Im Fall der in Spanien aufgeflogenen Drogenbande gibt es neue Erkenntnisse: Zwei Beschuldigte aus Unterfranken waren den Ermittlern bereits bekannt. Zum Hintergrund: Bereits im Dezember 2018 hatten Experten in Madrid öffentlich Alarm geschlagen. Auf dem Markt waren Ecstasy-Tabletten mit gefährlich hohem Wirkstoff. Tester warnten Konsumenten öffentlich vor Pillen mit Bezeichnungen wie "Red Bull", "Mono", "Triple X", "Soundcloud" oder "Audi". Alle hatte eines gemeinsam: die extrem hohe Dosierung mit dem berauschenden Wirkstoff MDMA.
Zwei Unterfranken im Zentrum des Drogenschmuggels
Zu der Zeit machten eine Gruppe von Drogenhändlern mit MDMA Kasse. Sie brachten sackweise solche Pillen – unter legaler Fracht getarnt – per Lkw nach Spanien. Konspirativ arbeiteten in einer mafiaartigen Organisation knapp drei Dutzend Personen in fünf europäischen Ländern zusammen. An Schlüsselstellen mit dabei: die beiden Männer aus Unterfranken.
"Die Beschuldigten waren zum Teil über Jahrzehnte weltweit vernetzt und verfügten auch über direkte Kontakte zum Medellín-Kartell im kolumbianischen Bogota", sagen Drogenfahnder. Die Verdächtigen sollen auch Haschisch, Marihuana und Kokain in Europa verkauft haben.
Bei ehemaligem Drogenhändler die Fährte aufgenommen
Laut spanischen Medien liefen Ermittlungen seit 2015. In Würzburg begannen sie im Oktober 2018: Hiesige Drogenfahnder nahmen die Fährte eines 38-Jährigen auf, den sie kannten. Wegen der laufenden Ermittlungen wird seine Identität nicht preisgegeben. Doch diese Redaktion erfuhr: Der Mann wurde einst als politisches Nachwuchstalent im Raum Würzburg gehandelt. Dann soll er sich im Gastronomie- und Vergnügungsbereich einen Namen gemacht haben – und als Rauschgifthändler.
Der Leitende Kriminaldirektor Matthias Weber bestätigte im Interview mit dem Bayerischen Rundfunk am Freitag lediglich: Bei dem heute 38-Jährigen, der schon mehrere Jahre wegen Drogenschmuggels im Gefängnis saß, begannen die Ermittlungen seiner Kollegen. Sie führten zu einer mafiaartigen Organisation, die MDMA (also Ecstasy) im dreistelligen Kilobereich nach Spanien schaffte – und zum Mann an der Spitze: einem Landsmann aus Bad Kissingen, der seit Jahren im sonnigen Spanien ein luxuriöses Leben aus den Erträgen des Drogenhandels geführt haben soll.
Mann mit jahrelanger Knasterfahrung an der Spitze
"Auch sein Name war keine Überraschung", sagt ein Insider. Der 58-Jährige war bereits früher eine Schlüsselfigur im internationalen Drogenhandel. Diese Redaktion erfuhr: Er kassierte in einem Prozess um die Jahrtausendwende in Würzburg eine Haftstrafe von mehr als zehn Jahren – nachdem er im Zusammenhang mit Drogenschmuggel im Kilobereich in den Niederlanden festgenommen und ausgeliefert worden war.
Ob die spanischen Ermittler diese Männer ihren fränkischen Kollegen überlassen, damit ihnen hier der Prozess gemacht wird? Matthias Weber sagt: "Wir hoffen, dass die Auslieferung zügig vonstatten geht." Angesichts der Mengen an Rauschgift müssten die beiden Unterfranken bei einer Verurteilung mit Haftstrafen von mindestens zehn Jahren rechnen, schätzt der Fachmann vom Polizeipräsidium Unterfranken.
Eine der größten sichergestellten Mengen der letzten Jahre
Ende Januar hatte die Polizei Madrid den Fahndungserfolg europaweit bekanntgegeben. Dabei wurden 69 Kilo MDMA gefunden. Festgenommen wurde der mutmaßliche Boss der Schmuggler "sowie zwei seiner wichtigsten Leutnants", heißt es in spanischen Medien.
Weitere fünf Kilogramm MDMA wurden in Madrid beschlagnahmt, wo die Pillen in kleinen Mengen verkauft worden sein sollen: zum Schutz gegen die Polizei über das Darknet – den kaum kontrollierbaren Teil des Internets. Auch bezahlt wurde geheim, per Kryptowährung. In Spanien hatten die sichergestellten 74 Kilo MDMA-Kristalle einen Verkaufswert von mehr als drei Millionen Euro – eine der größten Sicherstellungsmengen der letzten Jahre.