Am Samstag, 9. September, beginnt in Ochsenfurt die Zuckerrüben-Kampagne, die nicht nur wegen ihres frühen Starts in vielerlei Hinsicht Rekorde brechen wird. Landwirte und Verarbeiter erwarten eine Rekordernte sowohl an der Menge, am Zuckergehalt und der Kampagnendauer über lange 127 Tage Verarbeitungstage bis Mitte Januar 2012. Mit Blick auf diese Rekordernte hat die Landwirtschaftliche Maschinengemeinschaft Zeil West (LMZ) die gewaltige Investition von 1,3 Millionen Euro in die Aufrüstung und Erweiterung ihres Fuhrparks gesteckt. Die Genossenschaft vermietet ihren 1100 Rüben anbauenden Mitgliedern das Equipment, um ihre Erzeugnisse in die Zuckerrübenfabriken transportieren zu können.
Manfred Greubel aus Ebenhausen ist seit zwei Jahren Vorstandsvorsitzender der LMZ. Er bezeichnet die Genossenschaft als „modernste Form der Selbstanfuhr“. In hoch technisierter Zeit sei es nicht mehr denkbar, dass jeder Rübenanbauer mit eigenen Fahrzeugen seinen Rübentransport organisieren muss. Die Genossenschaft ist als Solidargemeinschaft für den Leistungsaustausch unter landwirtschaftlichen Betrieben konzipiert und dient zudem als „Zubrot für die Bauern, weil das Transportgeld in der Landwirtschaft bleibt“, so Greubel.
„Richtig stolz“ bezeichnete sich Greubel, „Vorstand dieser gelben Flotte zu sein“. Ihm und seinen Genossenschaftskollegen sei es wichtig, die neuen Maschinen vor ihrem ersten Einsatz segnen zu lassen und auch die Fahrer unter Gottes Schutz zu stellen. „Die Sicherheit unserer Bauern ist uns wichtig“, erläuterte er bei der Fahrzeugsegnung im Schatten der Wallfahrtskirche Fährbrück (Landkreis Würzburg). Greubel wies auf die Fahrerschulungen hin und erläuterte die verbesserte Technik der Sattelzugmaschinen etwa mit Spurassistenten, Tempomat, Kraftstoff sparenden Besonderheiten in der Rückwand oder automatischer Abstandsregelung.
Zehn neue Sattelzugmaschinen mit je 430 PS wurden in Fährbrück gesegnet, dazu sechs neue Auflieger und eine neue Lademaus. „Die meisten Fahrzeuge waren Ersatzbeschaffungen, nur zwei Auflieger sind dazu gekommen“, erklärt Roland Dömling aus Münnerstadt, der stellvertretende Vorsitzende der LMZ.
20 komplette Züge mit je einem verantwortlichen Gruppenführer gehören nun der Genossenschaft. Dazu kommen zwei Lademäuse. Jeder LKW wird in dieser Kampagne rund 20 000 Tonnen Rüben transportieren und 120 000 Kilometer fahren. 60 Fahrer aus der Region werden insgesamt 18 000 Fahrten in die Zuckerrübenfabriken nach Ochsenfurt, Wabern und Warburg in der Nähe von Kassel machen.
Die neue Lademaus gilt als Herzstück des Fuhrparks. Sie hat eine Ladebreite von 8,70 Metern und kann in zehn Minuten einen ganzen LKW-Zug mit 25 Tonnen Ladelast beladen. „Die Größenordnung der LMZ ist mittlerweile gewaltig“, erkennt Dr. Klaus Ziegler vom Verband Fränkischer Zuckerrübenbauer an. Der Verbandsgeschäftsführer begleitet die Genossenschaft seit ihrer Gründung im Herbst 2001 mit Wohlwollen. Die Größe betreffe nicht nur die Mitgliederzahl und den Fuhrpark, sondern auch das Einsatzgebiet von Karlstadt bis Würzburg, von Dettelbach bis Mellrichstadt, vom südlichen Thüringen bis Bad Neustadt, Bad Kissingen und Hammelburg.
Augustinerpater Marcellus Jahnel zeigte sich sehr beeindruckt von der Solidarität der Rübenanbauer untereinander. Selbst die Musikkapelle „Sugar Babes“ unter der Leitung von Chefmausfahrer Norbert Stumpf bestehe aus LKW- und Mausfahrern, freute sich der Prior des Klosters Fährbrück über „das Einmalige, das hier und heute geschieht“. Ein Choral, Loblieder, Fürbitten und Segensgebete umrahmten die Segnung und eröffneten einen geselligen Teil, bei dem die neuen Fahrzeuge ausgiebig besichtigt werden konnten.