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WÜRZBURG: Die drei Musketiere: Hollywood am Main

WÜRZBURG

Die drei Musketiere: Hollywood am Main

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    Diener des Kardinals: Komparse Heribert Kadletz (mit Bart) und Christoph Waltz.
    Diener des Kardinals: Komparse Heribert Kadletz (mit Bart) und Christoph Waltz.

    Er sei gespannt, endlich zu sehen, „was aus dem ganzen Aufwand geworden ist“, sagt Heribert Kadletz. Der 61-jährige Würzburger ist einer von über 300 Komparsen aus Würzburg und Umgebung, die im 3-D-Abenteuer „Die drei Musketiere“ mitspielen. An diesem Donnerstag feiert die 80-Millionen-Euro-Produktion, die in weiten Teilen an Originalschauplätzen in Bayern gedreht wurde, europaweit Kinopremiere.

    Komparse Kadletz wird sich freuen. Er ist auf der Leinwand zu erkennen, wie er als Diener dem Kardinal Richelieu, gespielt von Oscar-Preisträger Christoph Waltz, die rote Robe durch den Hofgarten trägt. Eine tragende Rolle also. Respekt. Heribert Kadletz darf sich am Wochenende feiern lassen, seine Partnerin hat vorsichtshalber schon ein paar Autogrammkarten drucken lassen.

    Andere Statisten werden ähnlich Spaß haben. Egal, ob sie als Minister, als Kammerzofe, Gärtner, französischer Landbauer oder als einer der vielen Gardesoldaten auftreten: Auch ein Jahr nach den Dreharbeiten erinnern sich viele an stundenlanges Warten am Set, zwickende Stiefel und Kostüme, aber eben auch an großes Spektakel, professionelles Drehen, technische Perfektion und die Nähe zu Filmstars wie Milla Jovovich, Orlando Bloom oder eben Christoph Waltz.

    Die Stadt Würzburg und die Bayerische Schlösserverwaltung hatten für den 350-köpfigen Hollywood-Tross um Regisseur Paul W. S. Anderson zwei Wochen lang Straßen und Plätze gesperrt, Straßenlaternen abgebaut, das Weltkulturerbe Residenz mit rotem Brokat verhängt, den Zugang zum fürstbischöflichen Schloss und der Festung Marienberg zeitweise arg eingeschränkt, um dabei sein zu können bei der actiongeladenen Neu-Verfilmung des berühmten „Musketiere“-Stoffs um Tapferkeit, Intrigen, Männerfreundschaft und Heldentum.

    Der Lohn sind fantastische Bilder, etwa wenn die Kamera per Hubschrauber über den Residenzplatz fährt und diesem dank der 3-D-Technik ungeahnte Tiefe gibt. Völlig egal, dass das Balthasar-Neumann-Schloss im Film für den Pariser Louvre steht und die Festung für den Buckingham-Palast; egal auch, dass moderne Computer-Technik die Alte Mainbrücke über die Seine ins Paris des 17. Jahrhunderts führen lässt: Das Spiel mit den Drehorten wird den Zuschauern hierzulande viel Spaß machen, zumal auch Schloss Herrenchiemsee, die Burganlage Burghausen und die Bamberger Altstadt unverkennbar sind.

    Die millionenschwere Filmförderung von Bund und Land wird sich bezahlt machen. Da ist Peter Oettinger, Direktor der Würzburger Tourismus-Zentrale, ganz sicher. „Bekanntheitsgrad ist die Grundlage für den Erfolg“, sagt Oettinger und rechnet damit, den Rekord von 702 000 Übernachtungen im Jahr 2010 weiter steigern zu können. Dass Würzburg an der vermutlich größten europäischen Filmproduktion mitgewirkt hat, sei ein „Glücksfall fürs Marketing“. Gerade erst habe ein chinesischer Kino-Kanal, „den im Schnitt 80 Millionen Menschen sehen“ (Oettinger) die Stadt Würzburg als Entstehungsort der „Musketiere“ porträtiert. Günstiger sei Werbung nicht zu haben. Zudem erarbeiten die Touristiker aktuell eine Gästeführung rund um den Film-Dreh. Da wird dann beispielsweise die Stelle in der Festungskapelle vorgeführt, an der ein japanischer Tourist mit seiner Kamera plötzlich in einer Szene mit Jovovich und Waltz stand.

    Aber auch das „Innenmarketing“ in der Stadt und der Region profitiere von Großevents wie dem Hollywood-Dreh. „Die Würzburger waren richtig stolz, Teil des Projekts zu sein“, freut sich Oettinger. Nicht nur die Komparsen hatten ihren Spaß, auch jede Menge Schaulustige tummelten sich am Set. Viele kamen zwei Wochen lang fast täglich an die Absperrungen, so die Würzburgerin Christina Feige, die über ihre Begegnungen mit Sicherheitsleuten, Helfern und Komparsen ein kleines Tagebuch verfasst hat. „Einfach, weil's so schön war.“ Wer Glück hatte, sah auch mal einen der Stars – auf dem Weg an die Drehorte, beim Schwimmen im Adamai-Bad oder auch in der Kinderabteilung von H&M, wo Milla Jovovich Klamotten fürs Töchterchen kaufte. Und dies, ganz ohne bedrängt zu werden. „In Würzburg“, scherzte Constatin-Produzent Robert Kulzer, „fragen sogar die Paparazzi, ob sie fotografieren dürfen.“

    Heribert Kadletz hat zwar sein Foto mit Christoph Waltz. Dem Österreicher einen Bocksbeutel zu überreichen, gelang ihm aber nicht. „Leider“, sagt er. Schließlich habe sich Waltz beim morgendlichen Smalltalk mit seinem Diener („da war er ganz locker“) kritisch über einen fränkischen „Domina“-Schoppen vom Vorabend geäußert. „Da haben wir in der Tat Besseres zu bieten“, habe er ihm beigepflichtet, so Kadletz und dem Oscar-Preisträger einen „Silvaner“ ans Herz gelegt.

    Als der Würzburger Komparse überraschend auch noch zum Dreh in Herrenchiemsee geladen wurde, packte er eigens einen Bocksbeutel „Spätburgunder“ vom Juliusspital in den Rucksack, um diesen Rotwein-Fan Waltz zu schenken. Vergeblich. Kadletz: „Man hat mir die Flasche vor der Überfahrt auf die Insel abgenommen.“

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