Nein, alles könne sie nicht vorführen, sagt Susanne Friedmann. "Dafür bräuchte ich mehr Zeit." Einen Rahmen zimmern, mit millimetergenau gesägten Brettern, eine Bildfläche herstellen, aus Leim und Kreide, Farben anrühren, aus zerkleinerten Pigmenten und Eigelb - die Diplom-Restauratorin weiß, wie groß der Aufwand schon vor dem Malen war. Einen Bildrahmen wird sie daher nicht zimmern, als Bildfläche hat sie Täfelchen vorbereitet. Sie wird Farben anrühren und zeigen, welche Fehler ein Maler nicht machen durfte. Zum Beispiel bei der Farbe Blau: "Dafür verwendet man Azurit", sagt sie "je mehr dieses Gestein verkleinert wird, desto grauer wird der Blauton." Die Farbe müsse daher auf eine schwarze Grundfläche gemalt werden, sonst verblasse sie. Was genau dahinter steckt zeigt Friedmann am Samstag und Sonntag ab 1030 Uhr jede Stunde aufs Neue bis 1730 Uhr.
Wieso die alten Techniken noch heute bekannt sind, auch das wird Friedmann den Besuchern des Fes- tungsfest erklären. "Zum einen erhalten wir Aufschlüsse durch die technologische Untersuchung", sagt sie. Wer die Farben analysiere, die Bildoberfläche durchs Mikroskop untersuche oder mit einem Infrarotgerät das Bild betrachte, der erhält Aufschlüsse über Alter, Maltechnik, Material. "Und es gibt historische Quellentexte der Künstler selbst."
Auf dem Festungsfest arbeitet Susanne Friedmann vor Zuschauern, doch in ihrem Beruf wirkt sie im Hintergrund. Sie muss sicherstellen, dass die Werke im Mainfränkischen Museum erhalten bleiben, und behebt Schäden an Bildern, organisiert den Transport und die Pflege der Werke, sorgt für die Sicherheit. Beim Festungsfest hat sie auch ein Auge auf das Wetter. Denn bei Regen tragen die Besucher Feuchtigkeit ins Museum - und feuchte Luft schadet den Jahrhunderte alten Werken.
Wie Susanne Friedmann werden dieses Wochenende auch andere Künstler ihr Handwerk auf dem Fes- tungsfest präsentieren: Thomas Hildenbrand schnitzt Figuren im Mainfränkischen Museum; Sabine Vogt vergoldet und Anton Zeller flicht Körbe im Fürstenbaumuseum; Roland Graf produziert ein Beil in der Alten Schmiede; Harald Kremer entfacht Feuer und die Büttnerzunft Würzburg bindet Fässer auf dem Greiffenclauhof.