(cop) Die meisten kennen ihn als Kapitän vom Traumschiff, doch bei seinem Besuch im Höchberger Rathaus verkörperte der bekannte Schauspieler Siegfried Rauch eher den bodenständigen und durchweg sympathischen Oberbayern, der gerne auch die eine oder andere private Anekdote zum Besten gab. Statt Smoking trägt er an diesem Abend legere Cordhose, Karohemd und rote Strickweste sowie zünftige Treckingschuhe.
Anlass seines Besuches: Am zweiten Weihnachtsfeiertag, 26. Dezember, liest der beliebte Fernsehschauspieler die „Bergweihnacht“ in der katholischen Kirche St. Norbert. Dafür übernimmt Bürgermeister Peter Stichler die Schirmherrschaft und lud deshalb zum Eintrag ins Goldene Buch der Kommune ein.
„Wir haben gerade festgestellt, dass uns etwas verbindet“, freute sich Stichler kurz vor dem offiziellen Teil und erzählt: „Vor etwa 35 Jahren war ich in den Dolomiten regelmäßig Skifahren. Irgendwann habe ich da auf einer Bank gesessen und fand ein Paar Handschuhe, die schon danach aussahen, dass die jemanden gehören, der Geld hat.“ Der Hüttenwirt zeigte nur auf eine talwärts fahrende Gestalt und Stichler – ganz Katholik – fuhr die Piste demjenigen hinterher. Als er die Handschuhe dem Besitzer überreichte, wusste er nicht wem. „Mein Freund sagte damals: Weißt du wer das war? Das war Siegfried Rauch.“ Für den jungen Stichler seinerzeit kein Begriff, wie er offen bekannte. Das habe sich aber „inzwischen geändert“, versicherte er schmunzelnd, denn auch wenn er selbst „Traumschiff“ nicht schauen würde, seine Frau würde jedes Mal schmachtende Blicke kriegen.
Siegfried Rauch, ganz Charmeur wie ihn jeder kennt, freut sich über das Kompliment. Und nicht nur das. Als der Hausherr und Unterstützer der Weihnachtsveranstaltung, Dekan Walter Lederer, den Rathaussaal betritt, weiß Rauch, dass er es nun mit Don Camillo und Peppone zu tun hat und erzählt spontan die eine oder andere Geschichte. Auch er habe irgendwann mal einen Kardinal spielen müssen und sei „total verdutzt gewesen, als plötzlich eine Frau vor mir niederkniete und meinen Ring küsste. Was machen Sie da? Ich schauspielere hier doch nur.“
Dekan Walter Lederer wäre nicht der Pfarrer vom Hexenbruch, der darauf nicht kontern könnte. Er zieht eine Schote nach der anderen aus der Tasche und schildert, was ihm alles bei seinen Besuchen im Vatikan passiert ist. Neben unendlich vielen Witzen, die sich die Drei gekonnt zuspielen, kommt dann aber auch ein ernsthafter Siegfried Rauch zum Vorschein. „Ich habe großen Respekt vor der Arbeit eines Pfarrers. Jeden Tag müsst ihr auf einer Beerdigung die passenden Worte finden. Und dann im Gasthaus anschließend eure Witzchen machen. Ansonsten seid ihr keine guten Pfarrer.“ Das sei hier in Franken offenbar das selbe wie in Oberbayern, meinte der 78-Jährige verschmitzt.
Und dann schildert er den Tag, als sein Vater gestorben war. 30 oder 32 Jahre alt sei er gewesen, als er in Berlin einen lustigen Burschen zu spielen hatte. „Ich stand auf der Bühne, als mich die Nachricht ereilte. Ich bin mir vorgekommen wie ein Clown.“ Trotz aller Erfolge - Siegfried Rauch ist authentisch geblieben: Tränen füllen seine Augen.
Und vielleicht ist es das, was ihn selbst zu Weihnachten in die fränkische Provinz zieht. Auf die Frage der Presse hin antwortet er spontan: „Ich habe in Schwarzach Freunde. Und überhaupt finde ich die vielen kleinen Ortschaften wie Sommerhausen, Erlach und so weiter sehr schön. Und essen kann man hier. Ein Gedicht“, schwärmt er. Für diesen Abend wünscht er sich einfach einen guten Gänsebraten.
So gibt das eine Wort das andere. Locker geht es zu – bei einem eigentlich hoch offiziellen Termin. Denn wer darf sich schon damit rühmen, seine Signatur im Goldenen Buch zu hinterlassen? Gut, Golden ist das Buch der Gemeinde Höchberg nicht. Es ist blau, und das ist das Stichwort für Siegfried Rauch. Beim wiederholten Einschenken des nicht harmlosen Frankenweines scherzt er denn auch: „So, und nun wird's Zeit, sonst kann ich das nicht mehr.“
Siegfried Rauch liest die Bergweihnacht
Siegfried Rauch liest seine schönsten Weihnachtsgeschichten. Begleitet wird er dabei von der Eismannsberger Saitenmusik und Sängerinnen sowie den Tegernseer Alphornbläsern. Er kommt am Sonntag, 26. Dezember, um 18 Uhr, in die Pfarrkirche St. Norbert nach Höchberg. Einlass ist um 17.30 Uhr. Der Vorverkauf hat begonnen.
Schirmherr der Veranstaltung ist Bürgermeister Peter Stichler. Des weiteren wird der Abend von der Raiffeisenbank Höchberg, der Pfarrgemeinde St. Norbert und der Gemeinde unterstützt.
Karten gibt es verbilligt ab sofort im Vorverkauf bei Raiffeisenbank Höchberg, Hauptstr., Tel. (09 31) 4 06 50, Schreibwaren Billinger Höchberg, Hauptstr., Tel. (09 3) 40 94 94, Main-Ticket Würzburg, Theaterstr. 10, Tel. (09 31) 5 55 54, alle Main-Post Geschäftsstellen in der Region, sowie alle bekannten Vorverkaufsstellen. Im Internet unter www.eventim.de.