(gizo) Die Ehrenamtlichen der Altersberatung in Stadt und Landkreis Würzburg sowie in Teilen des Landkreises Main-Spessart leisten eine Arbeit, die nicht mit Geld zu bezahlen ist. Dies betonte der evangelische Dekan Günter Breitenbach bei der Veranstaltung zum zehnjährigen Jubiläum im Rudolf-Alexander-Schröder-Haus. Die Helfer hätten stets das Ziel vor Augen, den alten Menschen zu unterstützen, so dass er Antworten auf seine Fragen sowie Unterstützung durch professionelle Dienste und Einrichtungen erfahre, ergänzte Dekanatsseniorenbeauftragte Diakonin Martina Fritze.
In einem Festvortrag unterstrich Dorathea Strichau (München) – mit Blick auf den demografischen Wandel –, dass an den Potenzialen des Alters kein Weg vorbeigehe. Für das Funktionieren des Sozialstaates sei das freiwillige Engagement älterer Menschen unverzichtbar geworden. Dennoch würden die Chancen des Alters sträflich vernachlässigt, kritisierte die Leiterin der Landesstelle der Arbeitsgemeinschaft der Evangelischen Erwachsenenbildung in Bayern (AEEB). Dieses Ausmaß an Gestaltungswillen, an Gestaltungskraft und Gestaltungskompetenz werde im politischen Alltag – und nicht nur dort – permanent unterschätzt.
Strichau zufolge spiegelt sich diese Veränderung des Alters noch nicht in einem veränderten gesellschaftlichen und kulturellen Umgang mit dem Alter wider. Vielmehr sei das gesellschaftliche Altersbild meist auf die Begrenzungen des Alters reduziert. Die AEEB-Leiterin forderte daher ein „differenziertes Altersbild, das die Vielfalt des Alters aufnehme“. „Statt der Abwertung des Alters muss es darum gehen, älteren und alten Menschen vielfältige Möglichkeiten zu bieten, eigene Potenziale einzubringen und am öffentlichen Leben teilzuhaben.“
Das Würzburger Projekt der Altersberatung, so Strichau, sei vorbildlich, weil es das Interesse, Neues zu lernen und die Bereitschaft sich zu engagieren aufgreife und gleichzeitig auf einen gesellschaftlichen Bedarf antworte: nämlich auf die Unterstützung alter Menschen und ihrer Angehörigen. Das Projekt nehme die veränderte Altersstruktur der Gesellschaft wahr.
Als man 1999 auf Initiative von der Gerontologin Ursula Plößel (heute Erlangen) ein niederschwelliges Angebot ins Beratungsprogramm aufnahm, habe man nicht daran gedacht, „dass diese Idee eine kleine Erfolgsgeschichte werden wird“, sagte Eva-Maria Hartmann vom Schröder-Haus. Das kombinierte Konzept, eine grundlegende Fortbildung zu Fragen des Alters, die Suche nach geeigneten Arbeitsfeldern und die kontinuierliche Begleitung der Ehrenamtlichen anzubieten, trage heute Früchte.
Für die Berater selbst sei die Ausbildung die Sensibilisierung des eigenen Älterwerdens und zugleich eine gute Vorbereitung im Umgang mit Ratsuchenden. „Es freut uns, dass diese Idee nun auch in anderen bayerischen Städten Schule macht.“