Mit den letzten 1000 Tonnen Schiffskohle für das Heizkraftwerk fuhr Kapitän Anton Ohmer mit seiner "MS Karlburg" am Donnerstag in den Alten Hafen ein. Einen Tag später ist die Fracht gelöscht, sind die letzten Kohlestücke per Förderband auf dem Weg ins Kohlelager.
Es war ein historischer Moment, sind sich die WVV-Direktoren Karl-Heinz Utschig und Herbert Wolf einig, der Abschied von der Bekohlung und der Aufbruch in ein "neues Zeitalter in der Würzburger Energiepolitik". Denn beim Heizkraftwerk werden die Kohlekessel künftig durch eine Gas- und Dampfturbine ersetzt. Nur noch in extrem kalten Wintern kommen sie zum Einsatz. Somit wird deutlich weniger Kohle gebraucht. Die aber wird künftig im Neuen Hafen gelagert und gelangt nicht mehr per Schiff sondern auf Lastwagen vom Neuen Hafen zum Kraftwerk.
Das macht die Sache überschaubarer. Aber auch weniger spannend, wie der technische Leiter des Heizkraftwerks, Armin Lewetz, erzählt: "Besonders in den Wintermonaten haben wir gebangt, ob wir genug Kohle vorrätig haben." Widriges Wetter, Hochwasser, Niedrigstand, Eis, aber auch Reparaturen an Schleusen und Streiks in Bergwerken konnten Kohlelieferungen per Schiff nachhaltig ins Wanken bringen. So kam es, dass beispielsweise Mitte der 1990er Jahre der Kohlebunker des Heizkraftwerkes komplett leer geräumt war. Bevor die Würzburger aber frieren mussten, wurde die nötige Kohle auf Groß-Lastwagen herbeigeschafft.
Zu Spitzenzeiten legten 120 Kohleschiffe im Jahr am Alten Hafen an. Rund zwei Millionen Tonnen Steinkohle wurden seit 1955 auf 2161 Schiffen am Alten Hafen angeliefert und verfeuert. Das entspricht laut Lewetz einem Güterzug von 1000 Kilometern Länge oder: Würde man die Kohle rund um das Kraftwerk auftürmen, ragte aus dem Kohleberg nur noch die Kaminspitze heraus.
Ende nächster Woche nun wird der Kohlelagerplatz am Alten Hafen endgültig geräumt und der Platz mit einem geschwungenen Dach überbaut, das an ein im Hafen liegendes Schiff erinnern soll. "Cappuccino mit Kohlestaub wird es dann am Alten Hafen nicht mehr geben", scherzt Stefan Söchtig vom Heizkraftwerk mit Blick aufs nahe Museums-Café. Der Kohlekran am Hafenbecken (gebaut 1939) aber wird auch künftig, wenngleich nicht mehr in Betrieb, gewartet und bleibt erhalten, "als Industriedenkmal", sagt Wolf.