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OCHSENFURT: Die Stadt unterm Hakenkreuz

OCHSENFURT

Die Stadt unterm Hakenkreuz

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    Hakenkreuz vor Kruzifix: Die NSDAP machte auch in Ochsenfurt bald deutlich, wer das Sagen hat und welche „Religion“ die richtige sei. Dies zeigte sich auch bei dieser Kundgebung, bei der Teile des Rathauses geschickt verhüllt wurden. Es ist eines von vielen Bildern aus dem neuen Buch „Nazi- und Kriegszeit in Ochsenfurt“ von Walter Valentin.
    Hakenkreuz vor Kruzifix: Die NSDAP machte auch in Ochsenfurt bald deutlich, wer das Sagen hat und welche „Religion“ die richtige sei. Dies zeigte sich auch bei dieser Kundgebung, bei der Teile des Rathauses geschickt verhüllt wurden. Es ist eines von vielen Bildern aus dem neuen Buch „Nazi- und Kriegszeit in Ochsenfurt“ von Walter Valentin. Foto: Foto: ARCHIV HEINZ KRETZER

    Bereits vor zehn Jahren hatten sich Mitglieder des Arbeitskreises intensiv jener Zeit angenommen. Eine Dokumentation mit 555 Seiten stellte der Heimatforscher und -fotograf Heinz Kretzer zusammen, aus dessen Fundus auch Valentin schöpfen konnte. Inzwischen konnten weitere Quellen erschlossen und dem Bild neue Facetten hinzugefügt werden. Am Anfang steht der geschichtliche Ablauf der Nazi-Herrschaft in Ochsenfurt, die auch hier das öffentliche Leben prägnant veränderte.

    Während noch Helden des Ersten Weltkriegs verehrt wurden, unterzogen sich nach Einführung der Wehrpflicht im Jahr 1935 neue Rekruten der Musterung, die sich vor dem Rathaus präsentierten – eines von vielen Fotos in dem Buch. Ein einzigartiges Dokument ist das heimlich geschossene Foto von der Abnahme von Glocken der Stadtpfarrkirche, die zur Gewinnung von Stahl für die Rüstung dienen sollten.

    Breiten Raum nehmen Zeitzeugenschilderungen ein, darunter einige bisher unveröffentlichte. Über Ochsenfurt hinaus bekannt wurde der Einsatz von Frauen für eine kampflose Übergabe der Stadt, um Zerstörung und unnötiges Blutvergießen zu verhindern. Sie organisierten einen Protestzug zur Kreisleitung, den Gretchen Kleinschrot schildert. An der Räumung von Barrikaden am Bollwerk war Antonia Schülling persönlich beteiligt, die über diesen lebensgefährlichen Einsatz berichtet. Auch Karl Küffner berichtete über jenes Ereignis wie auch über die Sprengung der Brücke durch deutsche Truppen und die Plünderung der Wehrmachts-Lebensmittelager. Juliane Schlarb erzählt vom Einmarsch der Amerikaner. Aufregung verursachte noch der Einzug eines deutschen Stoßtrupps in die bereits von den Amerikanern besetzte Stadt, woran Dr. Günther Graf erinnert.

    Die umfangreichen Kriegsgefangenenlager sind Thema von Rudolf Fripan. Während in Ochsenfurt schon Waffenruhe herrschte, gingen auf der nördlichen Mainseite die Gefechte weiter, wovon Zeubelried schwer betroffen war, wie Arthur Kernwein schildert. Schreckliche Eindrücke von Verwundeten erlebten die Frickenhäuser Albert Knauer und Peter Stephan als junge Burschen.

    Das Elend im Notkrankenhaus in der Schule erschütterte Marianne Uttinger, ebenso wie die Sorge um Angehörige, die kurz vor Schluss noch eingezogen wurden. 350 junge Ochsenfurter Männer kehrten nicht mehr vom „Feld der Ehre“ zurück. Stellvertretend für Strapazen, Ängste und Nöte der Soldaten stehen die Erinnerungen von Günther Paul, der nur knapp dem Tod entgangen war.

    Was die Nachricht vom Tod an der Front für Angehörige bedeutet, drücken erschütternde Briefe einer Kriegerwitwe aus. Als Vermächtnis gegen den Krieg möchte Valentin die Erlebnisschilderungen verstanden wissen.

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