Icon Menü
Icon Schließen schliessen
Startseite
Icon Pfeil nach unten
Würzburg
Icon Pfeil nach unten
Ochsenfurt
Icon Pfeil nach unten

OCHSENFURT: Der Neue am Altar

OCHSENFURT

Der Neue am Altar

    • |
    • |
    Der neue Vikar in der evangelischen Kirchengemeinde Ochsenfurt: Julian Knötig (links) mit Pfarrer Friedrich Wagner in der Christuskirche  FOTO:?claudia schuhmann
    Der neue Vikar in der evangelischen Kirchengemeinde Ochsenfurt: Julian Knötig (links) mit Pfarrer Friedrich Wagner in der Christuskirche FOTO:?claudia schuhmann

    Julian Knötig ist bisher der zweite Vikar, den Wagner in seinen 30 Jahren als Pfarrer betreut. Er wird sein Begleiter, aber auch sein Dienstvorgesetzter sein. „In der evangelischen Kirche ist ein Vikar etwas anderes als in der katholischen“, erklärt Friedrich Wagner.

    Während bei den Katholiken der Vikar als Vertreter des Priesters fungiert, bezeichnet das Vikariat bei den Evangelischen den zweiten Ausbildungsabschnitt. Sein erstes Examen hat Julian Knötig bereits abgelegt. Nach den zweieinhalb Jahren in Ochsenfurt folgt das zweite Examen, dann ist er Pfarrer „zur Anstellung“.

    „Schon als Kind wollte ich Pfarrer werden“, sagt der 27-Jährige vergnügt. Er stammt aus Thundorf in Unterfranken, sein Vater ist katholisch, seine Mutter evangelisch. Seine Kindheit in seiner christlich geprägten Familie empfand er als freudvoll.

    Deshalb arbeitete Julian Knötig auch schon früh auf sein Berufsziel hin. Er wählte ein humanistisches Gymnasium, um Griechisch zu lernen. Es folgte das Theologiestudium in Neuendettelsau und Jena.

    Als Vikar kam er nach Ochsenfurt, weil die evangelische Kirche seinen Wunsch nach einer Stelle im Würzburger Raum berücksichtigte. An der Dekanin lag es, einen Lehrpfarrer für den jungen Mann zu finden. Sie fragte bei Friedrich Wagner an. „Ich erbat mir Bedenkzeit“, sagt Wagner. Denn wer für einen Vikar verantwortlich ist, der teilt nicht nur sein Wissen und seine Erfahrung mit ihm. Er hat mit einem Mal auch jemanden an der Seite, der seine Arbeit beobachtet.

    Friedrich Wagner nahm die Aufgabe an. Dann erst lernte er Julian Knötig kennen. Die Stadt Ochsenfurt ist groß genug, um einem angehenden Pfarrer Erfahrungen in allen kirchlichen Arbeitsfeldern zu bieten. Julian Knötig wird Gottesdienste halten, an der Mittelschule Religionsunterricht erteilen, in der Seelsorge, der Kinder- und Jugendarbeit sowie auch teilweise in der Verwaltung tätig sein. Auch mit Medienausbildung und Diakonie wird er sich beschäftigen.

    Seine Einstellung zu seinem Beruf passt gut zu der von Friedrich Wagner. Beiden liegt viel am Miteinander der christlichen Konfessionen. „Die Leute wollen, dass wir in Gottes Namen zusammenschaffen“, sagt Friedrich Wagner und verweist auf die vorbildliche Zusammenarbeit zwischen der katholischen und der evangelischen Kirchengemeinde in Ochsenfurt. Die Gemeinsamkeiten müsse man betonen und nicht an den Unterschieden bei den Konfessionen hängen bleiben.

    Erfahrungen im Bereich Ökumene hat auch Julian Knötig mit seinen erst 27 Jahren schon zur Genüge. Sie gründen in seinem Umfeld. „Bei mir zu Hause waren wir in der Minderheit“, erinnert er sich. Oft diskutierten Katholiken und Protestanten dort über ihren Glauben – nicht in feindseliger Stimmung, sondern interessiert an der Sichtweise der jeweils anderen. Julian Knötigs bester Freund seit Kindertagen ist vor einiger Zeit in den katholischen Orden der Augustiner-Eremiten eingetreten. „Uns beiden ist die Einheit der Christen ein Herzensanliegen“, sagt Knötig.

    In Ochsenfurt will der Vikar umsetzen, was er von zuhause kennt. Er will ein Geistlicher sein, der mit der Gemeinde lebt, der dort gestaltet und auch den Blick nach außen richtet. Dass er in einer Zeit in den Beruf eintritt, in der immer mehr Menschen der Kirche den Rücken kehren, bereitet ihm manchmal Bauchschmerzen.

    „Es ist schade, denn viel Tradition und Gemeinschaft geht verloren“, sagt er. Eine Gemeinschaft, die so mancher gedankenlos aufgebe für ein vermeintlich freies Leben. Und die doch so nötig sei, weil sie auf die Nächsten, die Schwächeren, blicke. „Die Seele lebt nicht nur von Spielfilmen“, sagt Knötig.

    Das Geheimrezept gegen die Abkehr vom Glauben kennen auch Pfarrer nicht. Friedrich Wagner weiß nur einen Weg, die Menschen von der Kirche zu überzeugen: glaubwürdig leben. „Die Leute sind sehr kritisch“, hat er beobachtet. „Deshalb muss man Vorbild sein und sich, so simpel es auch klingen mag, an die Gebote halten.“

    Julian Knötig, der seit Kurzem in Ochsenfurt lebt, freut sich auf die Menschen am Main und hofft, in ihrer Gemeinschaft aufgenommen zu werden. Die Stadt und ihre Umgebung bietet dem 27-Jährigen auch für sein Hobby viel: Knötig beschäftigt sich leidenschaftlich gern mit Kirchengeschichte. Und weil der Mensch auch was fürs Gemüt braucht, spielt der Vikar gerne Posaune und singt.

    Der Einführungsgottesdienst findet am Sonntag, 7. September, um 9.30 Uhr in der Ochsenfurter Christuskirche statt.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden