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Die eigenen Fähigkeiten finden

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Die eigenen Fähigkeiten finden

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    Dass drei gemeinnützige Organisationen zusammenarbeiten, um ein ganz spezielles Angebot für Menschen mit Behinderungen zu ermöglichen, ist keine Selbstverständlichkeit. Und auch nicht einfach, denn viele Aufgaben im Vorfeld müssen ehrenamtlich geschultert, der finanzielle Hintergrund geklärt, Zuständigkeiten definiert werden, berichtet Scheller. "Doch in unserem Fall ist das gemeinsame Haus nur die logische Konsequenz langjähriger, fruchtbarer Zusammenarbeit", freut sie sich.

    Was muss man sich unter einem Haus für konduktive Förderung eigentlich vorstellen? "Konduktive Förderung", erklärt die Fachfrau, "kommt aus Ungarn und wurde von dem Arzt und Hochschulprofessor für Heilpädagogik András Petö (1893-1967) entwickelt."

    Nach Würzburg kam die spezielle Fördermöglichkeit für (junge) Menschen, die an den Folgen von Hirnschädigungen durch Sauerstoffmangel oder Hirnblutungen leiden, durch Eltern betroffener Kinder, die in Ungarn die spezielle Förderung kennen und schätzen lernten und sich dort zufällig trafen. "Vor elf Jahren haben wir dann den Verein FortSchritt gegründet", erinnert sich die Vorsitzende.

    Das Wort konduktiv kommt aus dem Lateinischen und heißt zusammenführen. Das Geheimnis der Therapie nach András Petö ist die Einheit von Therapie, Erziehung, Bildung und Pflege. Die Konduktoren, die ein vierjähriges Hochschulstudium hinter sich haben, vereinen die Aufgaben des Physio- und Bewegungstherapeuten, Logopäden, Motopäden, Sonderpädagogen, Erziehers, Pflegers und Lehrers. Auf diese Weise können sie Betroffene optimal fördern, sind nicht nur Petö-Anhänger überzeugt.

    Ziel ist es, Kinder, aber auch Erwachsene, zu einem Höchstmaß an Eigenständigkeit und Selbständigkeit zu motivieren. Christiane Scheller, deren einer Sohn selbst betroffen ist, weiß, dass konduktiv geförderte Kinder eine neue Form von Selbstbewusstsein entwickeln. "Sie kennen ihre Grenzen, aber vor allem ihre Stärken und Fähigkeiten, sind stolz auf ihre Kompetenzen und das selbst Erarbeitete."

    Erreicht wird das alles nicht nur in speziellen Gruppen und Einrichtungen, sondern im Alltag. Wichtigster Bestandteil konduktiver Arbeit ist die ständige Zusammenarbeit und Anleitung der Eltern. "Gesunde Kinder", sagt Scheller, "lernen Dinge wie greifen, krabbeln, Treppen steigen, etwas festhalten ganz automatisch, aus sich heraus. Cerebral geschädigte Kinder müssen dies gezielt lernen, durch ständige Wiederholung und tägliches immer wieder Üben."

    Konduktive Gruppen für Kleinkinder, Kindergarten- und Schulkinder sowie eine Elternschule gibt es in Würzburg schon länger, ebenso wie Förderwochen in den Sommerferien. Nach der Gründung der Fördertagesstätte in der Blindeninstitutsstiftung, der Gründung der Einrichtung für konduktive Förderung in Lengfeld mit der Einführung einer Schulklasse mit Tagesstätte (Träger Blindeninstitutsstiftung und Verein für Körper- und Mehrfachbehinderte) ist die offizielle Eröffnung des Haus für konduktive Förderung im Haus vier am Blindeninstitut der letzte Schritt, das Angebot in Würzburg zu etablieren.

    "Wir freuen uns, dass konduktive Förderung in Unterfranken eine solch starke Lobby hat und der Bezirk unser Angebot mitfinanziert", sagt Scheller. Selbstverständlich ist das nicht. Denn auf eine Beteiligung der Krankenkasse muss die Einrichtung verzichten, die nämlich erkennt diese Therapieform nicht an.

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