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Das Schicksal saß am Nebentisch

Ochsenfurt

Das Schicksal saß am Nebentisch

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    Der Name Malipiero ist im Würzburger Raum ein Begriff und wohl jeder denkt sofort an das Torturmtheater. 1944 verschlug es in Folge der Kriegswirren den begnadeten, vielseitigen Künstler Luigi Malipiero von Berlin über Würzburg nach Sommerhausen. 1950 gründete der Schauspieler, Regisseur, Intendant und Maler das berühmte Torturmtheater.

    Am 3. Dezember 1951 kam Ingeborg Schibura nach Würzburg. Mit Freunden kehrte sie in der Gastwirtschaft "Halbleib" ein. Am Nebentisch saß Luigi Malipiero und es kam zu einer schicksalhaften Begegnung. Wie Ingeborg Malipiero sagte: "Es wurde über Theater gesprochen, und ein gut aussehender Mann blickte mir tief in die Augen, und da war es auch schon um mich geschehen!"

    Die junge Schauspielerin war auf der Suche nach einer Bleibe und im Laufe des Gesprächs, meinte Luigi Malipiero, Ingeborg sollte doch nach Sommerhausen kommen. Dort würde sich sicherlich irgend etwas finden lassen. Damit begann eine große, jedoch auch tragische und manchmal selbstzerstörerische Liebe.

    Ingeborg Schibura wurde am 21. Juli 1924 in Forst an der Neiße in Preußen geboren. Sie wuchs zusammen mit zwei Schwestern auf, die ebenfalls künstlerisch veranlagt sind. Ihre Kindheit und Schulzeit verbrachte Ingeborg im Kreis der Familie. Nach dem Krieg war sie, wie viele andere auch als Trümmerfrau tätig. Ihr künstlerisches Talent machte sich jedoch damals schon bemerkbar und sie sang und tanzte auf der "Bunten Bühne".

    Als Schauspielerin ging sie dann nach Cottbus, danach nach Halle und Würzburg, wo sie mit Luigi Malipiero zusammentraf.

    Die beiden heirateten 1954 und in diesem Jahr wurden auch die Zwillinge Leona und Sebastian geboren. Für Luigi war Ingeborg die vierte Ehefrau. Aufgewachsen in einem Geschäftshaushalt, wusste sie, wie man das Geld verwalten und zusammenhalten musste. Ihr Mann Luigi hatte mit finanziellen Dingen nichts zu tun. So stand Ingeborg nicht nur mit ihrem Mann gemeinsam auf der Bühne, sondern sie war auch für die Kasse des Torturmtheaters zuständig.

    Viele berühmte Rollen und Stücke spielte sie mit ihrem Mann zusammen. "Der geliebte Lügner" war ihr Paradestück. Wie sie selbst sagt: "In diesem Stück haben wir uns selbst gespielt, das war einfach unser Stück. Wir haben uns geliebt und gehasst. Nicht nur in Sommerhausen sind wir damit aufgetreten, sondern auch in den Kammerspielen Würzburg, Nürnberg, Frankfurt und vielen anderen Städten." Genauso gerne spielte das Ehepaar "Wer hat Angst vor Virginia Wolff?" Ingeborg Malipiero war eine sehr wandlungsfähige Schauspielerin, die ausdrucksstark spielte, was sie in den Inszenierungen ihres Mannes immer wieder unter Beweis stellte. Für sie war Theaterspielen eine Lust, was sich in der Intensität ihres Spiels zeigte.

    Als ihr Mann 1975 an einem Herzanfall starb, war Ingeborg Malipiero in einer finanziellen Notlage. Ihr Mann hatte große Schulden gemacht, das Torturmtheater wurde an Veit Relin übergeben und sie befand sich in einer fast ausweglosen Situation.

    Ihrer Meinung nach hat sie zu diesem Zeitpunkt das meiste geleistet. Im Alter von 50 Jahren entschloss sie sich, noch einmal einen neuen Beruf auszuüben. Obwohl sie kein Abitur, kein Studium, keine Lateinkenntnisse und schon ein gewisses Alter aufwies, schaffte sie es, den Job einer Pharmareferentin zu ergattern. Durch ihr sicheres Auftreten, ihre Menschenkenntnis und ihren freundlichen und überzeugenden Umgangston gelang es ihr, diesen Job 25 Jahre lang (bis zu ihrem 75. Lebensjahr) mit Erfolg auszuüben. Mit dieser Tätigkeit konnte sie nicht nur sich selbst ernähren, sondern es war ihr auch möglich, die Schulden ihres Mannes zu bezahlen, das Haus zu retten und sich selbst ein kleines finanzielles Polster zu erarbeiten.

    Seit ein paar Jahren gönnt sich Ingeborg Malipiero Reisen nach Griechenland auf die vielen kleinen Inseln, die sie so liebt, oder auch in die Türkei oder nach Ägypten. Ansonsten führt sie ein ruhiges, ausgefülltes Leben. Ihre Tochter Leona wohnt mit Mann und Sohn bei ihr im Haus, was sie sehr glücklich macht. Ihre Lieblingsbeschäftigungen sind das Lesen und natürlich Theaterbesuche. Fit hält sich die immer noch attraktive Frau durch viel Bewegung an der frischen Luft.

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