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REGION WÜRZBURG: Die Gentechnik in Europa aufhalten

REGION WÜRZBURG

Die Gentechnik in Europa aufhalten

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    Nach Bulgarien und Dänemark waren der deutschstämmige Landwirt und seine Frau am Samstag auch in der Region Würzburg zu Besuch. Die im Kitzinger Raum ansässige Initiative „Frauen für die Vielfalt“ und die Initiative „Eine Welt Würzburg“ hatten den Besuch organisiert.

    Oberbürgermeister Georg Rosenthal empfing die Schmeisers am Vormittag im Wenzelsaal des Rathauses. Dort trugen sie sich in das Goldene Buch der Stadt ein. Dann Kontrastprogramm: Mittags erwartete das kanadische Ehepaar auf dem Bio-Hof der Familie Haaf in Oberwittighausen (Main-Tauber-Kreis) ein reich gedeckter Tisch im Kreis der Großfamilie. Das typisch fränkische Menü aus den Erzeugnissen des Hofes schmeckte allen. Louise und Percy waren sich einig: „So gut isst man in keinem Restaurant!“

    Der nächste Anlaufpunkt war der Hof von Stefan Herrmann in Gaubüttelbrunn. An die 50 Landwirte und andere interessierte Bürger waren in Herrmanns Scheune gekommen, um Percys Erfahrungen im Umgang mit gentechnisch verändertem Saatgut zu lauschen.   Zwischen den Strohballen der Futterkammer erzählte er auch von seinem ersten Besuch in Europa, der in einem Kuhstall begonnen hatte. „Damals waren es mehr Kühe als Menschen, jetzt ist es umgekehrt.“

    Auf dem Hof in Gaubüttelbrunn, wohin auch die Landtagsabgeordneten Manfred Ländner (CSU) und Volkmar Halbleib (SPD) den Weg gefunden hatten, war dem kanadischen Ehepaar der Zuspruch gewiss.

    Nach Würzburg zurückgekehrt nahmen die Schmeisers mit der „Eine Welt Initiative Würzburg“ das Abendprogramm im Matthias-Ehrenfried-Haus in Angriff. Dort eröffnete Petra Haas-Weiglein von der Initiative „Frauen für die Vielfalt“ die Ausstellung „Wege des Widerstands“ über die Gegenwehr im Landkreis Kitzingen. Zusammen mit den Schmeisers und den anderen Besuchern ließ sie die Jahre des Widerstands lebendig werden und integrierte auch Beiträge vom örtlichen Bündnis und der Initiative „Gendreck-weg“, die in Kitzingen aktiv waren. Immer wieder brachte Haas-Weiglein zum Ausdruck, dass ihr der Satz „Widerstand lohnt sich“ besonders wichtig ist.

    Emotionaler Vortrag

    Der Höhepunkt des Abends war zweifellos der Bericht Percys über seinen Widerstand. Durch einen Sturm während der Erntezeit wehte frisch gemähter, genmanipulierter Raps auf seine Felder. Damit wurde seine 50-jährige Zuchtarbeit zerstört und es begann ein zäher und zermürbender Kampf gegen den milliardenschweren Konzern Monsanto. Dieser Kampf sollte fast zehn Jahre dauern. „Was ich in dieser Zeit erlebt habe, wünsche ich nicht mal meinem Todfeind“, erzählte Percy aufgebracht. Seine Frau Louise hatte ihn immer wieder bestärkt: „Don't give up Percy“. Gib nicht auf, hat sie ihm immer wieder gesagt.

    Anders als viele Farmer, die sich außergerichtlich dem Konzernriesen gebeugt hatten, kämpfte Schmeiser sich bis zur höchsten Instanz, dem kanadischen Supreme Court. Doch dieser entschied 2004 gegen ihn. Alle Lebensformen, die die patentierten Gene von Monsanto enthielten, seien Eigentum des Konzerns. Die Lizenzgebühren an Monsanto wurden ihm zwar erlassen, die Gerichtskosten von umgerechnet 250 000 Euro hatte er aber zu tragen.

    Rund 180 Menschen verfolgten den über einstündigen Vortrag Percys. Dieser fragte am Ende: „Könnt Ihr Gentechnik hier in Europa noch aufhalten?“ Er antwortete mit den Worten: „Yes, you can!“ Minutenlanger Beifall und Menschen, die sich von ihren Sitzen erhoben, zollten dem 78-Jährigen Tribut. Sein Übersetzer Bernward Geier meinte dazu: „Ihre Zustimmung ist es, die Percy und Louise Schmeiser weiter kämpfen lässt - Vielen Dank!“

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