Sechs Jahre lang war der direkte Weg durch die Zellerau vom westlichen Landkreis in die Innenstadt abgeschnitten. Die Frankfurter Straße war in dieser Zeit eine knapp zwei Kilometer lange Sackgasse. Die anliegenden Geschäfte hatten mit fehlender Laufkundschaft und Umsatzrückgängen zu kämpfen. Manche haben diese Zeit für Baumaßnahmen genutzt, andere sind insolvent gegangen.
„Unsere Metzgerei befindet sich im vorderen Teil der Zellerau, die hintere Zellerau war mehr betroffen. Trotzdem haben viele Kunden erzählt, dass es während der Sperrung für sie sehr schwer gewesen sei, uns zu erreichen“, sagt Wolfgang Dees von der Metzgerei Kirchner.
Horst Vollhardt vom Vogel Convention Center kann das bestätigen: „Viele Besucher, die vom Westen oder der Hettstadter Steige aus ins VCC kamen, sind hier genervt und verspätet angekommen. Die Sperrung wurde wohl nicht in ihrem Navi angezeigt, und die Umleitung war anscheinend nicht gut ausgeschildert.“
Auch Georg Gögelein von der Gögelein GmbH & Co. KG ist verärgert: „Unsere Mitarbeiter vom Untermain hatten wegen der Verkehrslage Probleme, pünktlich zur Arbeit zu kommen. Es war ein Unding der Stadt und Stadtverwaltung eine so wichtige Straße zu sperren und gesperrt zu halten. Seit 2014 wurde uns die Wiedereröffnung versprochen, 2016 ist es endlich soweit. Und dafür mache ich eindeutig die Stadtverwaltung verantwortlich.“
Die Verkehrssituation hat auch dazu geführt, dass nur wenige Bewohner des westlichen Landkreises dazu bereit waren, den langen Umweg in die Zellerau auf sich zu nehmen. „Die Kundschaft vom Untermain war für uns weggebrochen, früher kamen etwa 80 Prozent der Kunden aus dem Gebiet zwischen Zell und Karlstadt“, sagt Gögelein weiter.
Frank Nötzold vom Sun Inn Sonnenstudio und Permanent Art hofft, dass die alte Kundschaft aus Zell, Margetshöchheim und den benachbarten Gemeinden in Zukunft wieder vermehrt in die Zellerau zum Einkaufen kommt. „Manche unserer Stammkunden aus dem Gebiet kamen trotzdem noch, viele blieben wegen der langen Umfahrung aber auch weg. Ursprünglich hatten wir sechs Solarien, mussten dann aber auf vier verkleinern“, so Nötzold.
Von fehlender Kundschaft waren jedoch nicht nur die Geschäfte, sondern auch die Fahrschule Kwiotek betroffen. „Aus Zell haben wir kaum noch Kunden, die sind lieber mit dem Bus zum Hauptbahnhof gefahren und in eine Fahrschule direkt in der Stadt gegangen“, meint Horst Kwiotek. Wegen der fehlenden Anmeldungen aus dem Hinterland sei auch der Umsatz um ein Drittel zurückgegangen. „Es wird wahrscheinlich auch noch zwei bis drei Jahre lang dauern, bis sich das wieder normalisiert“, schätzt Kwiotek.
Christian Braune vom Fressnapf teilt diese Einschätzung. Außerdem sagt er: „Wir freuen uns darauf, dass die Kunden wiederkommen und hoffen daran anknüpfen zu können, wo wir vorher aufgehört haben. Die Schließung hat für uns schmerzliche Verluste bedeutet, es gab Umsatzeinbußen von 30 bis 40 Prozent.“
Über rückläufige Umsatzzahlen klagt auch Jörn Greulich vom Kaminofenstudio Greulich: „Die Bauarbeiten waren auf dreieinhalb Jahre angesetzt, letztendlich wurde unnötig auf sechs Jahre verlängert. Einige Geschäfte hier sind in der Zwischenzeit insolvent gegangen, darunter auch mein früherer Nachbar, ein Blumenhändler. Auch wir haben Umsatzrückgänge im sechsstelligen Bereich.“
Reinhard Henke vom Hofbräukeller kann sich hingegen nicht beschweren: „Wir haben durch die Sperrung der Frankfurter Straße keine Einbußen gehabt, es hat uns geschäftsmäßig nicht geschadet.“ Dafür gebe es mehrere Gründe: „Wir sind direkt an der Hauptverkehrsstraße am Schlossberg, haben eigene Parkplätze und sind das einzige fränkische Lokal in der Zellerau.“
Am anderen Ende der Straße, tief in der Sackgasse, sah es nicht ganz so rosig aus. „Die sechs Jahre Vollsperrung waren wahnsinnig frustrierend“, meint Mira Matterstock, die Forst- und Gartentechnik verkauft. „Obwohl wir als Fachhandel sogar besser dran waren. Der Einzelhandel hat mehr darunter gelitten, vor allem an der fehlenden Laufkundschaft. An der Baustelle hing die ganze Zeit ein Schild ,Zeller Bock wird wiedereröffnet am.
..‘ und die Jahreszahl wurde einfach immer weiter nach hinten verschoben – dass sechs Jahre daraus werden, hätte keiner gedacht. Aber wir haben den Zeitraum genutzt, um unseren Firmensitz zu erweitern. Wir rechnen in Zukunft mit einem großen Ansturm und hoffen auf Aufschwung.“
Cornelia Pabst vom Gartencenter Dehner blickt der Wiedereröffnung des Zeller Bock ebenfalls optimistisch entgegen: „Wir sind dann auch endlich wieder für unser Haupteinzugsgebiet, den westlichen Landkreis, erreichbar.“ Sie sei sich sicher, dass sich die Umsätze schnell wieder verbessern würden. Dann fügt sie noch hinzu: „Die Zellerau wird ein toller Stadtteil werden, auch durch die Baumaßnahmen am Bürgerbräu-Gelände.“