Für ihn "kommt Ruhestand mit "untätigem Herumstehen und -sitzen überhaupt nicht in Frage", sagt er. Im Gegenteil: Ab dem kommenden Jahr werde so richtig in die Hände gespuckt. Dann gilt es, "einen Kindheitstraum" zu verwirklichen - in Österreich und in Südtirol. Beim Projekt "Bauern in Not" will er mithelfen. Das heißt: Eberhard Welz wird Ställe ausmisten, Milchkannen schleppen, Kühe melken, als Erntehelfer Heu einbringen oder kaputte Zäune reparieren. Bei drei Bauernhöfen hat er sich schon angemeldet. Mit dabei sein werden natürlich auch sein altgedienter Canon-AE-1-Fotoapparat und seine zweiäugige Rolleiflex-Kamera, um die Eindrücke vom Leben "als Knecht" im Bild festzuhalten.
Apropos Kamera: Sie spielt seit seinem 14. Lebensjahr - als er in Berlin die Lehre zum Reproduktionsfotografen begann - eine große Rolle. Nach der Ausbildungszeit war er zweieinhalb Jahre in der Schweiz als Bildberichter für einen Verlag tätig, danach zog es ihn wieder in gleicher Tätigkeit für neun Jahre an die Spree. Es folgte der Ruf des Südens: Von 1969 bis 1980 leitete er die Reproabteilung der Firma Triltsch in Würzburg. Nebenberuflich betrieb er ab 1971 in Rimpar ein Fotogeschäft, 1981 übernahm er das Studio von Foto-Heim in Heidingsfeld. Die Meisterprüfung hat Eberhard Welz 1980 absolviert. Seitdem gab er als Fachmann sein Wissen an 20 Lehrlinge weiter. Neben Materialkunde und Laborarbeiten lernten die jungen Leute vor allem, wie man Gesichter, Hochzeitspaare, Gruppen von Menschen oder Gegenstände für die heimische Industrie (Möbel Neubert, s.Oliver, verschiedene Autofirmen) vorteilhaft in Szene setzt. "Das Handwerkliche stand noch bis vor kurzem im Vordergrund. Da wurden im Studio für den Hintergrund Stoffe aufgespannt, Wind- und Nebelmaschinen angeworfen, mit Lichtquellen experimentiert und, und, und", erzählt der Meister. Und findet es schade, dass das Fotografen-Handwerk als Ausbildungsberuf vor ein paar Jahren bei der Handwerkskammer (HWK) ausgemustert worden ist.
Welz war zehn Jahre lang Aushilfslehrer an der Franz-Oberthür-Schule, war Lehrlingswart der Fotografen-Innung Unterfranken, und Mitglied im HWK-Meisterprüfungsausschuss.
Vieles hätte der 65-Jährige aus seinem Berufsleben zu erzählen. Mit Schmunzeln denkt er an die ältere Frau zurück, die wegen eines Porträtfotos zu ihm kam. Da die Dame auch nach mehrmaliger Aufforderung partout nicht in die Linse lächeln wollte, riet ihr der Meister, doch mehr Zähne zu zeigen. Die Angesprochene nahm kurzerhand ihr Gebiss aus dem Mund und präsentierte es voller Stolz . . .
Das Heidingsfelder Fotostudio wird am 1. Januar 2006 von Felix Richter weitergeführt, ihm zur Seite steht die Fotografin Colette Höchst, die bei Eberhard Welz ihr Handwerk von der Pike auf gelernt hat.