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OCHSENFURT: Die Zuckerfabrik hat Ruh'

OCHSENFURT

Die Zuckerfabrik hat Ruh'

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    Geschafft: Eine der letzten Fuhren hat Tobias Ruß aus Kleinrheinfeld im Landkreis Schweinfurt in die Ochsenfurter Zuckerfabrik gefahren. Die Rüben stammten von einem Acker bei Gochsheim.
    Geschafft: Eine der letzten Fuhren hat Tobias Ruß aus Kleinrheinfeld im Landkreis Schweinfurt in die Ochsenfurter Zuckerfabrik gefahren. Die Rüben stammten von einem Acker bei Gochsheim. Foto: Foto: Gerhard Meissner

    So ein Jahr hat Rübeninspektor Ernst Merz noch nicht erlebt. Von der Einsaat im Frühjahr bis zur Abfuhr der letzten Rübenmiete hatte das Wetter mitgespielt. Die gute Winterfeuchte, verantwortlich für einen guten Aufgang; die nachfolgende Trockenheit, die für feine Risse im Boden sorgte und die Pflänzchen so veranlasst hatte, besonders tief zu wurzeln; der feuchtwarme Sommer ; die Trockenheit im Herbst, die die Ernte im wahrsten Sinn zu einer sauberen Sache machte.

    Als im Dezember der Regen kam, lagen die Rüben längst auf langen Haufen und warteten auf die Abfuhr. Die nachfolgenden Niederschläge waren wichtig, um die Feuchtigkeitsspeicher im Boden wieder aufzufüllen und so die Grundlage für das nächste Anbaujahr zu legen.

    25 123 Hektar Rüben waren 2011 in Franken eingesät worden. Nicht alle Rüben landeten in der Ochsenfurter Fabrik. 60 000 Tonnen aus dem nördlichen Unterfranken gingen ins Südzuckerwerk Wabern bei Kassel, 30 000 aus Oberfranken nach Zeitz in Sachsen-Anhalt, 81 000 Tonnen aus dem badischen Grenzland und Hohenlohe nach Offenau bei Heilbronn und nicht zuletzt 9600 Tonnen Biorüben nach Warburg.

    Am Freitagmorgen wurde die letzte Rübe in die Fabrik transportiert, gewaschen, geschnitzelt und gekocht. Rund 24 Stunden dauert es, bis sie den gesamten Prozess der Zuckergewinnung durchlaufen hat. Die Dampfsäule über der Fabrik, seit Monaten weithin sichtbares Wahrzeichen der Stadt, war schon vorher versiegt. Der Dampf stammt hauptsächlich vom Trocknen der ausgelaugten Rübenschnitzel.

    Nach den Erfahrungen der Vorjahre hatten sich die Zuckerrübenbauern auf Schnee und Kälte eingerichtet. Die Mietenpflegegemeinschaft, eine Tochter des Maschinenrings Maindreieck Süd, hatte in breitere Schutzvliese investiert, die das Abdecken der Rübenhaufen beschleunigen. 40 000 Tonnen Rüben hatte man damit abgedeckt, um sie vor Frost zu schützen. Der Frost war weitgehend ausgeblieben. Der wäre jetzt nötig, sagt Rübeninspektor Merz, damit der von der Nässe verklebte Boden gefriert und sich lockert.

    Für den Südzucker-Konzern kommt es jetzt darauf an, wie die Rekordmenge an Zucker am Markt unterkommt. Nach der Zuckermarktordnung dürfen innerhalb der EU höchstens 85 Prozent des Eigenverbrauchs produziert werden Auf diese Mengen sind auch die Produktionsquoten bemessen. Zum Glück gibt es großen Bedarf am Weltmarkt. Auch die Preise sind auf einem Rekordhoch.

    Das nährt die Hoffnung, dass die Mehrerträge in Quotenzucker für den Nahrungsmittelsektor umgewandelt werden und nicht als billiger Industriezucker vermarktet werden müssen. Dem Südzucker-Konzern, zu ungefähr einem Viertel an der europäischen Zuckererzeugung beteiligt, kommt dabei seine internationale Vernetzung entgegen.

    Im Südzuckerwerk kehrt nun wieder Ruhe ein. Die Anlagen, vier Monate lang bis an die Grenzen beansprucht, müssen überholt und repariert werden. Jetzt kann auch der Schaden behoben werden, den ein Stromausfall Anfang November hinterlassen hatte. Die Schnitzeltrocknung war damals in Brand geraten. Fast einen Tag lang stand die Fabrik still. Die Anlagen waren provisorisch instand gesetzt worden.

    Nach 125 Tagen ist die Kampagne 2011/12 nun schon beinahe Geschichte. 127 Tage hätten es nach den ersten Ernteprognosen sein sollen – fast eine Punktlandung, sagt Rübeninspektor Ernst Merz, „wir lagen auch schon weiter daneben“.

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