Die Geschicke des Landkreises Würzburg hat Christian Will in den zurückliegenden Jahrzehnten geprägt wie kein Zweiter. Am 28. November feiert der langjährige Landtagsabgeordnete, Kreisrat und CSU-Kreisvorsitzende in Estenfeld seinen 90. Geburtstag.
24 Jahre lang vertrat Will die Interessen seiner Heimatregion im bayerischen Landtag. Zu Hause galt er als der große Strippenzieher, dem die politsche Macht ein ebenso großes Anliegen war, wie die Sorgen und Nöte der kleinen Leute. Und obwohl er dabei nie als Landrat Verantwortung trug, hat er dem Landkreis Würzburg bis heute seinen Stempel aufgedrückt.
Dabei war seine Karriere alles andere als vorbestimmt. 1927 wurde Christian Will in Rimpar in eine Arbeiterfamilie geboren. Der Vater, ein Maurer, war überzeugter Sozialdemokrat. Nach der Volksschule besuchte Will das Gymnasium in Würzburg und wurde als 16-Jähriger noch zum Kriegsdienst eingezogen. Das Kriegsende erlebte er in amerikanischer Gefangenschaft und begann kurz nach der Entlassung im Juli 1945 mit seiner politischen Arbeit.
Bis 1994 Mitglied des bayerischen Landtages
1947 wurde er zum Gründungsvorsitzenden des Kreisjugendrings gewählt und trat noch im gleichen Jahr in die Junge Union ein. Nachdem ihm eine erste Kandidatur für den Kreistag altersbedingt verwehrt geblieben war, zog er 1956 erstmals in das Gremium ein. 1961 wählte ihn die CSU zu ihrem Kreisvorsitzenden. Im gleichen Jahr siedelte die junge Familie nach Estenfeld um. 1970 schließlich wurde Christian Will in den bayerischen Landtag gewählt, dem er bis zu seinem Rückzug aus der Politik im Jahr 1994 angehörte.
Es war die Zeit des großen politischen Gestaltens. Die bevorstehende Landkreisreform sollte zu Wills politischem Meisterstück werden. Anstatt Würzburg zum Zentrum eines neuen Landkreises zu machen, setzte sich Christian Will erfolgreich für die Verschmelzung der Landkreise Würzburg und Ochsenfurt ein und legte damit auch die Grundlagen für seinen weiteren politischen Einfluss.
Stets für Fördermittel gestritten
Als langjähriges Mitglied im Finanzausschuss das Landtags standen vor allem die Interessen des Landkreises Würzburg im Mittelpunkt seiner politischen Arbeit. So unterstützte Christian Will in vielen Gemeinden den Aufbau einer modernen Infrastruktur und galt als einflussreicher Wegbereiter staatlicher Fördermittel. Im Kreistag eiferte Will dabei seinem politischen Vorbild Franz-Josef Strauß nach und verstand es über viele Jahre hinweg, die Interessen der CSU-Mehrheitsfraktion auch gegen Kritik aus den eigenen Reihen durchzusetzen.
Inzwischen ist Christian Will milde geworden. Seit er sich 1994 aus der Politik zurückgezogen hat, befasst er sich intensiv mit seiner zweiten großen Leidenschaft, der Geschichts- und Heimatforschung. Erste Veröffentlichungen, wie eine Chronik der nationalsozialischen Repressionen im Landkreis Würzburg, waren noch in seiner politisch aktiven Zeit erschienen. Es folgten weitere Gemeinde- und Landkreis-Chroniken.
Festschrift zum 40-jährigen Bestehen des Landkreises
Zu den Höhepunkten zählt wohl die Festschrift zum 40-jährigen Bestehen des Landkreises Würzburg in seiner heutigen Form, die 2012, kurz vor seinem 85. Geburtstag, veröffentlicht wurde. In vieler Hinsicht mischt sich darin Christian Wills Rolle als einflussreicher Akteur mit der des Chronisten. Es wird also viel zu erzählen geben, wenn politische Weggefährten dem noch immer rüstigen Senior an diesem Dienstag, zu Wills 90. Geburtstag, ihre Aufwartung machen.