Vor Monaten hat der Gemeinderat wegen zu hoher Kosten das Thema Dorfladen aufgegeben. Doch der Wunsch blieb bestehen, besonders seitens der Obereisenheimer Bürger. Und so hatte Bürgermeister Andreas Hoßmann Wolfgang Gröll, Gründer und Unternehmensberater mehrerer Dorfläden vom Dorfladen-Netzwerk eingeladen, um von ihm die aktuelle Marktwirtschaftslage für den Betrieb derartiger Einrichtungen zu erfahren.
Ein solcher Laden müsse ein Cafe als sozialen und kommunikativen Treffpunkt von Jung und Alt haben, ein Mittagessen-Angebot für Ältere oder Alleinstehende, eine Internetpräsenz, um bequem per Email oder Whatsapp seine Bestellung aufgeben zu können, die dann abgeholt oder ausgeliefert wird. Als neuer Trend käme die Verpackungsvermeidung hinzu, die in großen Märkten fast nicht machbar, in kleinen Läden hingegen leicht umsetzbar wäre.
Handelsspanne von 27 Prozent
Im Hinblick auf die nicht mehr aktuelle Umsatzkalkulation aus dem Jahr 2017, bat Hoßmann noch um Informationen über den jährlichen Einkauf eines Bürgers im Kernort auf ein Jahr gerechnet sowie um die Entwicklung der Handelsspannen bei Dorfläden.
Gröll berichtete über eine Steigerung des jährlichen Einkaufs eines Bürgers im Kernort bzw. Standort des Dorfladens von 500 Euro auf nunmehr 700 Euro pro Einwohner und Jahr und über eine erzielbare Handelsspanne von 27 Prozent im Dorfladennetzwerk. Diese habe sich ebenfalls von 25 auf 27 Prozent erhöht.
In der Sitzung vom Mai ließ der Rat durchblicken, dass er den Eindruck habe, der Dorfladen sei von Hoßmann nicht gewünscht. Er lege immer die gleichen Zahlen vor. Hoßmann bemerkte dazu, dass ihm der Dorfladen ebenso wie vielen im Rat eine Herzensangelegenheit sei. Aber aus dem Ergebnis der ursprünglichen Submission, die weit über dem lag, was man sich vorgestellt hatte, sei eine solide Finanzierung nicht möglich gewesen. Der Marktgemeinderat hatte daher in der Gemeinderatssitzung vom September 2018 mit 11 : 0 die Ausschreibung aufgehoben.
Bau- und Kostenvarianten
Entscheidet sich der Rat jetzt für die Einrichtung, muss dieser zwölf Jahre betrieben werden. Geschieht das nicht, müssen die Zuschüsse anteilig zurückgezahlt werden.
Daraufhin wurde im Gremium das Für und Wider diskutiert. Dass es ein anspruchsvolles Projekt sei, darüber waren sich die meisten im Rat einig. Auch wurde die Meinung vertreten, dass andere anstehende Investitionen in der Marktgemeinde in den Hintergrund gerückt würden.
Zweite Bürgermeisterin Lillo Marschhäuser wies auf die gezeichneten Anteile der Bürger hin, die dem Gremium den Eindruck vermittelten, dass die Menschen einen Dorfladen wollen. Eine Geschäftsführerin der Dorfladen- UG ist überzeugt: "Wenn der Dorfladen gut geführt ist und die Bürger Lust haben, dort einzukaufen, dann steht dem ganzen nichts im Weg".
Danach legte Hoßmann verschiedene Bau- und Kostenvarianten vor. Die erste Kalkulation für einen Bau in Stahlbauweise und die Ausstattung lag 2016 noch bei 630 000 Euro. Nach Berücksichtigung von Einsparpotentialen aus der aufgehobenen Ausschreibung werden aktuell Kosten von 730 000 Euro geschätzt. Es bleibe allerdings das Risiko höherer Preise bei einer Ausschreibung für alle Gewerke.
Bauantrag notwendig
Inzwischen liegt auch ein Angebot in Containerbauweise vor. Bei dieser Variante gibt es ein Festpreisangebot für fast alle Gewerke, die bei circa 785 000 Euro liegen. Der Vorteil der Containerbauweise liegt im Preis und in der Schnelligkeit. Nach Auftragsvergabe könnte der Laden innerhalb von 16 Wochen stehen.
Beide Alternativen müssten nochmals ausgeschrieben werden. Es wird ein neuer Bauantrag notwendig und die Ausführung muss mit dem Amt für ländliche Entwicklung und dem Lenkungsausschuss in der Region Schweinfurter Land erneut abgestimmt werden. Die Baukosten werden durch einen Zuschuss aus Leadermitteln von 200 000 Euro und der Rückzahlung der anteiligen Vorsteuer von circa 120 000 Euro vermindert.
Zum Abschluss zeigte Hoßmann nochmals die Finanzplanung und die Schuldenentwicklung des Marktes Eisenheim auf. So seien nach einer Begehung mit der Spitze der Landkreisfeuerwehr beide Gerätehäuser in mangelhaftem Zustand und müssten dringend saniert werden.
Sanierung der Kläranlage
Hinzu kommt die dringende und vom Wasserwirtschaftsamt angemahnte Sanierung der Kläranlage. Weiter steht der hohe finanzielle Sanierungsanteil an der Grundschule in Schwanfeld an, sodass nach Einschätzung von Hoßmann die Schulden zum Jahresende bei rund 870 000 Euro liegen würden, sofern der Dorfladen 2019 noch gebaut werde.
Wenn alle diese Maßnahmen in den kommenden fünf Jahren realisiert würden, steige die Prokopfverschuldung in Eisenheim von derzeit 200 auf 4500 Euro.
Deshalb bat Bürgermeister Hoßmann den Gemeinderat vor der Abstimmung über einen Laden, sich nochmals darüber Gedanken zu machen, was machbar sei und was nicht.
Danach beantragte Uwe Därr eine namentliche Abstimmung zum Bau des Dorfladens. Mit 7:4 stimmten die Räte dem Bau eines Ladens in Containerbauweise zu.