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BERNSFELDEN/EIBELSTADT: Die Lust am alten Gemäuer

BERNSFELDEN/EIBELSTADT

Die Lust am alten Gemäuer

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    Für den kleinen Igersheimer Ortsteil an der Nahtstelle zwischen Bayern und Baden-Württemberg ist die Entwicklung ein Glücksfall. Zwei verwaiste Höfe waren in den vergangenen drei Jahren an Auswärtige verkauft worden. Die Anwesen sind wieder bewohnt und werden durch Pferdehaltung bewirtschaftet. Ein dritter wird jetzt gerade renoviert.

    Wer regelmäßig auf der Bundesstraße 19 durch Bernsfelden fährt, kennt das Haus am Ortseingang. Seit Jahren schien es im Dornröschenschlaf zu liegen. Die beiden früheren Bewohner, zwei kauzige Junggesellen, leben inzwischen im Altenheim.

    Seit einigen Monaten ist wieder Betrieb auf dem Grundstück – und abends brennt Licht. Auch ein neues Türschild gibt es: „Sascha Roos, Steinmetz- und Bildhauermeister“.

    Der 47-Jährige ist selbstständig und wohnt derzeit auf einem stillgelegten Steinbruch bei Eibelstadt. Den 1400 Quadratmeter großen Bauernhof in Bernsfelden mit Wohnhaus, Scheune und Garten hat er im Mai 2009 gekauft.   „Ehemaliges landwirtschaftliches Anwesen sucht begnadeten Handwerker“ – dieses Verkaufs-Inserat hatte Roos damals angesprochen. Denn handwerklich begabt, das ist er, und das muss er auch sein, um sein künftiges Zuhause einzurichten. Seitdem verbringt er jede freie Minute auf seinem Gehöft.

    Das Grundstück ist zwar verwahrlost, aber die Mauer und das Dach des Wohnhauses seien überraschend gut erhalten, erzählt Roos. „Zum Abreißen ist's jedenfalls zu schade, ich hab' doch restaurieren gelernt.“ Die vermutlich größte Herausforderung hat er bereits gemeistert: Die Küche, über lange Zeit arg vernachlässigt, wirkt schon jetzt recht wohnlich.

    In mehrmonatiger Arbeit hat Roos die Wände verputzt und einen neuen Holzboden verlegt. Eine frei geklopfte, frisch ausgefugte Natursteinwand wirkt geradezu malerisch, Einbauküche und Holzofen sorgen für Gemütlichkeit.

    „Es fehlt noch ein Bett, dann könnte ich hier schon übernachten“, schmunzelt Roos. Bis er sein neues Domizil mit seiner Ehefrau Phitsamai tatsächlich beziehen kann, werden vermutlich noch einige Monate vergehen. Der Rest des 180-Quadratmeter-Hauses ist noch lange nicht bewohnbar.

    Die elektrischen Leitungen sind bereits komplett erneuert. Es war die einzige Arbeit, die der Hausherr nicht selbst erledigt hat. Die restlichen fünf Zimmer werden vermutlich mit geringerem Aufwand herzurichten sein. Bleibt das Entrümpeln des Grundstücks. Alleine in der Scheune lagern mehrere hundert Kubikmeter Stroh.

    Keine Staus

    Warum zieht Sascha Roos gerade nach Bernsfelden? Der gebürtige Würzburger lebt seit langem aus Überzeugung auf dem Land, erzählt er. Dadurch muss er keine Staus auf dem Weg zur Arbeit befürchten und wohnt trotzdem verkehrsgünstig direkt an der B 19. Außerdem sei das neue Haus recht günstig gewesen und passe gut zu ihm. Dass er dafür auf manchen Komfort eines Neubaus verzichten muss, stört Sascha Roos nicht weiter. Schon jetzt wohnt er ohne Zentralheizung und muss jeden Morgen den Ofen anschüren.

    Den für ihre Lebenssituation geeigneten Hof fand in Bernsfelden auch Nadine R., die 2008 aus der Nähe von Aschaffenburg zugezogen ist. Nun gibt es genügend Wohnraum für die vierköpfige Familie sowie Stall und Weidefläche für drei Pferde. Eigenleistung war auch hier unabdingbar: Ihr Ehemann hat als gelernter Maurermeister das Wohnhaus aufwändig in Stand gesetzt. Wie Sascha Roos sieht Nadine R. viele Vorzüge des Landlebens. Das Zusammenleben in der Nachbarschaft ist viel enger als in der Stadt. Auch in dieser Hinsicht sei sie in Bernsfelden nicht enttäuscht worden.

    Die Grundstückspreise sind niedriger als in Stadtnähe, die Gebäude sind passabel erhalten, und die Käufer können selbst renovieren – dies sind nach Ansicht des Bernsfelder Ortsvorstehers Michael Schmitt die Gründe, warum in seinem Dorf in den vergangenen Jahren für einige leer stehende Höfe neue Eigentümer gefunden werden konnten. Nur noch ein ehemaliges landwirtschaftliches Anwesen sei in Bernsfelden momentan unbewohnt, allerdings schon seit etwa 20 Jahren. Eine Lösung sei in diesem Fall nicht in Sicht.

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