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DIPBACH: Die Freude am eleganten Flug

DIPBACH

Die Freude am eleganten Flug

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    Für den Schutz der Wiesenweihe – ein eleganter und vom Aussterben bedrohter Zugvogel – haben sie in der Kategorie „für herausragende Einzelleistungen auf dem Gebiet der Erhaltung der Natur und Umwelt“ den Bruno H. Schubert-Preis 2008 erhalten (wir berichteten).

    Fünf Preise mit einem Preisgeld von insgesamt 100 000 Euro wurden in diesem Jahr in drei Kategorien vergeben. Die Bedeutung für die Schützer der Wiesenweihe aus Mainfranken zeigt sich vielleicht in den anderen Preisträgern dieses Jahres. Ausgezeichnet wurden das Ehepaar Tompkins aus Chile für den Schutz von Naturlandschaften in Chile und Argentinien, William Ngowo aus Tansania für seinen Einsatz zur Erhaltung des Maswa Reservats als Schutzgebiet für afrikanische Elefanten, das Ludwig-Meyn-Gymnasium in Schleswig Holstein für ein Schüler-Lehrer-Projekt zur Renaturierung von Bächen und Flüssen und das Greenpeace Team „Die grünen Hopser“ aus Ostfriesland für die Errichtung eines Naturlehrpfads zum Schutz bedrohter Tierarten.

    Ralf Krüger hat als „Chef“ des fünfköpfigen Teams den Umweltpreis für das „Wiesenweihenprojekt Mainfranken“ entgegengenommen. Der 48-jährige Rechtsanwalt arbeitet bei einer Mainzer Firma, die im In- und Ausland Windkraft- und Solaranlagen plant und baut. Krüger wohnt im Bergtheimer Ortsteil Dipbach.

    Frage: Herr Krüger, herzlichen Glückwunsch zu diesem internationalen Preis. Was bedeutet er für Sie?

    Ralf Krüger: Meine Mitstreiter und ich freuen uns natürlich über die persönliche Anerkennung unserer Arbeit für den Schutz der Natur. Vor 14 Jahren haben wir Hobby-Ornithologen vom Bund Naturschutz zum ersten Mal beobachtet, dass zwei Wiesenweihenpaare in einem Getreidefeld brüten. Das ist eine vogelkundliche Sensation gewesen, denn die Wiesenweihe ist aufgrund der zunehmenden Vernichtung ihrer Lebensräume in Feuchtflächen vom Aussterben bedroht. Dass sich die Wiesenweihe quasi zur „Getreideweihe“ entwickelt und sich der Zugvogel hier in Mainfranken neu ansiedelt, ist von europaweiter Bedeutung. Unter den Naturschützern ist unser Projekt in Mainfranken so bekannt wie der Frankenwein oder die Knauf-Werke. Deshalb ist der Preis so bedeutend für uns. Wir hoffen, dass er hierzulande die Akzeptanz für unser Projekt fördert.

    Warum gibt es wieder Wiesenweihen in Mainfranken?

    Krüger: Das ist eine unbeantwortete Frage. Zum einen ist es bestimmt Zufall, zum anderen die Eignung unseres Gebiets mit den guten Böden und damit dichten Getreidefeldern. Außerdem gelten Ackerraine und grasige Feldwege als bevorzugtes Jagdgebiet der Weihen auf Mäuse, Eidechsen, Frösche und Insekten. Aber es ist sicher auch unser Verdienst. Wir suchen die versteckten Nester der Bodenbrüter in den Getreidefeldern und schützen sie vor den Mähdreschern. Dazu arbeiten wir mit den Bauern zusammen. Sie sollen um den Horst eine Fläche von etwa 50 Mal 50 Metern stehen lassen, bis die Jungen ausfliegen. Manchmal muss ein Bauer nur wenige Tage mit der Ernte warten, manchmal kann es sechs Wochen dauern. Für die Zusammenarbeit mit uns werden die Landwirte inzwischen vom Freistaat und der Unteren Naturschutzbehörde entschädigt. In diesem Jahr kommen wir auf gut 120 Brutpaare. Es ist ein Erfolg für uns, wenn im Schnitt zwei Jungvögel pro Brutpaar überleben. Wenige Wiesenweihen gibt es außer in Mainfranken deutschlandweit nur in Westfalen, Niedersachsen und Schleswig-Holstein. Aber nirgendwo ist die Population so groß wie bei uns.

    Waren Sie schon immer von der Wiesenweihe begeistert?

    Krüger: Umweltschützer war ich schon immer. Bevor meine Frau Christiane und ich 1992 nach Unterfranken gezogen sind, war ich schon zehn Jahre lang Vorsitzender des Naturschutzbeirats der Stadt Kassel. Für Vögel interessiere ich mich, seitdem ich 20 Jahre alt war. Damals ist mir aufgefallen, dass ich zwar die Automarken kenne, aber nicht die heimischen Vögel. Das hat mich beschämt. Seitdem habe ich quasi einen Sammlertick entwickelt. Es macht mir Spaß, Vögel zu bestimmen. Die Wiesenweihe ist ein Greifvogel, der in Afrika überwintert. Ich kenne keinen Vogel in ganz Europa, der so elegant fliegt wie er. Das zu sehen macht mir unglaubliche Freude. In den vier Monaten von Mitte April bis Mitte August, in denen die Wiesenweihe hier ist, sieht mich meine Frau kaum. Wenn ich nicht arbeiten muss, fahre ich mit „meiner Fünferbande“ die Strecken von der Saale bis nach Rothenburg ab und helfe der Wiesenweihe beim Überleben. Unsere Arbeit ist mühselig, aber sehr erfolgreich und damit befriedigend.

    Was werden Sie mit dem Preisgeld von 15 000 Euro machen?

    Krüger: Genau wissen wir es noch nicht, es kommt sicher wieder dem Projekt zugute. Wir haben das Geld unter uns Fünf aufgeteilt und sehen es als einen Ausgleich für die jährlich etwa 10 000 Kilometer Fahrten zum Schutz der Wiesenweihe mit dem eigenen Auto über Straßen und Feldwege. Wir hoffen, dass uns die Auszeichnung Türen öffnet für die nächsten Schritte. Wir würden gerne Forschung betreiben, um mehr über die Lebensgeschichte der Vögel zu erfahren. Wir suchen Sponsoren, die uns Sender bezuschussen, um etwa die Flugroute bis nach Afrika verfolgen zu können. Wir bräuchten für unsere Touren gebrauchte Fahrzeuge und hätten gern Nestkameras, damit die Menschen bei der Brut und Aufzucht der Jungvögel live zuschauen können. Und wir möchten Fördermittel für Schutzprogramme, die hierzulande und in den Kulturlandschaften Afrikas Vogelschutz, Entwicklungshilfe und Landwirtschaftspolitik miteinander verknüpfen.

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