Seit 60 Jahren verheiratet sind Josef Müller und seine Frau Gertrud. Der 86jährige Josef stammt aus dem kleinen Bauerndorf Diebach, seit 1972 Gemeindeteil der Stadt Hammelburg. Dort lernte der Landwirt und Eisenbieger im Jahr 1961 beim Kirchweihtanz seine Gertrud kennen, eine aus Polen kurz zuvor übergesiedelte Volksdeutsche, die er dann am 1. Juni 1963 in Diebach ehelichte.
Im Oktober 1970 fand das Ehepaar in Veitshöchheim mit ihren drei Töchtern zunächst in einer Mietwohnung in der Heidenfelder Straße eine neue Heimat, nachdem Josef in der Kaserne im zivilen Bereich eine Arbeitsstelle bis zu seinem Ruhestand fand. Im Januar 1974 erwarben die Müllers das 1948 von Siedlern errichtete Einfamilienhaus, das sie auch heute noch mit einer Tochter und deren Mann bewohnen und sich zu ihrem Jubelfest auch über den Besuch ihrer zwei Enkel und zwei Enkelinnen freuen.
Das Heimatdorf Josefsdorf von Gertrud Müller liegt 20 Kilometer von der ukrainischen Grenze entfernt im galizischen Karpatenvorland. Wie Gertrud erzählt, durfte sie nach 1945, also seit ihrem dritten Lebensjahr kein Deutsch mehr sprechen, sondern Polnisch und Russisch lernen. Die deutsche Sprache musste sie nach der Übersiedlung im Jahr 1959 in einer Förderschule für Spätaussiedler in Regensburg erst neu lernen, ehe sie an der Uniklinik in Würzburg eine Ausbildung als Hebamme machte. In diesem Beruf arbeitete sie in der alten Frauenklinik des Missio, bis sie nach ihrem zweiten Kind aufhörte.
Während Gertrud Müller sich im Frauenkreis der Kuratie-Kirchengemeinde u.a. als zweite Vorsitzende engagierte und heute noch die Senioren- und Herzsportgruppe der Turngemeinde aufsucht, frönte ihr Mann seinen Hobbys zuhause, so als leidenschaftlicher Gärtner, der 2009 bei "Veitshöchheim blüht auf" im Wettbewerb "Die schönsten Privatgärten" bei den naturnahen Gärten mit einem dritten Platz belohnt wurde. Auch heute noch versorgt er in seinen Hochbeeten seine Familie mit Gemüse und Salaten. Im Winterhalbjahr stehen dagegen auch heute noch Holzarbeiten bei ihm hoch im Kurs, fabriziert er Vogelhäuschen, Insektenhotels oder Knobelspiele. Seinen Geist trainiert er mit Sudoku.