Ein bisschen Provokation war sich der harte Kern der Club-Fans vor dem Spiel bei den Würzburger Kickers schon schuldig angesichts der starken Polizeikräfte, die eigens für sie am Sonntag aufmarschiert waren: Am Obelisk am Marktplatz versammelten sich 600 Club-Anhänger hinter einem Plakat zum Gruppenfoto – trotz Verbot mit Rauchbomben in Club-Farben. Roter Rauch waberte über den Platz und um den Schriftzug, der die längere Tradition des 1. FC Nürnberg gegenüber den Gastgebern betonte: „Eingetragener Verein seit 1900“ stand auf dem Transparent, das die Fans stolz vor sich her trugen, am Mainkai entlang und über die Konrad-Adenauer-Brücke zum Stadion am Dallenberg.
Unterwegs wurden trotz Verbots weitere Feuerwerkskörper gezündet, schwarzer und roter Rauch stieg auf. Leere Flaschen flogen in Richtung Polizei, ohne zu treffen. Kurzzeitig kam der Zug zum Stoppen. Doch dabei blieb es im Wesentlichen beim von ihnen zum „Heimspiel“ des 1. FC Nürnberg in Würzburg erklärten Fußballspiel. Die Fans kamen ohne größere Zwischenfälle ins Stadion und zurück, weil die Polizei massiv Präsenz zeigte. Aber auch deshalb, weil Club- und Kickers-Fans entgegen vorheriger Befürchtungen besonnen blieben beim Aufeinandertreffen der beiden fränkischen Vereine.
„Entwarnung“ war schon vor ein paar Tagen in Fan-Veröffentlichungen in Nürnberg gegeben worden, nachdem die Ankündigung eines Fußmarsches der Club-Ultras durch Würzburg die Sicherheitsbehörden hatte aufhorchen lassen. Man sei „lautstark, fanatisch, kreativ“, aber mit „Kickers Würzburg gibt es keine Rivalität – weder auf den Rängen, noch auf dem Rasen“, hieß es. „Es gibt nichts zu beweisen.“
Nicht alle Fans sahen das so. Bereits in der Nacht zum Sonntag hatte die Polizei mit großem Aufgebot mehrfach deutlich machen müssen, wer auf Würzburgs Straßen das Sagen hat: Nach Angaben von Polizeisprecherin Kathrin Reinhardt verhinderte man bei mindestens zwei Gelegenheiten ein Aufeinandertreffen feiernder Club-Fans mit Kickers-Anhängern. „Die Polizei sorgte mit einem starken Kräfte-Aufgebot dafür, dass es im Verlauf der Nacht ruhig blieb.“
Es gab aber auch andere Beispiele: In Kneipen in der Innenstadt legten Club-Fans eigens das lustige Plakat ihrer Internet-Plattform „Ya Basta“ aus, auf dem zwei friedliche (Nürnberger) Außerirdische versichern: „Wir kommen in Frieden.“ Friedliche Fans beider Vereine saßen am Samstagabend in der Sanderstraße einträchtig am Tresen. Nürnberger Anhänger lasen dabei am Smartphone aus mäßigenden Veröffentlichungen der Nürnberger Fanszene vor: „Würzburg ist eine rot-schwarze Hochburg und als solche zu besuchen – in Nürnberg benehmen wir uns auch nicht wie die letzten Menschen.“
Am Sonntagvormittag wurden die allmählich eintreffenden Gästefans am Hauptbahnhof von einem starken Polizeiaufgebot empfangen. Ein Teil fuhr direkt zum Stadion, darunter auch jene Fans, die zunächst mit dem Schiff „Alte Liebe“ von Eibelstadt den Main heruntergefahren waren. Rund 1100 Ultras marschierten vom Marktplatz aus zum Stadion. Als immer wieder Rauchtöpfe und Pyrotechnik gezündet wurden, stoppte die Polizei den Zug und warnte erneut, dies werde strafrechtlich verfolgt. „Der übrige Fanmarsch verlief dank der starken Polizeipräsenz ohne größere Zwischenfälle“, hieß es bei Ankunft an der Flyeralarm-Arena. Der Abmarsch nach Ende des Spiels, das 1:1 ausging, verlief unproblematisch.
Bis zum Abend waren neun Personen festgenommen worden wegen Zündelns mit Bengalos, oder weil sie versucht hatten, mit gefälschten Karten ins Stadion zu kommen. Nach dem Abpfiff der Partie mit 12 450 Zuschauern leerte sich das Stadion zügig. Bis etwa 17 Uhr hatte ein Großteil der 2100 Gästefans Würzburg wieder verlassen.
Es sei „entspannt und friedlich gewesen“, bilanzierte Pressesprecher Fabian Hüppe namens der Bundespolizei, die abreisende Fans zurück nach Nürnberg begleitete. „Wir sind sehr zufrieden.“ Das letzte Wort blieb dem Würzburger Polizeichef Walter Ehmann, der am Sonntagabend aufatmen konnte: Es war weitgehend friedlich geblieben, Störungen hatten sich in Grenzen gehalten. „Die Würzburger Polizei bedankt sich bei allen Fußballfans, die den Sport in den Vordergrund gestellt haben und trotz teils erheblicher Provokationen besonnen geblieben sind!“