Wie lange das so genannte Zollhäuschen an seinem Platz vor dem Ansbacher Torturm stand, ist nach wie vor ungewiss. Sicher ist jedoch, dass es seit Freitagabend dort nicht mehr steht. Das Obergeschoss inklusive des Daches hob ein Kranwagen, bedient mit viel Feingefühl, herunter. Der Rest wird abgerissen.
Damit ist der Weg frei für die Baumaschinen, um zum einen die Arbeiten für den Hochwasserschutz am Metzgersbach weiterzuführen und zum anderen die Brücke zu erneuern, auf der das kleine Häuschen teilweise stand.
Etliche Zuschauer verfolgten ab 18 Uhr gespannt, wie der 60 Tonnen schwere Kranwagen, der zusätzlich 44 Tonnen Gewichte aufgebürdet bekommen hatte, das obere Geschoss langsam abhob und millimetergenau auf einen sorgfältig dafür vorbereiteten Anhänger setzte. Danach gab es bei allen Beteiligten erleichtere Gesichter, denn trotzt bester Vorbereitung lasse sich nicht alles vorhersehen, meinte Günter Steinmetz von der Rudolzhöfer Firma Steinmetz.
22 Tonnen am Haken
Die Tage zuvor hatte diese das Obergeschoss nach den Vorgaben des Statikers Walter Schwarz gesichert und für den Transport vorbereitet. Schwere Stahlträger hatten die Arbeiter durch die Mauern des unteren Stockwerks geschoben, direkt unter die Decke. Da die Fachwerkkonstruktion des Obergeschosses nicht sehr stabil erschien, war das obere Geschoss komplett mit Holzplatten verkleidet und damit gesichert worden. Somit wog dieser Gebäudeteil inklusive des Sicherungsmaterials insgesamt 22 Tonnen.
Rund eine Stunde dauerte die Aktion, bis der Gebäudeteil sicher auf dem Hänger lag. Doch erst um 20 Uhr durfte der Schwertransport, dann von der Polizei begleitet, aufgrund von Vorschriften, seinen kurzen Weg zum Festplatz nehmen. Dort wurde das Obergeschoss wieder abgeladen. Denn nach Beendigung der Arbeiten am Metzgersbach soll das Häuschen wieder aufgebaut werden. Eventuell unter Verwendung der noch brauchbaren Steine der Erdgeschossmauern wird dieses Stockwerk etwas versetzt vom alten Standort wieder errichtet und das Obergeschoss dann wieder aufgesetzt. Dann werden auch die mehr als morschen Deckenbalken erneuert.
Gegen den Abbau des Zollhäuschens und den Abriss der Brücke hatte seit Frühjahr 2010 der Denkmalschutz zum Teil heftig protestiert. Selbst der Landesdenkmalrat hatte sich vor Ort die Objekte angeschaut. Das Landesamt für Denkmalpflege in München habe den Erhalt und die Sanierung der baufälligen Brücke am Metzgersbach über den Schutz der Menschen vor Hochwasser und Gefährdung durch den Straßenverkehr gestellt, ärgert sich Bürgermeister Georg Schöck noch heute. Trotz eines Gegengutachtens habe der Beweis nicht erbracht werden könne, wie die Brücke mit dem auf ihr stehenden Zollhaus so saniert werden könnte, dass die erforderliche Tragfähigkeit für schwere Fahrzeuge wie Müllabfuhr und Feuerwehr gewährleistet werde.
Die Untere Denkmalschutzbehörde im Landratsamt jedoch stützte die Position der Stadt. Landrat Walter Schneider unterzeichnete die Genehmigung für den Abbruch und Neubau der Brücke über den Metzgersbach. Gleichzeitig wurde auferlegt, das Zollhaus unter denkmalgerechten Bedingungen abzubauen und wieder zu errichten. Diese Entscheidung wurde laut Schöck von der Regierung von Mittelfranken geprüft und als rechtlich nicht zu beanstanden gewürdigt.
Zweifel am Denkmalwert
Schöck hatte die Haltung des Denkmalschutzes insofern auch verärgert, weil sich die Stadt seiner Ansicht nach stark für den Denkmalschutz eingesetzt habe und neben historischen Objekten wie die Alte Post oder Markgrafenbrunnen auch die Stadthalle nach Gesichtspunkten des Denkmalschutzes saniert habe, obwohl es dort nicht vorgeschrieben gewesen sei. Auf Lob seitens des Denkmalschutzes warte die Stadt bisher vergeblich, hatte Schöck auch in der jüngsten Bürgerversammlung verdeutlicht.
Wer sich allerdings nach dem Entfernen des Obergeschosses das restliche Mauerwerk angesehen hatte, der zweifelte am Denkmalwert des Gebäudes. Denn es scheint, dass etliches angebaut wurde. So kam neben Muschelkalk auch viel Ziegelstein zum Vorschein.