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WÜRZBURG: Denkmalschutz-Dilemma in der alten Bäckerei Zierlein

WÜRZBURG

Denkmalschutz-Dilemma in der alten Bäckerei Zierlein

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    Die Neuen in der ehemaligen Bäckerei Zierlein: (von links) Jenny Debus, Christine Schiffer und Marion Arnold.
    Die Neuen in der ehemaligen Bäckerei Zierlein: (von links) Jenny Debus, Christine Schiffer und Marion Arnold. Foto: Theresa Müller

    Vor wenigen Tagen hat in der Haugerpfarrgasse die Bäckerei Zierlein geschlossen und damit ein weiterer Familienbetrieb mit über 100-jähriger Tradition aufgegeben. Über die Gründe wollte sich Bäckermeister Wolfgang Zierlein gegenüber dieser Zeitung nicht äußern. Angeblich war es schon lange sein Wunsch, sich mit 50 von der harten Nachtarbeit zu befreien. Im vergangenen Jahr hatte die Mutter des Bäckermeisters nach dem Tod ihres Mannes das Anwesen verkauft.

    Schiffer übernimmt den alten Zierlein-Laden

    Mit der Bäckerei Schiffer hat nun ein weiteres Familienunternehmen mit Tradition den kleinen Laden angemietet und provisorisch wieder eröffnet. Schiffer gibt es auch schon seit 1900. Der Hauptsitz ist in der St.-Benedikt-Straße mit nun kelf Filialen und an die 100 Mitarbeiter und Azubis. Inhaber sind die Geschwister Burkard, Christine und Martin Schiffer, die traditionelle handwerkliche Backkunst auch mit eigenen Naturgetreiden pflegen und nun im ehemaligen Zierlein auch einiges aus dessen Sortiment aufnehmen wollen.

    Intensiv ist die Familie Schiffer mit der Frage beschäftigt, wie der neue Laden zeitgerecht hergerichtet werden kann. Die Gewerbeaufsicht war bereits vor Ort und habe klargemacht, dass Sanierungen und Renovierungen sein müssten, sagt Christine Schiffer.

    Denkmalschützer wollen Ausstattung erhalten

    Mit dem Thema befasst sich auch auch Petra Maidt von der Heiner-Reitberger-Stiftung, die sich der Denkmalpflege in Würzburg verschrieben hat. Die Einrichtung des Ladens stamme aus dem Jugendstil, vermutlich von 1915, berichtet sie. Es sei der einzige Laden, der in Würzburg die Bombennacht unbeschadet überstanden habe und bis heute in seiner originalen Ausstattung erhalten sei. Dies betreffe vor allem die Fliesen an den Wänden mit einem Fries im typischen Jugendstil-Blütendekor, die originale Theke in Art-Deco-Ornamentik und die metallenen wandhohen Brotgestelle für die Backwaren. Die Entkernung des Ladens wäre ein bitterer Verlust für Würzburg. Eine authentische Ladeneinrichtung in dieser Qualität sei in Würzburg eine Sensation, so Maidt.

    Schmucke Jugendstilfliesen an den Wänden.
    Schmucke Jugendstilfliesen an den Wänden. Foto: Theresa Müller

    Doch schon bei einem oberflächlichen Blick in den Laden zeigt dieser sich in einem maroden Zustand. Die alten Fliesen sind an vielen Stellen beschädigt, teilweise ganz herausgebrochen, die Fugen sind gesplittert und verschmutzt und stellen ein großes Hygieneproblem dar. Der angesprochene Tresen besteht an der Rückseite aus alten Holzschubladen, die den heutigen Hygieneanforderungen nicht entsprechen. Der Fußboden aus zweierlei Materialen und Mustern ist abgewirtschaftet.

    Auch die Holztüren in die Nebenräume sind angeschlagen und nicht brandsicher, die Stromkabel, Schalter und Steckdosen sind veraltet und über den Fliesen verlegt, und auch am eisernen Brotgestell, das schon unzählige Male gestrichen wurde, ist der Lack schwer beschädigt, an vielen Stellen schaut das Eisen durch. Dazu fehlt im Laden eine Heizung und muss vorübergehend durch einem Gasofen ersetzt werden. Sanierungsbedarf besteht auch bei den sanitären Anlagen.

    Die alten eisernen Brotgestelle.
    Die alten eisernen Brotgestelle. Foto: Theresa Müller

    Fachleute entscheiden, was saniert werden muss

    „Wir wollen alles tun, um den alten Charme des Ladens zu erhalten“, verspricht Christine Schiffer. Dazu gehören vor allem die Kacheln an den Wänden. Um eine Sanierung werde man aber nicht herumkommen. Und auch ein Teilumbau ist geplant. So soll die linke Seitenwand zum Nebenraum geöffnet werden, um dort ein kleines Café einrichten zu können. Ob die Fliesen an die andere Wand umgebettet werden können, müssten Fachleute entscheiden. Die Bäckerei Schiffer hat jedenfalls schon Fachfirmen mit der Planung einer nötigen Erneuerung beauftragt.

    Die Heiner-Reitberger-Stiftung hat laut Petra Maidt bereits im vergangenen August die Eintragung des Ladens in die staatliche Denkmalpflege beantragt und nachdem von dort bis jetzt keine Antwort gekommen sei, auch den Stadtheimatpfleger Hans Steidle und die Untere Denkmalschutzbehörde bei der Stadt Würzburg informiert.

    Veraltete Elektrik, angeschlagene Holztüren.
    Veraltete Elektrik, angeschlagene Holztüren. Foto: Theresa Müller

    Steidle selbst hält das ganze Haus und den Verkaufsladen für ein Denkmal des Gewerbes mit sehr schönen Jugendstilkacheln. „Es ist unbedingt erhaltenswert, weil wir etwas Vergleichbares in Würzburg nichts besitzen. Bisher hat es die Bäckerei Zierlein verstanden, das Alte zu erhalten, und ich hoffe, dass das auch mit den neuen Nutzern möglich sein wird.“ Jetzt müssten die Gespräche geführt werden, und das mache die untere Denkmalschutzbehörde der Stadt.

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