(stn) Ein Klassiker deutscher Unterhaltung kam anlässlich des Kulturherbst in der Seniorenwohnanlage Miravilla am Hubland zu neuen Ehren – oder genauer: seine Verse. Nachdem im vergangenen Jahr an selber Stelle an Marlene Dietrich erinnert wurde, war nun Heinz Erhardt dran. Verantwortlich für die Wiederbelebung der Dichtkunst eines der Kultkomiker der 1950er- und 60er-Jahre war das Duo „Sprachklang“ aus Nürnberg: Lutz Glombeck und Carl Demuß.
Heinz Erhardt – das war der fahrige, ewig zerstreute Mensch, der durch seine scheinbar ungewollten Versprecher und Reime das Publikum ins Dauerlachen stürzte. Vor den fast 100 Gästen in der Miravilla aber standen zwei Männer im besten Alter an einem Tisch mit zugegeben stilvoller Leselampe. Wie sie da standen, wirke keiner der beiden annähernd wie ein Spaßmacher. Auf den wiesen lediglich zwei Tafeln hin, auf denen Heinz Erhardt Grimassen schneidet. Auch die Begrüßung der Beiden wirkte eher nüchtern. Konnte das der Beginn eines tollen Heinz-Erhardt-Abends sein? Ja – weil die Verse Heinz Erhardts auch ohne ihn wirken. Und das Duo „Sprachklang“ will ihn gar nicht imitieren, sondern interpretieren, so Glombeck.
Und das können die beiden Wahl-Nürnberger vortrefflich. Wobei Lutz Glombeck häufiger in Mimik und Gestik sowie seiner Brille in die Erhardt-Rolle schlüpft. Besonders deutlich wird das in den eingestreuten biografischen Teilen. Dort moderiert Demuß eher; während Glombeck die niedergeschriebenen Erinnerungen des Künstlers „spielt“. Es geht es nicht nur um Klamauk, sondern auch um Information.
Dennoch ist der größte Teil des Auftritts dem Klamauk gewidmet. Glombeck und Demuß bringen die Klassiker: „Den König Erl“, zum Beispiel und „Die Made“, die sogar zweimal vorgetragen wird. Natürlich alles politisch unverfänglich, aber dem alltäglichen Leben abgeschaut und durch den Kakao gezogen. Kein Wunder, dass selbst Glombeck einmal einen Vers Erhardts kommentiert: „Was für ein Blödsinn.“
Doch das Duo Sprachklang zeigt, dass der selbst ernannte Schelm Erhardt auch ein nachdenklicher Mensch war, extrem ehrgeizig, aber auch unsicher. Bei einigen Reimen bleibt den Gästen das Lachen im Halse stecken. Und schließlich hatte das wahre Leben für Heinz Erhardt ein ziemlich tragisches Ende: 1971 – acht Jahre vor seinem Tod – erleidet er einen Schlaganfall, konnte seine vielen Ideen nicht mehr äußern.
Trotz der traurigen Zwischenklänge bekommt das Publikum einen amüsanten Abend. Angereichert wie schon bei den vergangenen Kulturherbst-Veranstaltungen des Kommunalunternehmens mit einem netten Menü – serviert von Chefkoch Roland Popp. Diesmal im Stile der 1950er- bis 70er-Jahre. Die Zeit, in der Heinz Erhardt groß war.