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Der Urwald am Rande der Stadt

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Der Urwald am Rande der Stadt

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    Ihr sind entlang des Rundweges im Naturwaldreservat "Waldkugel" auf Reichenberger und Würzburger Gemarkung mehrere Bäume zum Opfer gefallen. Sie stürzten um oder wurden gespalten. Buchenlaub raschelt unter den Pfoten von "Zack", dem Rauhaardackel von Förster Stephan Thierfelder. Der Forstamtsleiter kümmert sich neben den staatlichen Wirtschaftswäldern auch um das Naturwaldreservat. Er geht den Rundweg im Reservat ab, will sich die umgestürzte Buche ansehen, die beim Fallen eine jüngere Artgenossin mitriss. "Da hat uns der Sturm sehr geholfen. So wird schneller ein Urwald entstehen", freut sich der Förster.

    Über 36 Meter war der Baum hoch. In acht Metern Höhe ist der Stamm noch 77 Zentimeter dick. Diese Größe bemerkt man gar nicht mehr, wenn der Baum am Boden liegt. Doch will man darüber klettern, wird klar, wie dick der Baum wirklich ist." Förster Thierfelder bindet "Zack" an einen Zweig, steigt über den Buchenstamm.

    Dieter Müller von der Umweltstation schaut sich mit ihm den Baum an. "Die Buche ist eine sehr robuste Pflanze. Sie kann im Schatten gut wachsen und verdrängt so andere Arten. Sie ist der natürliche Baum auf der Fränkischen Platte", erklärt Müller. Durch die Waldwirtschaft in den letzten beiden Jahrhunderten wurden vermehrt Eichen gesetzt. "Doch die Buche erobert sich ihr Revier zurück", sagt Müller und grinst. Zurzeit ist das Reservat "Waldkugel" das einzige Buchenwald-Reservat von 150 Naturwaldgebieten in Bayern.

    Elf Kubikmeter Buchenholz liegen jetzt am Boden. Von nur einem Baum. Insgesamt hat "Jeanett" 1800 Festmeter Holz geschlagen. Zum größten Teil Fichten. "Das ist eigentlich sehr wenig. Für so einen kräftigen Sturm mit 180 Kilometern pro Stunde", sagt Thierfelder. Die umgestürzten Bäume werden nicht, wie in einem beforsteten Wald, herausgeholt und zersägt. Die alte Buche bleibt am Boden liegen. Wird zur Heimstatt für holzzersetzende Pilze, Flechten, Moose, Käfer und Schnecken.

    Die so genannte Sukzession lässt wiederum junge Bäume Nahrung finden. Im Reservat gibt es mehrere Dutzend Arten von Käfern und Schnecken, die auf der Roten Liste stehen. Das haben Wissenschaftler ermittelt. Beispielsweise taucht hier der Hirschkäfer auf. Oder seltene Arten von Halbnacktschnecken. Stephan Thierfelder geht mit Dieter Müller an der Buche entlang. Sie sehen sich die Krone an. Oder das, was davon übrig geblieben ist. Denn im Fallen sind selbst dicke Äste zersplittert wie Streichhölzer, flogen einige Meter weit weg.

    Seit 1999 haben die Förster aufgehört, im Gebiet "Waldkugel" totes Holz aus dem Wald zu schaffen und Bäume zu fällen. Hier wird gemäß dem Nationalparksprinzip die Natur sich selbst überlassen. Jeder Baum steht bis an sein Lebensende. Seit März dieses Jahres ist das 74 Hektar große Reservat auch Naturschutzgebiet. Ein Naturschutzgebiet, das unmittelbar vor den Toren der Stadt liegt und mit dem Linienbus 31 oder 41 zu erreichen ist. Das Kooperationsprojekt von Stadt und Land kann aber auch mit dem Auto erreicht werden. Hierfür wurde eigens ein Parkplatz eingerichtet, von dem aus der Rundweg mittels Faltblatt und neun Stationen durch den Wald führt.

    Infos zum Naturwaldreservat beim Bayerischen Forstamt, Tel. 79 75 40, bei der Umweltstation der Stadt Würzburg, 44, Tel. 4 44 40.

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