Im Internationalen Polarjahr, das an diesem Donnerstag beginnt, plant der 49-Jährige Expeditionen nach Spitzbergen und in den sibirischen Teil der Arktis. Insgesamt werden 2007/2008 mehr als 50 000 Wissenschaftler in die abgelegensten Gebiete der Erde aufbrechen.
„Das Polarjahr ist ein guter Anlass, an die Politiker zu appellieren, dass für den Klimaschutz mehr getan werden muss“, sagt Piepjohn. Die globale Erwärmung trifft die Pole am heftigsten. Im Arktis-Klima-Report ACIA wird prognostiziert, dass sich der Nordpol in den nächsten 100 Jahren um weitere vier bis sieben Grad Celsius erwärmen wird. Trifft diese Vorhersage ein, verlieren Eisbären und tausende andere Tier- und Pflanzenarten ihren Lebensraum.
„Bei unseren Expeditionen bemerken wir auch, dass die Gletscher zurückgehen“, sagt der Geologe. Dieser Schwund sei sicherlich auf die globale Erwärmung zurückzuführen. „Trotzdem leben wir immer noch in einem Eiszeitalter. Deshalb gibt es überhaupt Eis an den Polen“, bemerkt Piepjohn. „Die Erde ist eigentlich ein warmer Planet. Vor 60 Millionen Jahren war die Arktis noch mit Laubwäldern bedeckt.“
Piepjohn und sein Team können anhand von Fossilien Aussagen über die Entstehung der Kontinente treffen. Vom Basislager im Nordosten Spitzbergens aus lassen sich die Geologen jeden Morgen per Hubschrauber oder Schlauchboot zu Orten bringen, deren Gestein interessant erscheint. Später werden die Funde im Labor untersucht. Versteinerte Korallen belegen zum Beispiel, dass die norwegische Inselgruppe vor 350 Millionen Jahren in den Tropen lag – etwa auf dem Breitengrad der heutigen Bahamas.
Die Arktis- und Antarktis-Forscher leisten Pionierarbeit. „Die Rückseite des Mondes ist genauer kartiert als manche Bereiche der Polarregionen“, sagt Reinhard Dietrich, Vorsitzender der Deutschen Kommission zum Internationalen Polarjahr. Daneben gibt es auch konkrete wirtschaftliche Ziele. „Die Arktis birgt riesige Erdölvorkommen. Die größten Felder sind vermutlich vor Sibirien zu finden“, erzählt Piepjohn. Bei seiner geplanten Expedition nach Sibirien geht es auch darum, Kontakte zu knüpfen. Sein Arbeitgeber, die BGR, ist dem Wirtschaftsministerium unterstellt und berät die Bundesregierung unter anderem in Energiefragen.
„Wir werden nie alle Geheimnisse der Pole aufdecken“, sagt Piepjohn. Gerade dies macht für den Forscher aber auch den Reiz seiner Arbeit aus. Jedes Mal überwältigt ihn der Anblick der zerklüfteten Berge, des dunklen Meeres, der im Licht schimmernden Eisschollen. Im vergangenen Sommer kam ein besonderes Abenteuer hinzu. „Eine Bärin mit ihrem Jungen wohnte eine Woche lang im Umkreis unseres Camps“, erzählt der Forscher. Dabei konnte er filmen, wie der Eisbär eine Robbe jagte. „Die Robbe saß auf einer Eisscholle, die Bärin tauchte auf sie zu und überwältigte sie von hinten.“
Mehr dazu im Internet: www.polarjahr.de