Buslinie 12 abgestimmt, sodass eine Umstellung in Grombühl zu Problemen in Versbach führe. Deswegen "geht gar nichts" bei der Linie 23, so Münch.
"Irgendwo wird man immer einen Tod sterben müssen", fasst Münch die Situation zusammen. Busfahrpläne seien immer Kompromisse, mit denen man so viele Menschen wie möglich erreichen möchte. "Die Baustelle ist erkannt", räumte Münch jedoch ein. Auch Willrett erklärt, man sei immer offen, das Konzept weiterzuentwickeln, aber "manche Dinge brauchen einfach ein bisschen Zeit".