Icon Menü
Icon Schließen schliessen
Startseite
Icon Pfeil nach unten
Würzburg
Icon Pfeil nach unten
Stadt Würzburg
Icon Pfeil nach unten

Die letzte Chance bei leerem Konto

Stadt Würzburg

Die letzte Chance bei leerem Konto

    • |
    • |
    Pierre Marotte, Besitzer des Pfandleihhauses "Goldkaiser", nimmt gerade
ein Armband einer Kundin entgegen.
    Pierre Marotte, Besitzer des Pfandleihhauses "Goldkaiser", nimmt gerade ein Armband einer Kundin entgegen. Foto: FOTO UTE FIEDLER

    Pierre Marotte ist Besitzer des einzigen Pfandleihhauses in Würzburg. Im "Goldkaiser" geht ununterbrochen die Tür. Von Nah und Fern kommen Menschen in finanziellen Nöten, die bei Marotte ihr Kostbarstes versetzen. "Zu 90 Prozent bringen sie ihren Schmuck hierher", sagt er. Man könne leicht darauf verzichten und er sei einfach zu verstauen. Aber auch Musikinstrumente oder technische Geräte wie Handys nimmt der 52-Jährige entgegen. "Die dürfen aber nicht älter als zwei Jahre sein, sonst bekommt man auf den Versteigerungen nichts mehr dafür."

    Die meisten geben ihre Stücke ohne Trauer ab, empfinden auch keine Scheu, sagt Marotte. "Da ich auch Schmuck verkaufe und repariere, kann man von außen nicht sehen, was im Laden vor sich geht." Seine Kunden kommen aus allen gesellschaftlichen Schichten. Viele sind arbeitslos, geschieden oder alleinerziehend. Die stärkste Gruppe repräsentierten allerdings Ausländer. "Im Süden und im Osten haben die meisten ja kein Sparbuch, so wie wir, sondern Gold, das sie dann versetzen", sagt der gebürtige Franzose.

    Sofort, wenn der Kunde sein Schmuckstück bringt, schätzt Marotte dessen Wert, übergibt das Geld samt Pfandschein. "Pro Monat werden Gebühren und Zinsen erhoben, je nach Wert des Stücks." Nach vier Monaten ist Verfalltag. Wenn der Kunde nicht verlängert, dann kommt das Versetzte bei der nächsten Versteigerung unter den Hammer.

    Marotte weiß nie, ob diese Auktion gut oder schlecht für ihn ausgeht. "Wenn der Schmuck nicht den Preis bei der Versteigerung erzielt, den ich meinem Kunden gezahlt habe, dann habe ich Pech gehabt", sagt er. Wird aber mehr Geld dafür geboten, so geht der Überschuss an seinen Kunden.

    Noch ein weiteres Risiko trägt der Pfandleiher. "Ich weiß nie, ob Kunden mir gestohlene Sachen andrehen." Zwar müssen Kunden älter als 18 sein und den Personalausweis vorlegen. "Bei sehr teuren Dingen will ich dann einen Kaufvertrag oder eine Erbbestätigung sehen." Aber man wisse ja nie.

    Das Geschäft sei anstrengend. Abends sei er manchmal "fix und alle". "Es gibt so viel Bürokram zu erledigen und dann diese ganze Verwalterei." Alles muss genau dokumentiert werden, es darf keine Verwechslungen geben. Trotzdem liebt Pierre Marotte seinen Beruf. Wegen der Abwechslung, dem Umgang mit Kunden. Mit seinen Stammkunden pflege er guten Kontakt. Und die Kunden schätzen ihn und seine Diskretion. Gerade ist eine Frau im Laden, die ihr Schmuckstück nicht auslösen kann und versteigert haben will. "Erzählen Sie bloß nichts meinem Mann", fleht sie Marotte an. Stillschweigen ist für den Geschäftsmann Ehrensache.

    Seine Zukunft sieht er positiv. "Das Pfandleihgeschäft gibt es schon seit Ewigkeiten, warum soll es nicht so weitergehen", fragt der gelernte Juwelier. Ihm graue nur vor der Überschwemmung mit Billigprodukten. Dann gäbe es bald nichts Wertvolles mehr für ihn zu versteigern.

    Das nächste Mal kommen ver- setzte Stücke am 2.  Juli im Mat- thias-Ehrenfried-Haus unter den Hammer.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden