„Oh ist mir das peinlich, warum muss ich immer so arrogant gucken?“, fragt Dora. „Weil das deine Rolle ist“, antwortet Steffen Boseckert. Dora sieht sich zum ersten Mal in einem Film. Die 15-jährige aus Ungarn spielt neben der zehnjährigen Esubdink Aklil aus Äthiopien die Hauptrolle in „Schattenspringer“, den der Würzburger Filmemacher Steffen Boseckert gedreht hat.
Das Kurzfilmprojekt der auf Integration spezialisierten Mönchbergschule mit ihren 252 Schülern aus 35 Nationen feiert beim Internationalen Filmwochenende nächste Woche Premiere. Der 15-minütige Streifen, bei dem es um Freundschaft und um „Ankommen in Deutschland“ geht, wird am Mittwoch bei der Festivaleröffnung im Central-Kino gezeigt.
Eine kleine Premiere gab's schon in der Main-Post-Lokalredaktion, wo Dora und Esubdink das erste Mal „ihren“ Film sahen – mit unterschiedlichen Reaktionen. Während Dora sich beim Anblick der Film-Dora immer wieder die Augen zuhielt, zeigte sich Esubdink recht angetan von ihrem Auftritt. Vom Film natürlich auch. „Nur die Filmmusik ist mir viel zu dramatisch.“ Esubdink machte schon bei Boseckerts „Common verses“ mit – ebenfalls ein Kurzfilm mit Mönchberg-Schülern, der viel beachtet und gelobt beim vergangenen Filmfestival gezeigt wurde.
Mit Begeisterung schauten sich die beiden Mönchbergschülerinnen das „Making of“ vom „Schattenspringer“ an, die Szenen über die Entstehung des Films. Neben dem Spaß am Drehen hatten sie eine weitere gute Erinnerung: „Das war cool, weil wir nicht den Unterricht mussten.“
An sechs Drehtagen entstand der „Schattenspringer“, der die Geschichte von Dora und Esubdink erzählt: von der Ankunft von Esubdink, von der Aufgabe von Dora, sich um den Neuankömmling zu kümmern und von ihrer anfänglichen Boshaftigkeit: Dora schickt die Neue in den falschen Bus – und der fährt das orientierungslose Mädchen zur Endstation Hinteres Steinbachtal.
Am Ende wird aber alles gut, auch mit Hilfe des Koches, den mit Milton Welsh ein erfahrener Schauspieler spielt. Welsh, der schon Auftritte in TV-Serien wie „Alarm für Cobra 11“ und „Nachtschicht“ hatte, spielte auch bei Boseckerts Kurzfilm „Johnny & Die Leichtigkeit“ mit.
Ein 25-köpfiges Team und im Prinzip alle Schüler waren am Film beteiligt, denn das Drehbuch schrieben die Schüler quasi selbst. Ausgangspunkt war das Motto „Ankommen in Deutschland“. „Dazu haben die Kinder Fragebögen ausgefüllt und ihre Erlebnisse geschildert. Da ist ein richtiges Sammelsurium an Geschichten zusammengekommen“, erzählt Naoufel Hafsa, Jugendsozialarbeiter an der Schule und Co-Regisseur.
„Daraus haben wir dann das Drehbuch entwickelt“, sagt Boseckert. Vor den Dreharbeiten besuchten die Schüler die Arbeitsgruppe Film und beteiligten sich an Workshops, in denen sie sich mit Schauspiel, Kamera, Filmmusik und Filmanalyse beschäftigten. Durch das gemeinsame Arbeiten sollten die Schüler die Botschaft des Filmes erleben: das miteinander klar kommen über soziale und nationale Grenzen hinweg. Den „Schattenspringer“ wollen die „Film“-Schüler auch an anderen Schulen zeigen. Mit dem Ziel, zu gemeinsamen Aktivitäten zu motivieren und Vorteile abzubauen. Gekostet hat das Filmprojekt laut Boseckert rund 19 000 Euro. Zur Finanzierung fanden sich zahlreiche Sponsoren wie Stadtjugendring, die „Aktion Mensch“ und die Würzburger Druck- und Medienunternehmen Vogel Business Media, Robert Krick Verlag, Koenig & Bauer sowie die Mediengruppe Main-Post.
Wie's weitergeht? Dora und Esubdink hätten schon Lust, wieder einen Film zu machen. „Allein schon deshalb, weil wir dann keine Unterricht haben.“