Eine Toilette zu haben, ist für viele Menschen aus den Dorfgemeinschaften im Südsudan alles andere als selbstverständlich. Man geht aufs Feld hinter einen Busch. „Sehr unhygienisch“, sagt Manfred Emmerling. Die Johanniter, für die der Würzburger als internationaler Logistikkoordinator arbeitet, wollen das ändern: Jede Hütte soll ihr eigenes Plumpsklo haben. Berater leiten Dorfbewohner an, die Toiletten selbst zu bauen. Inzwischen konnten schon viele Dorfgemeinschaften für die Idee gewonnen werden.
Seit Anfang 2012 sind Auslandshelfer der Johanniter im Südsudan im Einsatz. Manfred Emmerling besuchte den jüngsten afrikanischen Staat erstmals vor gut zwei Jahren – und zwar wenige Wochen, bevor ein Bürgerkrieg zwischen der Regierung und Rebellen um den ehemaligen Vizepräsidenten Riek Machar ausbrach. Damals war er nur für eine kurze Dienstreise im Südsudan. Im Oktober 2015 begann Emmerlings siebenmonatiger Auslandseinsatz.
Über Weihnachten war der Johanniter-Auslandshelfer für wenige Tage zu Hause in Würzburg, um seine Familie zu besuchen. Nach einem kurzen Aufenthalt in Berlin wird es an diesem Donnerstag abermals in den Südsudan gehen. Dort haben die Johanniter mehrere Projekte am Laufen. „WASH“ nennt sich jenes Projekt, das für Zugang zu sauberem Wasser sowie zu Sanitäreinrichtungen sorgt. Bei einem weiteren Projekt erhalten die Menschen in den Dörfern landwirtschaftliche Hilfe, um die Ernährung zu sichern. „Sie bekommen von uns zum Beispiel Samen oder Tiere wie Hühner oder Ziegen“, berichtet der 41-Jährige.
All das zu beschaffen, was benötigt wird, damit die Projekte funktionieren, ist alles andere als einfach. Wie zum Beispiel sollen die Berater zu den Dorfgemeinschaften kommen? Einfach in den Bus einsteigen, geht nicht. Die öffentliche Infrastruktur befindet sich in miserablem Zustand.
„Wir brauchen also Autos, um in die Dörfer zu kommen.“ Diese Geländewagen hat er zu beschaffen, was ziemlich kompliziert ist. Der Auftrag muss ordnungsgemäß ausgeschrieben werden. Jemand muss die Autos in den Südsudan importieren. Die Zollformalitäten nehmen oft Wochen in Anspruch.
Emmerling sorgt auch dafür, dass die reich bebilderten Anleitungen für den Selbstbau der Plumpsklos durch die Dorfbewohner rechtzeitig und in ausreichender Menge bei den Beratern eintrifft. Er macht sich auf die Suche nach Hühnern, die leicht zu halten sind, genug Eier legen und genug Fleisch abgeben. Auch für die vier Projektbüros der Johanniter im Südsudan ist er verantwortlich. Der gelernte Heizungsbauer kümmert sich darum, dass es Wasser und Strom gibt, auch sorgt er dafür, dass das Internet funktioniert.
Die meiste Zeit verbringt Emmerling in Wau. Das Büro, von dem aus er die Projekte logistisch koordiniert, ist in ein 8-Zimmer-Haus integriert, in dem er mit Kollegen aus dem Kongo, Äthiopien und Kenia arbeitet und wohnt. „Das ist wie in einer WG.
“ Jeder hat ein Zimmer, das direkt an das eigene Büro grenzt: „Sehr viel Privatsphäre gibt es nicht.“ Auch ist die Freiheit eingeschränkt. Darf man doch nach Einbruch der Dunkelheit wegen des Bürgerkriegs nicht zu Fuß auf der Straße herumspazieren. Im schlimmsten Fall könnte dies tödlich enden. Unter der Woche kommt eine Haushälterin, die für das Quartett auf Holzkohle kocht. „Ugali“ heißt ein landestypischer, sehr fester Brei, der aus Maismehl und Hirse besteht. Dazu isst man spinartartiges Gemüse. Reis gibt es ebenfalls häufig. Auch stehen Buschtiere mitunter auf dem Speiseplan. Einmal aß Emmerling Buschratte.
Weil sich die Projekte ausweiten, wächst die Zahl von Emmerlings Kollegen. Weil derzeit alle Zimmer in dem Gebäudekomplex belegt sind, „müssen wir auf die Suche nach einem neuen Haus gehen.“ Auch dafür ist der Würzburger als Logistikexperte gefordert. Leicht wird es nicht werden, in Wau ein größeres Domizil mit Strom, Wasser und Gas zu finden. Doch auch wenn es manchmal ziemlich lange dauert: Am Ende beschafft Emmerling, was für die Projekte notwendig ist.
Für ihre Projekte im Südsudan sind die Johanniter dringend auf Spenden angewiesen: www.johanniter.de